Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

nur eine blosse Menschen-Furcht / die den Sünden-Lauff woll in etwas hemmet / und die böse Wirckung zurücksetzet; aber den Willen zum Bösen nicht auffhebet / als der vielmehr bald wieder durchbricht / und den Lauff fortsetzet. D. Martin. Chemnit. Harm. Evang. cap. 31. p. m. 266. b. De tali timore hominum elegans est Chrysost: Sententia: Timor Dei corrigit: Timor hominum differt malam operationem, voluntatem aut non auffert, sed retinet, donec offeratur opportunitas. Ja war nicht eine schöne Furcht und Hochachtung Johannis bey dem Herode, da er Ihn doch bald / um der lieben Warheit willen / und weil er ihm seine eiternde Gewissens-Beule etwas hart angetastet / ins Gefängniß geleget und verwahret / und letztlich tödten lassen? Matth. XIV. 3. 10.

Sondern allein auff den treuen und standhafften Diener GOttes / Johannem, zu sehen / so lautets recht schön von Ihm / daß Er ein frommer und heiliger Mann gewesen. Ja das wuste nicht nur der Gottlose Herodes, als der davon in seinem Hertzen zur Gnüge überzeuget gewesen / sondern es war auch bey dem Jüdischen Volck überall offenbahr / so daß man sich deßwegen häuffig zu ihm gehalten und von Ihm unterweisen lassen; Und wie hoch gedachte man Ihn nicht / wegen seiner besondern heiligen Aufführung / Lehr- und Lebens-Art / zu erheben? Er solte der Messias, oder Elias, oder doch ein grosser Prophet seyn. Joh. I. 19. seq. Was war Er aber? Ein frommer und heiliger Mann / und also ein GOtt-Engeln und Menschen beliebter und theurer Mann. Wie der Baum / so die Frucht: Wie die Eltern so die Kinder / wenn nicht allgemeinlich doch gemeiniglich. Johannis Eltern / der Vater Zacharias / und seine Mutter die Elisabeth / waren beyde fromm / [fremdsprachliches Material], und giengen in allen Geboten und Satzungen des HErrn untadelich. Luc. I. 6. Und in solcher Fustapffen trat denn auch der Sohn / der war fromm / [fremdsprachliches Material], gerecht und heilig / nicht daß er gantz vollkommen gerecht und heilig für GOtt gewesen / denn für GOtt ist kein Lebendiger gerecht Ps. CXLIII. 2. und niemand so heilig / daß er ohne alle Mängel und Gebrechen seyn solte; Da ja auch unter seinen Knechten oder Heiligen keiner ohne Tadel / und in seinen Boten GOtt Thorheit gefunden. Hiob. IV. 18. Sondern Er beflisse sich mit allem ungeheucheltem Ernste und Eifer der wahren Gerechtigkeit und Heiligkeit / die für GOTT gefäl-

nur eine blosse Menschen-Furcht / die den Sünden-Lauff woll in etwas hemmet / und die böse Wirckung zurücksetzet; aber den Willen zum Bösen nicht auffhebet / als der vielmehr bald wieder durchbricht / und den Lauff fortsetzet. D. Martin. Chemnit. Harm. Evang. cap. 31. p. m. 266. b. De tali timore hominum elegans est Chrysost: Sententia: Timor Dei corrigit: Timor hominum differt malam operationem, voluntatem aut non auffert, sed retinet, donec offeratur opportunitas. Ja war nicht eine schöne Furcht und Hochachtung Johannis bey dem Herode, da er Ihn doch bald / um der lieben Warheit willen / und weil er ihm seine eiternde Gewissens-Beule etwas hart angetastet / ins Gefängniß geleget und verwahret / und letztlich tödten lassen? Matth. XIV. 3. 10.

Sondern allein auff den treuen und standhafften Diener GOttes / Johannem, zu sehen / so lautets recht schön von Ihm / daß Er ein frommer und heiliger Mann gewesen. Ja das wuste nicht nur der Gottlose Herodes, als der davon in seinem Hertzen zur Gnüge überzeuget gewesen / sondern es war auch bey dem Jüdischen Volck überall offenbahr / so daß man sich deßwegen häuffig zu ihm gehalten und von Ihm unterweisen lassen; Und wie hoch gedachte man Ihn nicht / wegen seiner besondern heiligen Aufführung / Lehr- und Lebens-Art / zu erheben? Er solte der Messias, oder Elias, oder doch ein grosser Prophet seyn. Joh. I. 19. seq. Was war Er aber? Ein frommer und heiliger Mann / und also ein GOtt-Engeln und Menschen beliebter und theurer Mann. Wie der Baum / so die Frucht: Wie die Eltern so die Kinder / wenn nicht allgemeinlich doch gemeiniglich. Johannis Eltern / der Vater Zacharias / und seine Mutter die Elisabeth / waren beyde fromm / [fremdsprachliches Material], und giengen in allen Geboten und Satzungen des HErrn untadelich. Luc. I. 6. Und in solcher Fustapffen trat denn auch der Sohn / der war fromm / [fremdsprachliches Material], gerecht und heilig / nicht daß er gantz vollkommen gerecht und heilig für GOtt gewesen / denn für GOtt ist kein Lebendiger gerecht Ps. CXLIII. 2. und niemand so heilig / daß er ohne alle Mängel und Gebrechen seyn solte; Da ja auch unter seinen Knechten oder Heiligen keiner ohne Tadel / und in seinen Boten GOtt Thorheit gefunden. Hiob. IV. 18. Sondern Er beflisse sich mit allem ungeheucheltem Ernste und Eifer der wahren Gerechtigkeit und Heiligkeit / die für GOTT gefäl-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0008" n="6"/>
nur eine blosse                      Menschen-Furcht / die den Sünden-Lauff woll in etwas hemmet / und die böse                      Wirckung zurücksetzet; aber den Willen zum Bösen nicht auffhebet / als der                      vielmehr bald wieder durchbricht / und den Lauff fortsetzet. <note place="left">D. Martin. Chemnit. Harm. Evang. cap. 31. p. m. 266. b.                          De tali timore hominum elegans est Chrysost: Sententia: Timor Dei corrigit:                          Timor hominum differt malam operationem, voluntatem aut non auffert, sed                          retinet, donec offeratur opportunitas.</note> Ja war nicht eine schöne                      Furcht und Hochachtung Johannis bey dem Herode, da er Ihn doch bald / um der                      lieben Warheit willen / und weil er ihm seine eiternde Gewissens-Beule etwas                      hart angetastet / ins Gefängniß geleget und verwahret / und letztlich tödten                      lassen? <note place="left">Matth. XIV. 3. 10.</note></p>
        <p>Sondern allein auff den treuen und standhafften Diener GOttes / Johannem, zu                      sehen / so lautets recht schön von Ihm / daß Er ein frommer und heiliger Mann                      gewesen. Ja das wuste nicht nur der Gottlose Herodes, als der davon in seinem                      Hertzen zur Gnüge überzeuget gewesen / sondern es war auch bey dem Jüdischen                      Volck überall offenbahr / so daß man sich deßwegen häuffig zu ihm gehalten und                      von Ihm unterweisen lassen; Und wie hoch gedachte man Ihn nicht / wegen seiner                      besondern heiligen Aufführung / Lehr- und Lebens-Art / zu erheben? Er solte der                      Messias, oder Elias, oder doch ein grosser Prophet seyn. <note place="left">Joh. I. 19. seq.</note> Was war Er aber? Ein frommer und                      heiliger Mann / und also ein GOtt-Engeln und Menschen beliebter und theurer                      Mann. Wie der Baum / so die Frucht: Wie die Eltern so die Kinder / wenn nicht                      allgemeinlich doch gemeiniglich. Johannis Eltern / der Vater Zacharias / und                      seine Mutter die Elisabeth / waren beyde fromm / <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>, und                      giengen in allen Geboten und Satzungen des HErrn untadelich. <note place="left">Luc. I. 6.</note> Und in solcher Fustapffen trat denn                      auch der Sohn / der war fromm / <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>, gerecht und heilig /                      nicht daß er gantz vollkommen gerecht und heilig für GOtt gewesen / denn für                      GOtt ist kein Lebendiger gerecht <note place="left">Ps. CXLIII. 2.</note>                      und niemand so heilig / daß er ohne alle Mängel und Gebrechen seyn solte; Da ja                      auch unter seinen Knechten oder Heiligen keiner ohne Tadel / und in seinen Boten                      GOtt Thorheit gefunden. <note place="left">Hiob. IV. 18.</note> Sondern                      Er beflisse sich mit allem ungeheucheltem Ernste und Eifer der wahren                      Gerechtigkeit und Heiligkeit / die für GOTT gefäl-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0008] nur eine blosse Menschen-Furcht / die den Sünden-Lauff woll in etwas hemmet / und die böse Wirckung zurücksetzet; aber den Willen zum Bösen nicht auffhebet / als der vielmehr bald wieder durchbricht / und den Lauff fortsetzet. Ja war nicht eine schöne Furcht und Hochachtung Johannis bey dem Herode, da er Ihn doch bald / um der lieben Warheit willen / und weil er ihm seine eiternde Gewissens-Beule etwas hart angetastet / ins Gefängniß geleget und verwahret / und letztlich tödten lassen? D. Martin. Chemnit. Harm. Evang. cap. 31. p. m. 266. b. De tali timore hominum elegans est Chrysost: Sententia: Timor Dei corrigit: Timor hominum differt malam operationem, voluntatem aut non auffert, sed retinet, donec offeratur opportunitas. Matth. XIV. 3. 10. Sondern allein auff den treuen und standhafften Diener GOttes / Johannem, zu sehen / so lautets recht schön von Ihm / daß Er ein frommer und heiliger Mann gewesen. Ja das wuste nicht nur der Gottlose Herodes, als der davon in seinem Hertzen zur Gnüge überzeuget gewesen / sondern es war auch bey dem Jüdischen Volck überall offenbahr / so daß man sich deßwegen häuffig zu ihm gehalten und von Ihm unterweisen lassen; Und wie hoch gedachte man Ihn nicht / wegen seiner besondern heiligen Aufführung / Lehr- und Lebens-Art / zu erheben? Er solte der Messias, oder Elias, oder doch ein grosser Prophet seyn. Was war Er aber? Ein frommer und heiliger Mann / und also ein GOtt-Engeln und Menschen beliebter und theurer Mann. Wie der Baum / so die Frucht: Wie die Eltern so die Kinder / wenn nicht allgemeinlich doch gemeiniglich. Johannis Eltern / der Vater Zacharias / und seine Mutter die Elisabeth / waren beyde fromm / _ , und giengen in allen Geboten und Satzungen des HErrn untadelich. Und in solcher Fustapffen trat denn auch der Sohn / der war fromm / _ , gerecht und heilig / nicht daß er gantz vollkommen gerecht und heilig für GOtt gewesen / denn für GOtt ist kein Lebendiger gerecht und niemand so heilig / daß er ohne alle Mängel und Gebrechen seyn solte; Da ja auch unter seinen Knechten oder Heiligen keiner ohne Tadel / und in seinen Boten GOtt Thorheit gefunden. Sondern Er beflisse sich mit allem ungeheucheltem Ernste und Eifer der wahren Gerechtigkeit und Heiligkeit / die für GOTT gefäl- Joh. I. 19. seq. Luc. I. 6. Ps. CXLIII. 2. Hiob. IV. 18.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/8
Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/8>, abgerufen am 06.10.2024.