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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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2ten post Epiphanias hat Er seine Antrits-Predigt gehalten. Die gantze 10. Jahre / die Er allhier GOtt und seiner Kirchen gedienet / ist Er von Hohen und Niedrigen geliebet und geehret worden / so daß er in Zufriedenheit und Ruhe die Zeit seines Hierseyns zugebracht / dafür Er auch der gesammten Stadt und Bürgerschafft GOttes reichen Seegen vielfältig angewünschet. Was aber die vorhin Ihm begegnete Widerwertigkeiten anbelanget / hat Er nicht gewolt / daß von selbigen umständlich Erwehnung jetzund allhier geschehen solte / als welche er in stiller Gelassenheit dem lieben GOtt anheim gestellet / wie Er denn auch nicht verlanget / daß von seinem Christenthum und Ampts-Verrichtungen mehr denn nur dieses gesaget werden solte / daß er die grosse Gnade des lieben himmlischen Vaters mit kindlichem Danck preisete / und denselben durch IEsum Christum bäte / daß / wo Er dißfals / nemlich in dem rechten Gebrauch seiner Göttlichen Gnaden-Wollthaten / oder sonst in übrigen seinem gantzen Leben gefehlet oder gemangelt hätte / Er ihm aus lauter Barmhertzigkeit um JEsu Christi willen verzeihen und vergeben wolle.

Anlangend aber endlich seine Kranckheit / als den Schluß seines Lebens / so hat Derselbe bereits für 7. Jahren / wie auch für etwa halbjähriger Frist / einen schweren morbum scorbuticum ausstehen müssen / wovon er jedoch beydemahl unter fleissigen Gebrauch diensamer Mittel durch Göttlichen Seegen glücklich befreyet worden. Es hat sich aber eben derselbige Affect in verwichenen Fasten / zu Anfang des Monats Martii, von neuen gemeldet / wobey Er einige Schmertzen an den Beinen empfunden / daher Ihm das gehen und stehen sehr beschwerlich worden / also daß er auch die Passions-Predigt am Donnerstage vor dem Sonntage Laetare sitzend verrichten müssen / welche denn auch seine letzte Predigt gewesen / die er gethan hat. Ob er nun wohl den Montag nach Laetare in der Schule allhier zu St. Andreae das Examen, wiewohl nicht ohne grosse unverhoffte Beschwerde / verrichtet / und gemeinet / Er wolle nechst GOtt die übrige Passions. Predigten auch noch halten / und damit seine Zuhörererbauen / so haben dennoch die Schmertzen an denen Beinen nicht allein zugenommen / sondern Er ist auch recht matt und kranck worden / daß Er sich ins Bette legen müssen. Man hat zwar alsofort nicht ermangelt einen berühmmten Artzt zu gebrauchen / der auch die allerkräfftigste und diensamste Artzeneyen verordnet / mit welchen man auch immer continuiret; Allein es hat sich doch auch hier gefunden was der Poet saget:

2ten post Epiphanias hat Er seine Antrits-Predigt gehalten. Die gantze 10. Jahre / die Er allhier GOtt und seiner Kirchen gedienet / ist Er von Hohen und Niedrigen geliebet und geehret worden / so daß er in Zufriedenheit und Ruhe die Zeit seines Hierseyns zugebracht / dafür Er auch der gesam̃ten Stadt und Bürgerschafft GOttes reichen Seegen vielfältig angewünschet. Was aber die vorhin Ihm begegnete Widerwertigkeiten anbelanget / hat Er nicht gewolt / daß von selbigen umständlich Erwehnung jetzund allhier geschehen solte / als welche er in stiller Gelassenheit dem lieben GOtt anheim gestellet / wie Er denn auch nicht verlanget / daß von seinem Christenthum und Ampts-Verrichtungen mehr denn nur dieses gesaget werden solte / daß er die grosse Gnade des lieben himmlischen Vaters mit kindlichem Danck preisete / und denselben durch IEsum Christum bäte / daß / wo Er dißfals / nemlich in dem rechten Gebrauch seiner Göttlichen Gnaden-Wollthaten / oder sonst in übrigen seinem gantzen Leben gefehlet oder gemangelt hätte / Er ihm aus lauter Barmhertzigkeit um JEsu Christi willen verzeihen und vergeben wolle.

Anlangend aber endlich seine Kranckheit / als den Schluß seines Lebens / so hat Derselbe bereits für 7. Jahren / wie auch für etwa halbjähriger Frist / einen schweren morbum scorbuticum ausstehen müssen / wovon er jedoch beydemahl unter fleissigen Gebrauch diensamer Mittel durch Göttlichen Seegen glücklich befreyet worden. Es hat sich aber eben derselbige Affect in verwichenen Fasten / zu Anfang des Monats Martii, von neuen gemeldet / wobey Er einige Schmertzen an den Beinen empfunden / daher Ihm das gehen und stehen sehr beschwerlich worden / also daß er auch die Passions-Predigt am Donnerstage vor dem Sonntage Laetare sitzend verrichten müssen / welche denn auch seine letzte Predigt gewesen / die er gethan hat. Ob er nun wohl den Montag nach Laetare in der Schule allhier zu St. Andreae das Examen, wiewohl nicht ohne grosse unverhoffte Beschwerde / verrichtet / und gemeinet / Er wolle nechst GOtt die übrige Passions. Predigten auch noch halten / und damit seine Zuhörererbauen / so haben dennoch die Schmertzen an denen Beinen nicht allein zugenommen / sondern Er ist auch recht matt und kranck worden / daß Er sich ins Bette legen müssen. Man hat zwar alsofort nicht ermangelt einen berühm̃ten Artzt zu gebrauchen / der auch die allerkräfftigste und diensamste Artzeneyen verordnet / mit welchen man auch immer continuiret; Allein es hat sich doch auch hier gefunden was der Poët saget:

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2ten post Epiphanias hat Er seine Antrits-Predigt                      gehalten. Die gantze 10. Jahre / die Er allhier GOtt und seiner Kirchen gedienet                      / ist Er von Hohen und Niedrigen geliebet und geehret worden / so daß er in                      Zufriedenheit und Ruhe die Zeit seines Hierseyns zugebracht / dafür Er auch der                          gesam&#x0303;ten Stadt und Bürgerschafft GOttes reichen Seegen                      vielfältig angewünschet. Was aber die vorhin Ihm begegnete Widerwertigkeiten                      anbelanget / hat Er nicht gewolt / daß von selbigen umständlich Erwehnung                      jetzund allhier geschehen solte / als welche er in stiller Gelassenheit dem                      lieben GOtt anheim gestellet / wie Er denn auch nicht verlanget / daß von seinem                      Christenthum und Ampts-Verrichtungen mehr denn nur dieses gesaget werden solte /                      daß er die grosse Gnade des lieben himmlischen Vaters mit kindlichem Danck                      preisete / und denselben durch IEsum Christum bäte / daß / wo Er dißfals /                      nemlich in dem rechten Gebrauch seiner Göttlichen Gnaden-Wollthaten / oder sonst                      in übrigen seinem gantzen Leben gefehlet oder gemangelt hätte / Er ihm aus                      lauter Barmhertzigkeit um JEsu Christi willen verzeihen und vergeben wolle.</p>
        <p>Anlangend aber endlich seine Kranckheit / als den Schluß seines Lebens / so hat                      Derselbe bereits für 7. Jahren / wie auch für etwa halbjähriger Frist / einen                      schweren morbum scorbuticum ausstehen müssen / wovon er jedoch beydemahl unter                      fleissigen Gebrauch diensamer Mittel durch Göttlichen Seegen glücklich befreyet                      worden. Es hat sich aber eben derselbige Affect in verwichenen Fasten / zu                      Anfang des Monats Martii, von neuen gemeldet / wobey Er einige Schmertzen an den                      Beinen empfunden / daher Ihm das gehen und stehen sehr beschwerlich worden /                      also daß er auch die Passions-Predigt am Donnerstage vor dem Sonntage Laetare                      sitzend verrichten müssen / welche denn auch seine letzte Predigt gewesen / die                      er gethan hat. Ob er nun wohl den Montag nach Laetare in der Schule allhier zu                      St. Andreae das Examen, wiewohl nicht ohne grosse unverhoffte Beschwerde /                      verrichtet / und gemeinet / Er wolle nechst GOtt die übrige Passions. Predigten                      auch noch halten / und damit seine Zuhörererbauen / so haben dennoch die                      Schmertzen an denen Beinen nicht allein zugenommen / sondern Er ist auch recht                      matt und kranck worden / daß Er sich ins Bette legen müssen. Man hat zwar                      alsofort nicht ermangelt einen berühm&#x0303;ten Artzt zu gebrauchen /                      der auch die allerkräfftigste und diensamste Artzeneyen verordnet / mit welchen                      man auch immer continuiret; Allein es hat sich doch auch hier gefunden was der                      Poët saget:</p>
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[49/0051] 2ten post Epiphanias hat Er seine Antrits-Predigt gehalten. Die gantze 10. Jahre / die Er allhier GOtt und seiner Kirchen gedienet / ist Er von Hohen und Niedrigen geliebet und geehret worden / so daß er in Zufriedenheit und Ruhe die Zeit seines Hierseyns zugebracht / dafür Er auch der gesam̃ten Stadt und Bürgerschafft GOttes reichen Seegen vielfältig angewünschet. Was aber die vorhin Ihm begegnete Widerwertigkeiten anbelanget / hat Er nicht gewolt / daß von selbigen umständlich Erwehnung jetzund allhier geschehen solte / als welche er in stiller Gelassenheit dem lieben GOtt anheim gestellet / wie Er denn auch nicht verlanget / daß von seinem Christenthum und Ampts-Verrichtungen mehr denn nur dieses gesaget werden solte / daß er die grosse Gnade des lieben himmlischen Vaters mit kindlichem Danck preisete / und denselben durch IEsum Christum bäte / daß / wo Er dißfals / nemlich in dem rechten Gebrauch seiner Göttlichen Gnaden-Wollthaten / oder sonst in übrigen seinem gantzen Leben gefehlet oder gemangelt hätte / Er ihm aus lauter Barmhertzigkeit um JEsu Christi willen verzeihen und vergeben wolle. Anlangend aber endlich seine Kranckheit / als den Schluß seines Lebens / so hat Derselbe bereits für 7. Jahren / wie auch für etwa halbjähriger Frist / einen schweren morbum scorbuticum ausstehen müssen / wovon er jedoch beydemahl unter fleissigen Gebrauch diensamer Mittel durch Göttlichen Seegen glücklich befreyet worden. Es hat sich aber eben derselbige Affect in verwichenen Fasten / zu Anfang des Monats Martii, von neuen gemeldet / wobey Er einige Schmertzen an den Beinen empfunden / daher Ihm das gehen und stehen sehr beschwerlich worden / also daß er auch die Passions-Predigt am Donnerstage vor dem Sonntage Laetare sitzend verrichten müssen / welche denn auch seine letzte Predigt gewesen / die er gethan hat. Ob er nun wohl den Montag nach Laetare in der Schule allhier zu St. Andreae das Examen, wiewohl nicht ohne grosse unverhoffte Beschwerde / verrichtet / und gemeinet / Er wolle nechst GOtt die übrige Passions. Predigten auch noch halten / und damit seine Zuhörererbauen / so haben dennoch die Schmertzen an denen Beinen nicht allein zugenommen / sondern Er ist auch recht matt und kranck worden / daß Er sich ins Bette legen müssen. Man hat zwar alsofort nicht ermangelt einen berühm̃ten Artzt zu gebrauchen / der auch die allerkräfftigste und diensamste Artzeneyen verordnet / mit welchen man auch immer continuiret; Allein es hat sich doch auch hier gefunden was der Poët saget:

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/51>, abgerufen am 22.11.2024.