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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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von Kümmerniß gänzlich zerstöret. So fuhr dahin in
Ehren der edle Herzog Heinz aus Welschland. Wenn
einst, wie wir alle unverrücket hoffen, das deutsche
Reich erneuet wird in evangelischer Freiheit und großer
Gloria, so wird man auch dieses gottesfürchtigen wel¬
schen Herzogs gedenken, dieweil er glaubenshalber aus
seinem Vaterlande gewichen und nachdem er sich seiner
hohen Ehren demüthiglich abgethan, im evangelischen
deutschen Heer einen frommen Reiterstod gestorben ist.
Amen."

Tiefe Bewegung hatte sich der ganzen Versamm¬
lung bemächtigt, es bildeten sich leise redende Gruppen.
Wie damals da der Herzog am Thore von Chur Ab¬
schied nahm, stand Jenatsch eine Weile allein mit ver¬
finstertem Antlitz.

Dann trat der Bürgermeister Meyer auf ihn zu
und redete ihn herzlich und ehrerbietig an: "Wir Churer
glauben Eurer Genehmigung gewiß zu sein, Herr Oberst,
wenn wir Euch vorschlagen, das Euch gebotene Dank-
und Ehrenfest auf einen spätern Tag zu verlegen. Habt
Ihr doch selbst besser als jeder Andere das unserm
Lande wohlgewogene Gemüth des guten Herzogs ge¬
kannt und müßte es Euch doch selber schmerzen, wenn
wir seinen Tod bei Fackelschein und Reigentanz mit
hartem Herzen zu feiern den Anschein hätten."

von Kümmerniß gänzlich zerſtöret. So fuhr dahin in
Ehren der edle Herzog Heinz aus Welſchland. Wenn
einſt, wie wir alle unverrücket hoffen, das deutſche
Reich erneuet wird in evangeliſcher Freiheit und großer
Gloria, ſo wird man auch dieſes gottesfürchtigen wel¬
ſchen Herzogs gedenken, dieweil er glaubenshalber aus
ſeinem Vaterlande gewichen und nachdem er ſich ſeiner
hohen Ehren demüthiglich abgethan, im evangeliſchen
deutſchen Heer einen frommen Reiterstod geſtorben iſt.
Amen.“

Tiefe Bewegung hatte ſich der ganzen Verſamm¬
lung bemächtigt, es bildeten ſich leiſe redende Gruppen.
Wie damals da der Herzog am Thore von Chur Ab¬
ſchied nahm, ſtand Jenatſch eine Weile allein mit ver¬
finſtertem Antlitz.

Dann trat der Bürgermeiſter Meyer auf ihn zu
und redete ihn herzlich und ehrerbietig an: „Wir Churer
glauben Eurer Genehmigung gewiß zu ſein, Herr Oberſt,
wenn wir Euch vorſchlagen, das Euch gebotene Dank-
und Ehrenfeſt auf einen ſpätern Tag zu verlegen. Habt
Ihr doch ſelbſt beſſer als jeder Andere das unſerm
Lande wohlgewogene Gemüth des guten Herzogs ge¬
kannt und müßte es Euch doch ſelber ſchmerzen, wenn
wir ſeinen Tod bei Fackelſchein und Reigentanz mit
hartem Herzen zu feiern den Anſchein hätten.“

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[396/0406] von Kümmerniß gänzlich zerſtöret. So fuhr dahin in Ehren der edle Herzog Heinz aus Welſchland. Wenn einſt, wie wir alle unverrücket hoffen, das deutſche Reich erneuet wird in evangeliſcher Freiheit und großer Gloria, ſo wird man auch dieſes gottesfürchtigen wel¬ ſchen Herzogs gedenken, dieweil er glaubenshalber aus ſeinem Vaterlande gewichen und nachdem er ſich ſeiner hohen Ehren demüthiglich abgethan, im evangeliſchen deutſchen Heer einen frommen Reiterstod geſtorben iſt. Amen.“ Tiefe Bewegung hatte ſich der ganzen Verſamm¬ lung bemächtigt, es bildeten ſich leiſe redende Gruppen. Wie damals da der Herzog am Thore von Chur Ab¬ ſchied nahm, ſtand Jenatſch eine Weile allein mit ver¬ finſtertem Antlitz. Dann trat der Bürgermeiſter Meyer auf ihn zu und redete ihn herzlich und ehrerbietig an: „Wir Churer glauben Eurer Genehmigung gewiß zu ſein, Herr Oberſt, wenn wir Euch vorſchlagen, das Euch gebotene Dank- und Ehrenfeſt auf einen ſpätern Tag zu verlegen. Habt Ihr doch ſelbſt beſſer als jeder Andere das unſerm Lande wohlgewogene Gemüth des guten Herzogs ge¬ kannt und müßte es Euch doch ſelber ſchmerzen, wenn wir ſeinen Tod bei Fackelſchein und Reigentanz mit hartem Herzen zu feiern den Anſchein hätten.“

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/406>, abgerufen am 24.11.2024.