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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Wimpern und angenehm gelockten Haaren hervorleuch¬
tenden Augen machten einen Eindruck von befriedigter
Ruhe, welche Herrn Waser an die silberne Luna er¬
innerte, wie sie sich in den klaren Wassern des Zürcher¬
see's spiegelt. Immer sehnlicher wünschte er, dieses
anmuthige Gestirn möchte glückbringend an seinem Abend¬
himmel aufgehen.

Obgleich des Doctors Lebensauffassung in Folge
seines galligen Temperamentes im Ganzen eine trübe
war, sah er dem unter seinen Augen sich vorbereiten¬
den häuslichen Ereignisse nicht ohne väterliche Be¬
friedigung entgegen. Aber seine Gedanken waren zer¬
streut. Herr Waser hatte ihm in allem Vertrauen vor
der Mittagstafel eine Kunde mitgetheilt, mit welcher er
Fräulein Amantia nicht vorzeitig, nicht heute betrüben
wollte -- die Kunde vom Tode des Herzogs Rohan.
Ein deutsches Flugblatt, das denselben mit rührenden
Worten beschrieb, war nach Zürich gelangt und Waser
hatte es für seinen geschichtskundigen Freund mit¬
gebracht.

Ueberdies beschäftigte diesen der jeden Augenblick
erwartete Einzug des Triumphators in Chur, dessen
Persönlichkeit ihm von jeher fremdartig und widerwärtig
gewesen und dem er am wenigsten verzeihen konnte,
daß er das Sprecher'sche Haus, eine Festung der Ehre,

Wimpern und angenehm gelockten Haaren hervorleuch¬
tenden Augen machten einen Eindruck von befriedigter
Ruhe, welche Herrn Waſer an die ſilberne Luna er¬
innerte, wie ſie ſich in den klaren Waſſern des Zürcher¬
ſee's ſpiegelt. Immer ſehnlicher wünſchte er, dieſes
anmuthige Geſtirn möchte glückbringend an ſeinem Abend¬
himmel aufgehen.

Obgleich des Doctors Lebensauffaſſung in Folge
ſeines galligen Temperamentes im Ganzen eine trübe
war, ſah er dem unter ſeinen Augen ſich vorbereiten¬
den häuslichen Ereigniſſe nicht ohne väterliche Be¬
friedigung entgegen. Aber ſeine Gedanken waren zer¬
ſtreut. Herr Waſer hatte ihm in allem Vertrauen vor
der Mittagstafel eine Kunde mitgetheilt, mit welcher er
Fräulein Amantia nicht vorzeitig, nicht heute betrüben
wollte — die Kunde vom Tode des Herzogs Rohan.
Ein deutſches Flugblatt, das denſelben mit rührenden
Worten beſchrieb, war nach Zürich gelangt und Waſer
hatte es für ſeinen geſchichtskundigen Freund mit¬
gebracht.

Ueberdies beſchäftigte dieſen der jeden Augenblick
erwartete Einzug des Triumphators in Chur, deſſen
Perſönlichkeit ihm von jeher fremdartig und widerwärtig
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[375/0385] Wimpern und angenehm gelockten Haaren hervorleuch¬ tenden Augen machten einen Eindruck von befriedigter Ruhe, welche Herrn Waſer an die ſilberne Luna er¬ innerte, wie ſie ſich in den klaren Waſſern des Zürcher¬ ſee's ſpiegelt. Immer ſehnlicher wünſchte er, dieſes anmuthige Geſtirn möchte glückbringend an ſeinem Abend¬ himmel aufgehen. Obgleich des Doctors Lebensauffaſſung in Folge ſeines galligen Temperamentes im Ganzen eine trübe war, ſah er dem unter ſeinen Augen ſich vorbereiten¬ den häuslichen Ereigniſſe nicht ohne väterliche Be¬ friedigung entgegen. Aber ſeine Gedanken waren zer¬ ſtreut. Herr Waſer hatte ihm in allem Vertrauen vor der Mittagstafel eine Kunde mitgetheilt, mit welcher er Fräulein Amantia nicht vorzeitig, nicht heute betrüben wollte — die Kunde vom Tode des Herzogs Rohan. Ein deutſches Flugblatt, das denſelben mit rührenden Worten beſchrieb, war nach Zürich gelangt und Waſer hatte es für ſeinen geſchichtskundigen Freund mit¬ gebracht. Ueberdies beſchäftigte dieſen der jeden Augenblick erwartete Einzug des Triumphators in Chur, deſſen Perſönlichkeit ihm von jeher fremdartig und widerwärtig geweſen und dem er am wenigſten verzeihen konnte, daß er das Sprecher'ſche Haus, eine Feſtung der Ehre,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/385>, abgerufen am 22.11.2024.