richten bezweifeln, ob der Pfalzgraf den Hengst zu regieren weiß, auf den er sich so galant gesetzt hat. -- Es ist doch nichts daran, daß ihr euch mit dem Böhmen verbündet habt?"
"Wenig genug, leider! Wohl sind ein paar Bünd¬ ner hingereist, aber gar nicht die rechten Leute."
"Das ist sehr gewagt!"
"Im Gegentheil, zu wenig gewagt! Keiner ge¬ winnt, der nicht den vollen Einsatz auf den Tisch wirft. Unser Regiment ist erbärmlich lässig. Lauter halbe Maßregeln! Und doch haben wir unsere Schiffe ver¬ brannt, mit Spanien so gut wie gebrochen und die Vermittlung Frankreichs grob abgewiesen. Wir sind ganz auf uns selbst gestellt. In ein paar Wochen können die Spanier von Fuentes her einbrechen und es ist -- kannst Du's glauben, Waser? -- für keine Vertheidigung gesorgt. Ein paar erbärmliche Schanzen sind aufgeworfen, ein paar Compagnien einberufen, die heute kommen und sich morgen verlaufen. Keine Kriegs¬ zucht, kein Geld, keine Führung! Und mich haben sie wegen meines eigenmächtigen Eingreifens, wie sie's nennen, das sich für meine Jugend und mein Amt nicht schicke, von jedem Einflusse auf die öffentlichen Dinge abgeschnitten und so fern als möglich von ihren Raths¬ stuben an diese Bergpfarre gefesselt. Die ehrwürdige
richten bezweifeln, ob der Pfalzgraf den Hengſt zu regieren weiß, auf den er ſich ſo galant geſetzt hat. — Es iſt doch nichts daran, daß ihr euch mit dem Böhmen verbündet habt?“
„Wenig genug, leider! Wohl ſind ein paar Bünd¬ ner hingereiſt, aber gar nicht die rechten Leute.“
„Das iſt ſehr gewagt!“
„Im Gegentheil, zu wenig gewagt! Keiner ge¬ winnt, der nicht den vollen Einſatz auf den Tiſch wirft. Unſer Regiment iſt erbärmlich läſſig. Lauter halbe Maßregeln! Und doch haben wir unſere Schiffe ver¬ brannt, mit Spanien ſo gut wie gebrochen und die Vermittlung Frankreichs grob abgewieſen. Wir ſind ganz auf uns ſelbſt geſtellt. In ein paar Wochen können die Spanier von Fuentes her einbrechen und es iſt — kannſt Du's glauben, Waſer? — für keine Vertheidigung geſorgt. Ein paar erbärmliche Schanzen ſind aufgeworfen, ein paar Compagnien einberufen, die heute kommen und ſich morgen verlaufen. Keine Kriegs¬ zucht, kein Geld, keine Führung! Und mich haben ſie wegen meines eigenmächtigen Eingreifens, wie ſie's nennen, das ſich für meine Jugend und mein Amt nicht ſchicke, von jedem Einfluſſe auf die öffentlichen Dinge abgeſchnitten und ſo fern als möglich von ihren Raths¬ ſtuben an dieſe Bergpfarre gefeſſelt. Die ehrwürdige
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richten bezweifeln, ob der Pfalzgraf den Hengſt zu
regieren weiß, auf den er ſich ſo galant geſetzt hat. —
Es iſt doch nichts daran, daß ihr euch mit dem Böhmen
verbündet habt?“
„Wenig genug, leider! Wohl ſind ein paar Bünd¬
ner hingereiſt, aber gar nicht die rechten Leute.“
„Das iſt ſehr gewagt!“
„Im Gegentheil, zu wenig gewagt! Keiner ge¬
winnt, der nicht den vollen Einſatz auf den Tiſch wirft.
Unſer Regiment iſt erbärmlich läſſig. Lauter halbe
Maßregeln! Und doch haben wir unſere Schiffe ver¬
brannt, mit Spanien ſo gut wie gebrochen und die
Vermittlung Frankreichs grob abgewieſen. Wir ſind
ganz auf uns ſelbſt geſtellt. In ein paar Wochen
können die Spanier von Fuentes her einbrechen und
es iſt — kannſt Du's glauben, Waſer? — für keine
Vertheidigung geſorgt. Ein paar erbärmliche Schanzen
ſind aufgeworfen, ein paar Compagnien einberufen, die
heute kommen und ſich morgen verlaufen. Keine Kriegs¬
zucht, kein Geld, keine Führung! Und mich haben ſie
wegen meines eigenmächtigen Eingreifens, wie ſie's
nennen, das ſich für meine Jugend und mein Amt nicht
ſchicke, von jedem Einfluſſe auf die öffentlichen Dinge
abgeſchnitten und ſo fern als möglich von ihren Raths¬
ſtuben an dieſe Bergpfarre gefeſſelt. Die ehrwürdige
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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