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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Erstes Kapitel.

Ein durchsichtig blauer Winterhimmel umfing die
Lagunenstadt und schaute sich mit gleicher Kraft und
Helle tief aus dem Spiegel eines ihrer vielen schmalen
Wasserbänder wieder entgegen. Hier zeigten die stillen
Wasser auch das scharfe dunkle Ebenbild einer schlank ge¬
wölbten Marmorbrücke, die das engste und bewohnteste
Quartier Venedigs mit dem Campo dei Frari verbindet.
Dieser kleine Platz bildet den spärlichen Vorraum zu
dem fremdartig erhabenen Meisterbau Niccolo Pisanos,
dem rothschimmernden Dome der Maria gloriosa de'
Frari.

In der engen Pforte eines an die Lagune gebau¬
ten Hauses jenseits der Brücke stand ein Mann von
mittleren Jahren mit einem ernsten bärtigen Kopfe und
von gedrungener, kurzer Gestalt. Sein Blick folgte
ruhig den lautlos geführten, von Zeit zu Zeit unter

Erſtes Kapitel.

Ein durchſichtig blauer Winterhimmel umfing die
Lagunenſtadt und ſchaute ſich mit gleicher Kraft und
Helle tief aus dem Spiegel eines ihrer vielen ſchmalen
Waſſerbänder wieder entgegen. Hier zeigten die ſtillen
Waſſer auch das ſcharfe dunkle Ebenbild einer ſchlank ge¬
wölbten Marmorbrücke, die das engſte und bewohnteſte
Quartier Venedigs mit dem Campo dei Frari verbindet.
Dieſer kleine Platz bildet den ſpärlichen Vorraum zu
dem fremdartig erhabenen Meiſterbau Niccolò Piſanos,
dem rothſchimmernden Dome der Maria glorioſa de'
Frari.

In der engen Pforte eines an die Lagune gebau¬
ten Hauſes jenſeits der Brücke ſtand ein Mann von
mittleren Jahren mit einem ernſten bärtigen Kopfe und
von gedrungener, kurzer Geſtalt. Sein Blick folgte
ruhig den lautlos geführten, von Zeit zu Zeit unter

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[0127] Erſtes Kapitel. Ein durchſichtig blauer Winterhimmel umfing die Lagunenſtadt und ſchaute ſich mit gleicher Kraft und Helle tief aus dem Spiegel eines ihrer vielen ſchmalen Waſſerbänder wieder entgegen. Hier zeigten die ſtillen Waſſer auch das ſcharfe dunkle Ebenbild einer ſchlank ge¬ wölbten Marmorbrücke, die das engſte und bewohnteſte Quartier Venedigs mit dem Campo dei Frari verbindet. Dieſer kleine Platz bildet den ſpärlichen Vorraum zu dem fremdartig erhabenen Meiſterbau Niccolò Piſanos, dem rothſchimmernden Dome der Maria glorioſa de' Frari. In der engen Pforte eines an die Lagune gebau¬ ten Hauſes jenſeits der Brücke ſtand ein Mann von mittleren Jahren mit einem ernſten bärtigen Kopfe und von gedrungener, kurzer Geſtalt. Sein Blick folgte ruhig den lautlos geführten, von Zeit zu Zeit unter

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/127>, abgerufen am 24.11.2024.