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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Hühner- und Eierweiber -- waren Stammgäste des ge¬
räumigen Bootes.

Die dunkle Nachricht, welche das Postboot von
Rapperswyl brachte, versetzte dessen Insassen in unge¬
wohnte Aufregung. Ihre vor dem Schreckbild scheuende
Einbildungskraft erging sich in den abenteuerlichsten
Sprüngen. Nicht zufrieden mit den überlieferten That¬
sachen, vermutheten sie eine allgemeine Verschwörung der
Papisten gegen alles Volk, das sich zur reinen Lehre
bekenne. Schließlich waren sie nicht weit davon, den
ihnen Allen dem Rufe nach, einigen von Angesicht be¬
kannten Herrn Pompejus, dem sie die Hauptschuld an
dem Blutbade beimaßen, zum Feldhauptmann des Anti¬
christs zu erheben und ihm ein Heer schlauer Jesuiten
und feuriger Teufel zur Verfügung zu stellen.

"Der letzte Sieg der Bosheit und das Weltgericht
steht vor der Thür", sprach feierlich der alte Ferkelhändler,
welcher etwas taub war und sich um so eifriger auf die
seltene Kunst des Lesens und die selbständige Erforschung
der Schrift verlegt hatte, "alle Zeichen sind da, -- das
große Thier" . . .

"Ihr könntet irren", unterbrach ihn der Amt¬
schreiber, der bis jetzt in sich gekehrt geschwiegen hatte.
"Wißt, daß seit der Apostel Zeiten bei allen schweren
Calamitäten, die über das Christenvolk hereinbrachen,

Hühner- und Eierweiber — waren Stammgäſte des ge¬
räumigen Bootes.

Die dunkle Nachricht, welche das Poſtboot von
Rapperswyl brachte, verſetzte deſſen Inſaſſen in unge¬
wohnte Aufregung. Ihre vor dem Schreckbild ſcheuende
Einbildungskraft erging ſich in den abenteuerlichſten
Sprüngen. Nicht zufrieden mit den überlieferten That¬
ſachen, vermutheten ſie eine allgemeine Verſchwörung der
Papiſten gegen alles Volk, das ſich zur reinen Lehre
bekenne. Schließlich waren ſie nicht weit davon, den
ihnen Allen dem Rufe nach, einigen von Angeſicht be¬
kannten Herrn Pompejus, dem ſie die Hauptſchuld an
dem Blutbade beimaßen, zum Feldhauptmann des Anti¬
chriſts zu erheben und ihm ein Heer ſchlauer Jeſuiten
und feuriger Teufel zur Verfügung zu ſtellen.

„Der letzte Sieg der Bosheit und das Weltgericht
ſteht vor der Thür“, ſprach feierlich der alte Ferkelhändler,
welcher etwas taub war und ſich um ſo eifriger auf die
ſeltene Kunſt des Leſens und die ſelbſtändige Erforſchung
der Schrift verlegt hatte, „alle Zeichen ſind da, — das
große Thier“ . . .

„Ihr könntet irren“, unterbrach ihn der Amt¬
ſchreiber, der bis jetzt in ſich gekehrt geſchwiegen hatte.
„Wißt, daß ſeit der Apoſtel Zeiten bei allen ſchweren
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[100/0110] Hühner- und Eierweiber — waren Stammgäſte des ge¬ räumigen Bootes. Die dunkle Nachricht, welche das Poſtboot von Rapperswyl brachte, verſetzte deſſen Inſaſſen in unge¬ wohnte Aufregung. Ihre vor dem Schreckbild ſcheuende Einbildungskraft erging ſich in den abenteuerlichſten Sprüngen. Nicht zufrieden mit den überlieferten That¬ ſachen, vermutheten ſie eine allgemeine Verſchwörung der Papiſten gegen alles Volk, das ſich zur reinen Lehre bekenne. Schließlich waren ſie nicht weit davon, den ihnen Allen dem Rufe nach, einigen von Angeſicht be¬ kannten Herrn Pompejus, dem ſie die Hauptſchuld an dem Blutbade beimaßen, zum Feldhauptmann des Anti¬ chriſts zu erheben und ihm ein Heer ſchlauer Jeſuiten und feuriger Teufel zur Verfügung zu ſtellen. „Der letzte Sieg der Bosheit und das Weltgericht ſteht vor der Thür“, ſprach feierlich der alte Ferkelhändler, welcher etwas taub war und ſich um ſo eifriger auf die ſeltene Kunſt des Leſens und die ſelbſtändige Erforſchung der Schrift verlegt hatte, „alle Zeichen ſind da, — das große Thier“ . . . „Ihr könntet irren“, unterbrach ihn der Amt¬ ſchreiber, der bis jetzt in ſich gekehrt geſchwiegen hatte. „Wißt, daß ſeit der Apoſtel Zeiten bei allen ſchweren Calamitäten, die über das Chriſtenvolk hereinbrachen,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/110>, abgerufen am 24.11.2024.