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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Non est in Medico semper relevetur ut aeger, Interdum docta plus valet arte malum.

Indem die Kranckheit / in welcher Er von seiner Ehe-Liebsten und Kindern / sowoll bey Tag als bey Nacht / fleissigst gepfleget und gewartet worden / von Tage zu Tage zugenommen / und wegen der unterschiedenen symptomatum, welche sich dabey eingefunden / immer gefährlicher worden / biß endlich die Kräffte / insonderheit da der appetit zum Essen und Trincken sich gäntzlich verlohren / täglich mehr und mehr abgenommen / und also Er selbst / wie andere / woll gemercket / daß sein Lebens-Ziel vorhanden / dazu Er sich dann in Christlicher GOtt-gelassenheit bereitet; Wiewohl der selige Mann ohndem mit der Bereitung zum Tode nicht biß hieher gewartet / sondern Er hat gleich Anfangs der Kranckheit seine Seele dem HErrn des Lebens und des Todes zum seligen Abschied aus dieser Welt befohlen / und forthin von nichts liebers reden und hören mögen als vom Tode und seligen Sterben. Damit Er aber im Glauben / in der Hoffnung und in der Gedult gestärcket und erhalten werden mögte / so hat er sich bey anhaltender Schwach- und Kranckheit der rechten Speise und Trancks / welche da ist Christi Leib und Blut / im Hochwürdigen Abendmahl bedienet / und sich dadurch mit seinem JEsu destofester vereiniget. Ja Er hat von seinem GOtt nichts mehr begehret / als auffgelöset zu werden und bey Christo zu seyn / wie Ersolches zum öfftern gegen die lieben Seinigen / wie auch gegen seinem Hrn. Beicht-Vater / der Ihn etlichemahl besuchet / sowohl mit Worten als Gebärden bezeuget hat / dessen Er denn in Gnaden ist gewäret / und das öffentliche Gebet / so für Ihm in denen Evangelischen Kirchen zu GOtt abgeschicket / in so weit um Christi willen erhöret worden. Denn da Er einige Tage fast immer geschlaffen / und ohne sonderliche Empfindlichkeit gelegen / ist Er endlich in der Nacht auff den 3ten Pfingst-Feyer-Tag / war der 2te Junii, zwischen 11. und 12. Uhr / unter dem Gebet und Seufftzen seiner umftehenden lieben Angehörigen / sanfft und selig / ohne alle Todes-Züge und Gebärden / in GOtt entschlaffen / nachdem Er auff dieser Jammer-vollen und mühsamen Welt gelebet 62. Jahr weniger 3. Wochen / und zu 13. Kindern Vater und zu 11. Kindern Groß-Vater worden.

Non est in Medico semper relevetur ut aeger, Interdum doctá plus valet arte malum.

Indem die Kranckheit / in welcher Er von seiner Ehe-Liebsten und Kindern / sowoll bey Tag als bey Nacht / fleissigst gepfleget und gewartet worden / von Tage zu Tage zugenommen / und wegen der unterschiedenen symptomatum, welche sich dabey eingefunden / immer gefährlicher worden / biß endlich die Kräffte / insonderheit da der appetit zum Essen und Trincken sich gäntzlich verlohren / täglich mehr und mehr abgenommen / und also Er selbst / wie andere / woll gemercket / daß sein Lebens-Ziel vorhanden / dazu Er sich dann in Christlicher GOtt-gelassenheit bereitet; Wiewohl der selige Mann ohndem mit der Bereitung zum Tode nicht biß hieher gewartet / sondern Er hat gleich Anfangs der Kranckheit seine Seele dem HErrn des Lebens und des Todes zum seligen Abschied aus dieser Welt befohlen / und forthin von nichts liebers reden und hören mögen als vom Tode und seligen Sterben. Damit Er aber im Glauben / in der Hoffnung und in der Gedult gestärcket und erhalten werden mögte / so hat er sich bey anhaltender Schwach- und Kranckheit der rechten Speise und Trancks / welche da ist Christi Leib und Blut / im Hochwürdigen Abendmahl bedienet / und sich dadurch mit seinem JEsu destofester vereiniget. Ja Er hat von seinem GOtt nichts mehr begehret / als auffgelöset zu werden und bey Christo zu seyn / wie Ersolches zum öfftern gegen die lieben Seinigen / wie auch gegen seinem Hrn. Beicht-Vater / der Ihn etlichemahl besuchet / sowohl mit Worten als Gebärden bezeuget hat / dessen Er denn in Gnaden ist gewäret / und das öffentliche Gebet / so für Ihm in denen Evangelischen Kirchen zu GOtt abgeschicket / in so weit um Christi willen erhöret worden. Denn da Er einige Tage fast immer geschlaffen / und ohne sonderliche Empfindlichkeit gelegen / ist Er endlich in der Nacht auff den 3ten Pfingst-Feyer-Tag / war der 2te Junii, zwischen 11. und 12. Uhr / unter dem Gebet und Seufftzen seiner umftehenden lieben Angehörigen / sanfft und selig / ohne alle Todes-Züge und Gebärden / in GOtt entschlaffen / nachdem Er auff dieser Jammer-vollen und mühsamen Welt gelebet 62. Jahr weniger 3. Wochen / und zu 13. Kindern Vater und zu 11. Kindern Groß-Vater worden.

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[50/0052] Non est in Medico semper relevetur ut aeger, Interdum doctá plus valet arte malum. Indem die Kranckheit / in welcher Er von seiner Ehe-Liebsten und Kindern / sowoll bey Tag als bey Nacht / fleissigst gepfleget und gewartet worden / von Tage zu Tage zugenommen / und wegen der unterschiedenen symptomatum, welche sich dabey eingefunden / immer gefährlicher worden / biß endlich die Kräffte / insonderheit da der appetit zum Essen und Trincken sich gäntzlich verlohren / täglich mehr und mehr abgenommen / und also Er selbst / wie andere / woll gemercket / daß sein Lebens-Ziel vorhanden / dazu Er sich dann in Christlicher GOtt-gelassenheit bereitet; Wiewohl der selige Mann ohndem mit der Bereitung zum Tode nicht biß hieher gewartet / sondern Er hat gleich Anfangs der Kranckheit seine Seele dem HErrn des Lebens und des Todes zum seligen Abschied aus dieser Welt befohlen / und forthin von nichts liebers reden und hören mögen als vom Tode und seligen Sterben. Damit Er aber im Glauben / in der Hoffnung und in der Gedult gestärcket und erhalten werden mögte / so hat er sich bey anhaltender Schwach- und Kranckheit der rechten Speise und Trancks / welche da ist Christi Leib und Blut / im Hochwürdigen Abendmahl bedienet / und sich dadurch mit seinem JEsu destofester vereiniget. Ja Er hat von seinem GOtt nichts mehr begehret / als auffgelöset zu werden und bey Christo zu seyn / wie Ersolches zum öfftern gegen die lieben Seinigen / wie auch gegen seinem Hrn. Beicht-Vater / der Ihn etlichemahl besuchet / sowohl mit Worten als Gebärden bezeuget hat / dessen Er denn in Gnaden ist gewäret / und das öffentliche Gebet / so für Ihm in denen Evangelischen Kirchen zu GOtt abgeschicket / in so weit um Christi willen erhöret worden. Denn da Er einige Tage fast immer geschlaffen / und ohne sonderliche Empfindlichkeit gelegen / ist Er endlich in der Nacht auff den 3ten Pfingst-Feyer-Tag / war der 2te Junii, zwischen 11. und 12. Uhr / unter dem Gebet und Seufftzen seiner umftehenden lieben Angehörigen / sanfft und selig / ohne alle Todes-Züge und Gebärden / in GOtt entschlaffen / nachdem Er auff dieser Jammer-vollen und mühsamen Welt gelebet 62. Jahr weniger 3. Wochen / und zu 13. Kindern Vater und zu 11. Kindern Groß-Vater worden.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/52>, abgerufen am 28.03.2024.