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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Und was würde mir nicht für eine Weitläufftigkeit vorhanden seyn / wenn ich dessen erbauliche und offt höchstmerckliche Predigten in einen kurtzen Begriff fassen solte? Davon alleine die letzten gnug seyn würden / Ihn als einen Glaubens- und Liebes-Prediger nach dem Exempel Johannis vorzustellen / zu geschweigen andere fast viele Merckwürdigkeiten / welche zu dessen Ehre alle verdienten durch besondere Reden angeführet zu werden.

Doch weilen der sehlige Herr SUPERINTENDENS selbst ausdrücklich bedungen / nicht sowoll sein Lob weitläufftig bey seiner Beerdigung zu machen / als vielmehr die Barmhertzigkeit GOttes gegen Ihn zu preisen: Zu welchem Ende Er zu seinem Leich-Texte die Worte Jacobs erwehlet: Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / die der HErr an mir gethan hat: 1. Buch Mos. XXXII. 10. So habe auch diesesmahl meine Pflicht zu seyn erachtet / mich in dem sonst schuldigen Ruhm zu mässigen / undetwa auff eine anderweite Panegyrin Scholasticam videatur Programma. zu verschieben / hingegen dasjenige / was bey seinem Lebens-Gedächtniß zu einer gemeinen Erbauung dienen möchte / mit wenigen zu berühren.

Ich lobe den HErrn / der mir gerahten hat / sagt David gar merckwürdig / Ps. XVI. 7. und will uns damit anweisen / was für Barmhertzigkeit / die GOtt an uns thut / sonderlich zu preisen sey. Diesemnach weiß ich nichts bessers an dem seligen Herrn SUPERINTENDENTE zu mercken / als die Erfüllung dessen / was Assaph Ps. LXXIII. 24. nachdem Er ins Heiligthum gegangen / mit gebracht und von David gesungen / da Er spricht: Du leitest mich mit deinem Raht und nimmst mich endlich / oder wie es in seiner Sprache lautet / hernach / oder in kurtzen / mit Ehren an. 1. Ps. LXXIII. 24.

Denn wenn wir den Lebens-Lauff des Sel. Herrn SUPERINTENDENTEN betrachten / so finden wir keinesweges / daß Er mit der Welt als auffs Ungewisse gelauffen / 1. Cor. IX. 26. sondern sich an seinen GOtt gehalten und in seinem Beruff treulich fortgegangen / und also eine stete Göttliche Leitung und selige Auffnehmung gefunden hat. Es ist der selige Mann Anno 1654.

Und was würde mir nicht für eine Weitläufftigkeit vorhanden seyn / wenn ich dessen erbauliche und offt höchstmerckliche Predigten in einen kurtzen Begriff fassen solte? Davon alleine die letzten gnug seyn würden / Ihn als einen Glaubens- und Liebes-Prediger nach dem Exempel Johannis vorzustellen / zu geschweigen andere fast viele Merckwürdigkeiten / welche zu dessen Ehre alle verdienten durch besondere Reden angeführet zu werden.

Doch weilen der sehlige Herr SUPERINTENDENS selbst ausdrücklich bedungen / nicht sowoll sein Lob weitläufftig bey seiner Beerdigung zu machen / als vielmehr die Barmhertzigkeit GOttes gegen Ihn zu preisen: Zu welchem Ende Er zu seinem Leich-Texte die Worte Jacobs erwehlet: Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / die der HErr an mir gethan hat: 1. Buch Mos. XXXII. 10. So habe auch diesesmahl meine Pflicht zu seyn erachtet / mich in dem sonst schuldigen Ruhm zu mässigen / undetwa auff eine anderweite Panegyrin Scholasticam videatur Programma. zu verschieben / hingegen dasjenige / was bey seinem Lebens-Gedächtniß zu einer gemeinen Erbauung dienen möchte / mit wenigen zu berühren.

Ich lobe den HErrn / der mir gerahten hat / sagt David gar merckwürdig / Ps. XVI. 7. und will uns damit anweisen / was für Barmhertzigkeit / die GOtt an uns thut / sonderlich zu preisen sey. Diesemnach weiß ich nichts bessers an dem seligen Herrn SUPERINTENDENTE zu mercken / als die Erfüllung dessen / was Assaph Ps. LXXIII. 24. nachdem Er ins Heiligthum gegangen / mit gebracht und von David gesungen / da Er spricht: Du leitest mich mit deinem Raht und nim̃st mich endlich / oder wie es in seiner Sprache lautet / hernach / oder in kurtzen / mit Ehren an. 1. Ps. LXXIII. 24.

Denn wenn wir den Lebens-Lauff des Sel. Herrn SUPERINTENDENTEN betrachten / so finden wir keinesweges / daß Er mit der Welt als auffs Ungewisse gelauffen / 1. Cor. IX. 26. sondern sich an seinen GOtt gehalten und in seinem Beruff treulich fortgegangen / und also eine stete Göttliche Leitung und selige Auffnehmung gefunden hat. Es ist der selige Mann Anno 1654.

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[56/0058] Und was würde mir nicht für eine Weitläufftigkeit vorhanden seyn / wenn ich dessen erbauliche und offt höchstmerckliche Predigten in einen kurtzen Begriff fassen solte? Davon alleine die letzten gnug seyn würden / Ihn als einen Glaubens- und Liebes-Prediger nach dem Exempel Johannis vorzustellen / zu geschweigen andere fast viele Merckwürdigkeiten / welche zu dessen Ehre alle verdienten durch besondere Reden angeführet zu werden. Doch weilen der sehlige Herr SUPERINTENDENS selbst ausdrücklich bedungen / nicht sowoll sein Lob weitläufftig bey seiner Beerdigung zu machen / als vielmehr die Barmhertzigkeit GOttes gegen Ihn zu preisen: Zu welchem Ende Er zu seinem Leich-Texte die Worte Jacobs erwehlet: Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / die der HErr an mir gethan hat: So habe auch diesesmahl meine Pflicht zu seyn erachtet / mich in dem sonst schuldigen Ruhm zu mässigen / undetwa auff eine anderweite Panegyrin Scholasticam zu verschieben / hingegen dasjenige / was bey seinem Lebens-Gedächtniß zu einer gemeinen Erbauung dienen möchte / mit wenigen zu berühren. 1. Buch Mos. XXXII. 10. videatur Programma. Ich lobe den HErrn / der mir gerahten hat / sagt David gar merckwürdig / und will uns damit anweisen / was für Barmhertzigkeit / die GOtt an uns thut / sonderlich zu preisen sey. Diesemnach weiß ich nichts bessers an dem seligen Herrn SUPERINTENDENTE zu mercken / als die Erfüllung dessen / was Assaph nachdem Er ins Heiligthum gegangen / mit gebracht und von David gesungen / da Er spricht: Du leitest mich mit deinem Raht und nim̃st mich endlich / oder wie es in seiner Sprache lautet / hernach / oder in kurtzen / mit Ehren an. Ps. XVI. 7. Ps. LXXIII. 24. 1. Ps. LXXIII. 24. Denn wenn wir den Lebens-Lauff des Sel. Herrn SUPERINTENDENTEN betrachten / so finden wir keinesweges / daß Er mit der Welt als auffs Ungewisse gelauffen / sondern sich an seinen GOtt gehalten und in seinem Beruff treulich fortgegangen / und also eine stete Göttliche Leitung und selige Auffnehmung gefunden hat. Es ist der selige Mann Anno 1654. 1. Cor. IX. 26.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/58>, abgerufen am 24.04.2024.