Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.Es soll aber die schuldige Erhöhung der Göttlichen Barmhertzigkeiten und Treue nicht geschehen mit blossen Worten / sondern auch in Wercken / in der That und Warheit; wie da auch der demüthige und danckbare Jacob / seinem Groß-Vater Abraham / und seinem Vater Isaac nachfolgend / für GOtt gewandelt und fromm gelebet. Non enim verbo tantum vel lingua, sed opere & veritate exhibeamus nos gratos, quandoquidem gratiarum actionem magis, quam dictionem, a nobis exigit dator gratiarum Deus, schreibet gar recht der fromme Bernhardus, Bernh. Serm. contra pessimum vitium ingratitudinis. Wir müssen nicht bloß mit der Zungen und mit Worten danckbar seyn / sondern vielmehr in der That und Warheit / weil GOtt nicht sowoll Dancksagung / als Danckthuung von uns erfordert. Und dann auch soll solche Erhebung geschehen beständig und allezeit. Weil nemlich die Güte des HErrn alle Morgen neu / und seine Treue groß / so soll auch die Erhöhung solcher Güte und Treue bey uns täglich und immerdar neu und groß seyn. Und wie das heilige Feuer im alten Testament ohn Unterlaß auff dem Brand-Opffer-Altar brennen muste / und nicht verlöschen durffte: Levit. VI. 12. 13. also soll auch das Hertz eines Christen ein solcher Altar seyn / darauff das Feuer der schuldigen Dancksagung stets brenne. Wie da dann Philo das Göttliche Gebot vom heiligen Feuer / das ewig brennen solte / auff die Danckbarkeit gegen GOtt gedeutet hat. D. Stiss. Aretol. Christ. p. 287. Ja auch in der letzten Stunde / und bey der Ab- und Hinfarth aus dieser Welt / da wir das mühselige Mesopotamien mit dem seligen und ruhigen Canaan verwechseln / müssen und sollen wir daran gedencken / und GOtt für seine Barmhertzigkeiten und Treue dancken; als wie jene 60. jährige Gottselige Matron gethan / und ihr Leben also woll beschlossen. Von selbiger schreibet der Sel. M. Scriver, daß Sie auff ihrem letzten Lager / von sich selbst und aus eigener Bewegung / angefangen und zu ihrem Beicht-Vater gesprochen: Ach! mein Herr Beicht-Vater / wie viel Liebe und Barmhertzigkeit hat doch mein GOtt an mir / mein Lebelang / gethan! Er hat / was Er mir in dem Tauff-Bunde gnädiglich ver- Es soll aber die schuldige Erhöhung der Göttlichen Barmhertzigkeiten und Treue nicht geschehen mit blossen Worten / sondern auch in Wercken / in der That und Warheit; wie da auch der demüthige und danckbare Jacob / seinem Groß-Vater Abraham / und seinem Vater Isaac nachfolgend / für GOtt gewandelt und from̃ gelebet. Non enim verbo tantum vel linguâ, sed opere & veritate exhibeamus nos gratos, quandoquidem gratiarum actionem magis, quam dictionem, à nobis exigit dator gratiarum Deus, schreibet gar recht der fromme Bernhardus, Bernh. Serm. contra pessimum vitium ingratitudinis. Wir müssen nicht bloß mit der Zungen und mit Worten danckbar seyn / sondern vielmehr in der That und Warheit / weil GOtt nicht sowoll Dancksagung / als Danckthuung von uns erfordert. Und dann auch soll solche Erhebung geschehen beständig und allezeit. Weil nemlich die Güte des HErrn alle Morgen neu / und seine Treue groß / so soll auch die Erhöhung solcher Güte und Treue bey uns täglich und immerdar neu und groß seyn. Und wie das heilige Feuer im alten Testament ohn Unterlaß auff dem Brand-Opffer-Altar brennen muste / und nicht verlöschen durffte: Levit. VI. 12. 13. also soll auch das Hertz eines Christen ein solcher Altar seyn / darauff das Feuer der schuldigen Dancksagung stets brenne. Wie da dann Philo das Göttliche Gebot vom heiligen Feuer / das ewig brennen solte / auff die Danckbarkeit gegen GOtt gedeutet hat. D. Stiss. Aretol. Christ. p. 287. Ja auch in der letzten Stunde / und bey der Ab- und Hinfarth aus dieser Welt / da wir das mühselige Mesopotamien mit dem seligen und ruhigen Canaan verwechseln / müssen und sollen wir daran gedencken / und GOtt für seine Barmhertzigkeiten und Treue dancken; als wie jene 60. jährige Gottselige Matron gethan / und ihr Leben also woll beschlossen. Von selbiger schreibet der Sel. M. Scriver, daß Sie auff ihrem letzten Lager / von sich selbst und aus eigener Bewegung / angefangen und zu ihrem Beicht-Vater gesprochen: Ach! mein Herr Beicht-Vater / wie viel Liebe und Barmhertzigkeit hat doch mein GOtt an mir / mein Lebelang / gethan! 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Weil nemlich die Güte des HErrn alle Morgen neu / und seine Treue groß / so soll auch die Erhöhung solcher Güte und Treue bey uns täglich und immerdar neu und groß seyn. Und wie das heilige Feuer im alten Testament ohn Unterlaß auff dem Brand-Opffer-Altar brennen muste / und nicht verlöschen durffte: <note place="left">Levit. VI. 12. 13.</note> also soll auch das Hertz eines Christen ein solcher Altar seyn / darauff das Feuer der schuldigen Dancksagung stets brenne. Wie da dann Philo das Göttliche Gebot vom heiligen Feuer / das ewig brennen solte / auff die Danckbarkeit gegen GOtt gedeutet hat. <note place="left">D. Stiss. Aretol. Christ. p. 287.</note> Ja auch in der letzten Stunde / und bey der Ab- und Hinfarth aus dieser Welt / da wir das mühselige Mesopotamien mit dem seligen und ruhigen Canaan verwechseln / müssen und sollen wir daran gedencken / und GOtt für seine Barmhertzigkeiten und Treue dancken; als wie jene 60. jährige Gottselige Matron gethan / und ihr Leben also woll beschlossen. Von selbiger schreibet der Sel. M. Scriver, daß Sie auff ihrem letzten Lager / von sich selbst und aus eigener Bewegung / angefangen und zu ihrem Beicht-Vater gesprochen: Ach! mein Herr Beicht-Vater / wie viel Liebe und Barmhertzigkeit hat doch mein GOtt an mir / mein Lebelang / gethan! Er hat / was Er mir in dem Tauff-Bunde gnädiglich ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0042]
Es soll aber die schuldige Erhöhung der Göttlichen Barmhertzigkeiten und Treue nicht geschehen mit blossen Worten / sondern auch in Wercken / in der That und Warheit; wie da auch der demüthige und danckbare Jacob / seinem Groß-Vater Abraham / und seinem Vater Isaac nachfolgend / für GOtt gewandelt und from̃ gelebet. Non enim verbo tantum vel linguâ, sed opere & veritate exhibeamus nos gratos, quandoquidem gratiarum actionem magis, quam dictionem, à nobis exigit dator gratiarum Deus, schreibet gar recht der fromme Bernhardus, Wir müssen nicht bloß mit der Zungen und mit Worten danckbar seyn / sondern vielmehr in der That und Warheit / weil GOtt nicht sowoll Dancksagung / als Danckthuung von uns erfordert. Und dann auch soll solche Erhebung geschehen beständig und allezeit. Weil nemlich die Güte des HErrn alle Morgen neu / und seine Treue groß / so soll auch die Erhöhung solcher Güte und Treue bey uns täglich und immerdar neu und groß seyn. Und wie das heilige Feuer im alten Testament ohn Unterlaß auff dem Brand-Opffer-Altar brennen muste / und nicht verlöschen durffte: also soll auch das Hertz eines Christen ein solcher Altar seyn / darauff das Feuer der schuldigen Dancksagung stets brenne. Wie da dann Philo das Göttliche Gebot vom heiligen Feuer / das ewig brennen solte / auff die Danckbarkeit gegen GOtt gedeutet hat. Ja auch in der letzten Stunde / und bey der Ab- und Hinfarth aus dieser Welt / da wir das mühselige Mesopotamien mit dem seligen und ruhigen Canaan verwechseln / müssen und sollen wir daran gedencken / und GOtt für seine Barmhertzigkeiten und Treue dancken; als wie jene 60. jährige Gottselige Matron gethan / und ihr Leben also woll beschlossen. Von selbiger schreibet der Sel. M. Scriver, daß Sie auff ihrem letzten Lager / von sich selbst und aus eigener Bewegung / angefangen und zu ihrem Beicht-Vater gesprochen: Ach! mein Herr Beicht-Vater / wie viel Liebe und Barmhertzigkeit hat doch mein GOtt an mir / mein Lebelang / gethan! Er hat / was Er mir in dem Tauff-Bunde gnädiglich ver-
Bernh. Serm. contra pessimum vitium ingratitudinis.
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Zitationshilfe: | Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/42>, abgerufen am 27.07.2024. |