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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Freilich wäre es der Schwester Perpetua gegen
die Natur gegangen, sich nicht mindestens bei Lucas
über die letzte lange Abwesenheit des Fräuleins jenseits
der Berge einiges Licht zu verschaffen, hätte sie nicht
aus der allerbesten Quelle, einem Briefe des Paters
Pancratius selber, schon im Winter erfahren, daß un¬
angenehme Erb- und Familienangelegenheiten, über die
man besser nicht mit ihr spreche, die Gegenwart Lucretias
in Mailand nothwendig machten.

Lucretias Fahrt nach Mailand im vergangenen
Jahre war ihr schwer geworden, aber sie hatte das von
Jenatsch ihr vorgehaltene Ziel standhaft verfolgt und
durch die Festigkeit ihres Willens auch erreicht. Nicht
die Mühsale des zweimaligen Ueberschreitens der im
Winter gefährlichen Bergpässe hatten ihren Muth auf
die größte Probe gestellt; diese Schrecknisse hatte die
kräftige Frau, geleitet von dem treuen wetterharten
Lucas und einem seiner berggewohnten Söhne, ohne
Zagen und Ermüdung überwunden. Anders aber war
es, als sie, von dem geschäftigen Pancraz in Mailand
empfangen und bei Serbelloni eingeführt, sich dem
klugen und zähen Staatsmanne gegenüber befand und
fühlte, daß sie sich auf ein ihr fremdes Gebiet verirrt,

Freilich wäre es der Schweſter Perpetua gegen
die Natur gegangen, ſich nicht mindeſtens bei Lucas
über die letzte lange Abweſenheit des Fräuleins jenſeits
der Berge einiges Licht zu verſchaffen, hätte ſie nicht
aus der allerbeſten Quelle, einem Briefe des Paters
Pancratius ſelber, ſchon im Winter erfahren, daß un¬
angenehme Erb- und Familienangelegenheiten, über die
man beſſer nicht mit ihr ſpreche, die Gegenwart Lucretias
in Mailand nothwendig machten.

Lucretias Fahrt nach Mailand im vergangenen
Jahre war ihr ſchwer geworden, aber ſie hatte das von
Jenatſch ihr vorgehaltene Ziel ſtandhaft verfolgt und
durch die Feſtigkeit ihres Willens auch erreicht. Nicht
die Mühſale des zweimaligen Ueberſchreitens der im
Winter gefährlichen Bergpäſſe hatten ihren Muth auf
die größte Probe geſtellt; dieſe Schreckniſſe hatte die
kräftige Frau, geleitet von dem treuen wetterharten
Lucas und einem ſeiner berggewohnten Söhne, ohne
Zagen und Ermüdung überwunden. Anders aber war
es, als ſie, von dem geſchäftigen Pancraz in Mailand
empfangen und bei Serbelloni eingeführt, ſich dem
klugen und zähen Staatsmanne gegenüber befand und
fühlte, daß ſie ſich auf ein ihr fremdes Gebiet verirrt,

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[351/0361] Freilich wäre es der Schweſter Perpetua gegen die Natur gegangen, ſich nicht mindeſtens bei Lucas über die letzte lange Abweſenheit des Fräuleins jenſeits der Berge einiges Licht zu verſchaffen, hätte ſie nicht aus der allerbeſten Quelle, einem Briefe des Paters Pancratius ſelber, ſchon im Winter erfahren, daß un¬ angenehme Erb- und Familienangelegenheiten, über die man beſſer nicht mit ihr ſpreche, die Gegenwart Lucretias in Mailand nothwendig machten. Lucretias Fahrt nach Mailand im vergangenen Jahre war ihr ſchwer geworden, aber ſie hatte das von Jenatſch ihr vorgehaltene Ziel ſtandhaft verfolgt und durch die Feſtigkeit ihres Willens auch erreicht. Nicht die Mühſale des zweimaligen Ueberſchreitens der im Winter gefährlichen Bergpäſſe hatten ihren Muth auf die größte Probe geſtellt; dieſe Schreckniſſe hatte die kräftige Frau, geleitet von dem treuen wetterharten Lucas und einem ſeiner berggewohnten Söhne, ohne Zagen und Ermüdung überwunden. Anders aber war es, als ſie, von dem geſchäftigen Pancraz in Mailand empfangen und bei Serbelloni eingeführt, ſich dem klugen und zähen Staatsmanne gegenüber befand und fühlte, daß ſie ſich auf ein ihr fremdes Gebiet verirrt,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/361>, abgerufen am 22.11.2024.