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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Wann uns das Sonnen-Licht den Tag des Herren zeigte / Sah dieser theure Mann / daß Er den Zweck erreichte / Zumahl die GOttes-Lehr' in ihrer besten Pracht Gleich einem Diamant mir wurde zugebracht. Betrübte Schüler-Schaar / wie kanstu ohne Thränen Nebst mir den herben Fall des wehrten Manns erwehnen? Bedencke / wie Er dich mit hoher Gunst umfieng / Und kurtz vor seinem Schmertz noch ins Examen gieng. Wie? daß den matten Leib die muntre Seel erregte Und Er der Seelen Heyl mehr als des Leibs erwegte? Zog Er nicht unsern Nutz der eignen Wollfahrt für? Insonderheit war Er mein Leit-Stern und Panier. Wie manch Examen hat Er selbst nicht überstanden? Jedoch gedachte man / sein Schiff lein würde stranden / So wurd' Er nach der Prob' erhöhet und vermehrt / Und aus der Sternen-Höh' mit Gut und Muht geehrt. GOtt prüft die Hirten-Treu / wie Gold in Gluth und Feuer Und zeiget dadurch an / Sie sey ihm lieb und theuer. Er war zu jeder Zeit Ihm selbst ein Prüfe-Stein / Und hielte seinen Gang von allen Flecken rein. Er prüfte jeden Geist / ob er von GOtt entsprossen / Und lag in JEsu Schooß gantz ruhig und verschlossen. Wenn diß die gantze Stadt Ihr zu Gemühte zieht / Und auff ein Augen-Blick die Neben-Sinnen flieht / So muß Sie Leib und Geist in schwartzer Nacht verhüllen / Und kan die scharffe Wund' auff keine Weise stillen. Altar und Cantzel stehn gleichsam durch Leyd entfärbt / Zumahl auch Kirch und Schul ein kläglich Antheil erbt. Jedoch / Hochwürdges Haupt / Dir ist es woll gelungen / Du hast im Neuen Kampf die rechte Kron errungen: Du bist ein treuer Hirt' Joh. X. 4. Welches Evangelium eben auff den dritten Pfingst-Tag fiel / an welchem der Seelig-Verstorbene Todes verblichen. und gehest vor uns hin: Wir hören deine Stimm / und folgen deinem Sinn. Du ruffst: Gehabt Euch woll / und wischet Eure Thränen / Was wollt Ihr euch nach Mir / Ihr Hoch betrübte / sehnen? Mir ist in Israel ein neues Feld bestimmt / Das Euch in kurtzer Zeit mit Lust gleichfals auffnimmt. Sie / Wehrtgeschätzete / erwarte denn zum Lohne Auff Leyden / Angst und Schmertz / die Ihr bewahrte Krone.

JOH. BARWARDUS Koken / Hild. Gymn. Andr. Alumnus.

Wann uns das Sonnen-Licht den Tag des Herren zeigte / Sah dieser theure Mann / daß Er den Zweck erreichte / Zumahl die GOttes-Lehr’ in ihrer besten Pracht Gleich einem Diamant mir wurde zugebracht. Betrübte Schüler-Schaar / wie kanstu ohne Thränen Nebst mir den herben Fall des wehrten Manns erwehnen? Bedencke / wie Er dich mit hoher Gunst umfieng / Und kurtz vor seinem Schmertz noch ins Examen gieng. Wie? daß den matten Leib die muntre Seel erregte Und Er der Seelen Heyl mehr als des Leibs erwegte? Zog Er nicht unsern Nutz der eignen Wollfahrt für? Insonderheit war Er mein Leit-Stern und Panier. Wie manch Examen hat Er selbst nicht überstanden? Jedoch gedachte man / sein Schiff lein würde stranden / So wurd’ Er nach der Prob’ erhöhet und vermehrt / Und aus der Sternen-Höh’ mit Gut und Muht geehrt. GOtt prüft die Hirten-Treu / wie Gold in Gluth und Feuer Und zeiget dadurch an / Sie sey ihm lieb und theuer. Er war zu jeder Zeit Ihm selbst ein Prüfe-Stein / Und hielte seinen Gang von allen Flecken rein. Er prüfte jeden Geist / ob er von GOtt entsprossen / Und lag in JEsu Schooß gantz ruhig und verschlossen. Wenn diß die gantze Stadt Ihr zu Gemühte zieht / Und auff ein Augen-Blick die Neben-Sinnen flieht / So muß Sie Leib und Geist in schwartzer Nacht verhüllen / Und kan die scharffe Wund’ auff keine Weise stillen. Altar und Cantzel stehn gleichsam durch Leyd entfärbt / Zumahl auch Kirch und Schul ein kläglich Antheil erbt. Jedoch / Hochwürdges Haupt / Dir ist es woll gelungen / Du hast im Neuen Kampf die rechte Kron errungen: Du bist ein treuer Hirt’ Joh. X. 4. Welches Evangelium eben auff den dritten Pfingst-Tag fiel / an welchem der Seelig-Verstorbene Todes verblichen. und gehest vor uns hin: Wir hören deine Stimm / und folgen deinem Sinn. Du ruffst: Gehabt Euch woll / und wischet Eure Thränen / Was wollt Ihr euch nach Mir / Ihr Hoch betrübte / sehnen? Mir ist in Israel ein neues Feld bestimmt / Das Euch in kurtzer Zeit mit Lust gleichfals auffnimmt. Sie / Wehrtgeschätzete / erwarte denn zum Lohne Auff Leyden / Angst und Schmertz / die Ihr bewahrte Krone.

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[86/0090] Wann uns das Sonnen-Licht den Tag des Herren zeigte / Sah dieser theure Mann / daß Er den Zweck erreichte / Zumahl die GOttes-Lehr’ in ihrer besten Pracht Gleich einem Diamant mir wurde zugebracht. Betrübte Schüler-Schaar / wie kanstu ohne Thränen Nebst mir den herben Fall des wehrten Manns erwehnen? Bedencke / wie Er dich mit hoher Gunst umfieng / Und kurtz vor seinem Schmertz noch ins Examen gieng. Wie? daß den matten Leib die muntre Seel erregte Und Er der Seelen Heyl mehr als des Leibs erwegte? Zog Er nicht unsern Nutz der eignen Wollfahrt für? Insonderheit war Er mein Leit-Stern und Panier. Wie manch Examen hat Er selbst nicht überstanden? Jedoch gedachte man / sein Schiff lein würde stranden / So wurd’ Er nach der Prob’ erhöhet und vermehrt / Und aus der Sternen-Höh’ mit Gut und Muht geehrt. GOtt prüft die Hirten-Treu / wie Gold in Gluth und Feuer Und zeiget dadurch an / Sie sey ihm lieb und theuer. Er war zu jeder Zeit Ihm selbst ein Prüfe-Stein / Und hielte seinen Gang von allen Flecken rein. Er prüfte jeden Geist / ob er von GOtt entsprossen / Und lag in JEsu Schooß gantz ruhig und verschlossen. Wenn diß die gantze Stadt Ihr zu Gemühte zieht / Und auff ein Augen-Blick die Neben-Sinnen flieht / So muß Sie Leib und Geist in schwartzer Nacht verhüllen / Und kan die scharffe Wund’ auff keine Weise stillen. Altar und Cantzel stehn gleichsam durch Leyd entfärbt / Zumahl auch Kirch und Schul ein kläglich Antheil erbt. Jedoch / Hochwürdges Haupt / Dir ist es woll gelungen / Du hast im Neuen Kampf die rechte Kron errungen: Du bist ein treuer Hirt’ und gehest vor uns hin: Wir hören deine Stimm / und folgen deinem Sinn. Du ruffst: Gehabt Euch woll / und wischet Eure Thränen / Was wollt Ihr euch nach Mir / Ihr Hoch betrübte / sehnen? Mir ist in Israel ein neues Feld bestimmt / Das Euch in kurtzer Zeit mit Lust gleichfals auffnimmt. Sie / Wehrtgeschätzete / erwarte denn zum Lohne Auff Leyden / Angst und Schmertz / die Ihr bewahrte Krone. JOH. BARWARDUS Koken / Hild. Gymn. Andr. Alumnus.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/90>, abgerufen am 26.04.2024.