Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

will sagen: Soll es auff Verdienst und Würdigkeit mit mir ankommen / so finde ich kein ander Verdienst bey mir / als das da allein mit Zorn und Ungnade / mit Verwerffung und Verstossung belohnet werden müste; sintemahl ich ein Sünder / der nicht allein mit dem Erb-Grinde angesteckt und befleckt / empfangen in Sunden / und aus sündlichen Samen gezeuget / sondern auch / der da selbst und vielfältig mit Worten und Wercken / mit Gedancken und Gebärden an Dir / O! GOtt / sich versündiget / und Dich beleidiget / in Betrachtung dessen Du / als ein gerechter GOtt / deine Hand von mir abziehen / und in Armuth und Verachtung / in meinem exilio, mich stecken lassen sollen. Und stehe nun dennoch hastu mich beladen mit Heil / gesegnet mit vielem Gute / gekrönet mit Vaters-Liebe; [fremdsprachliches Material], dazu bin ich zu wenig / zu gering / zu klein. Also hat dann Jacob / in Erwegung der Göttlichen Wollthaten / sich erniedriget / nachdem Er an sich keine Würdigkeit gefunden; Und darauff schreitet Er nun /

Zum andern /

ZU der Erhöhung seines GOttes / und führet dessen Ruhmwürdigkeit an: Du hast Barmhertzigkeit und Treue an deinem Knecht gethan. Ja das war freylich des Ruhms und Lobes GOttes woll werth / und konte der liebe Jacob nicht anders / denn daß Er das erkennete und preisete. Er hatte sich gleichsam mit seiner Nichtigkeit in die eine Waag-Schale / GOttes Barmhertzigkeiten und Gnaden aber in die andere gelegt: und da befand er sich / und seine Wercke viel zu leicht / GOttes Güte aber gantz überwichtig und zu schwer; wie solte er nun dieses verschweigen / und nicht hoch erheben? Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue / die Du an deinem Knecht gethan hast. Das Gottselige Hertze Jacobs / schreibet ein geistreicher Lehrer über diesen Text / war in dem Lobe seines GOttes begriffen / und gleich einem siedenden Topffe / welcher bey dem Feuer der Güte GOttes mit Dancken und Loben überging. M. Schimmer. lib. Just, p.m. 229. Deßgleichen nennet der selige Lutherus diese Worte ein schönes Danck-Opffer / da Er GOttes Gna-

will sagen: Soll es auff Verdienst und Würdigkeit mit mir ankommen / so finde ich kein ander Verdienst bey mir / als das da allein mit Zorn und Ungnade / mit Verwerffung und Verstossung belohnet werden müste; sintemahl ich ein Sünder / der nicht allein mit dem Erb-Grinde angesteckt und befleckt / empfangen in Sunden / und aus sündlichen Samen gezeuget / sondern auch / der da selbst und vielfältig mit Worten und Wercken / mit Gedancken und Gebärden an Dir / O! GOtt / sich versündiget / und Dich beleidiget / in Betrachtung dessen Du / als ein gerechter GOtt / deine Hand von mir abziehen / und in Armuth und Verachtung / in meinem exilio, mich stecken lassen sollen. Und stehe nun dennoch hastu mich beladen mit Heil / gesegnet mit vielem Gute / gekrönet mit Vaters-Liebe; [fremdsprachliches Material], dazu bin ich zu wenig / zu gering / zu klein. Also hat dann Jacob / in Erwegung der Göttlichen Wollthaten / sich erniedriget / nachdem Er an sich keine Würdigkeit gefunden; Und darauff schreitet Er nun /

Zum andern /

ZU der Erhöhung seines GOttes / und führet dessen Ruhmwürdigkeit an: Du hast Barmhertzigkeit und Treue an deinem Knecht gethan. Ja das war freylich des Ruhms und Lobes GOttes woll werth / und konte der liebe Jacob nicht anders / denn daß Er das erkennete und preisete. Er hatte sich gleichsam mit seiner Nichtigkeit in die eine Waag-Schale / GOttes Barmhertzigkeiten und Gnaden aber in die andere gelegt: und da befand er sich / und seine Wercke viel zu leicht / GOttes Güte aber gantz überwichtig und zu schwer; wie solte er nun dieses verschweigen / und nicht hoch erheben? Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue / die Du an deinem Knecht gethan hast. Das Gottselige Hertze Jacobs / schreibet ein geistreicher Lehrer über diesen Text / war in dem Lobe seines GOttes begriffen / und gleich einem siedenden Topffe / welcher bey dem Feuer der Güte GOttes mit Dancken und Loben überging. M. Schimmer. lib. Just, p.m. 229. Deßgleichen nennet der selige Lutherus diese Worte ein schönes Danck-Opffer / da Er GOttes Gna-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0024" n="22"/>
will sagen: Soll es auff Verdienst und Würdigkeit mit mir ankommen                      / so finde ich kein ander Verdienst bey mir / als das da allein mit Zorn und                      Ungnade / mit Verwerffung und Verstossung belohnet werden müste; sintemahl ich                      ein Sünder / der nicht allein mit dem Erb-Grinde angesteckt und befleckt /                      empfangen in Sunden / und aus sündlichen Samen gezeuget / sondern auch / der da                      selbst und vielfältig mit Worten und Wercken / mit Gedancken und Gebärden an Dir                      / O! GOtt / sich versündiget / und Dich beleidiget / in Betrachtung dessen Du /                      als ein gerechter GOtt / deine Hand von mir abziehen / und in Armuth und                      Verachtung / in meinem exilio, mich stecken lassen sollen. Und stehe nun dennoch                      hastu mich beladen mit Heil / gesegnet mit vielem Gute / gekrönet mit                      Vaters-Liebe; <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>, dazu bin ich zu wenig / zu gering / zu                      klein. Also hat dann Jacob / in Erwegung der Göttlichen Wollthaten / sich                      erniedriget / nachdem Er an sich keine Würdigkeit gefunden; Und darauff                      schreitet Er nun /</p>
      </div>
      <div>
        <head>Zum andern /<lb/></head>
        <p>ZU der Erhöhung seines GOttes / und führet dessen Ruhmwürdigkeit an: Du hast                      Barmhertzigkeit und Treue an deinem Knecht gethan. Ja das war freylich des Ruhms                      und Lobes GOttes woll werth / und konte der liebe Jacob nicht anders / denn daß                      Er das erkennete und preisete. Er hatte sich gleichsam mit seiner Nichtigkeit in                      die eine Waag-Schale / GOttes Barmhertzigkeiten und Gnaden aber in die andere                      gelegt: und da befand er sich / und seine Wercke viel zu leicht / GOttes Güte                      aber gantz überwichtig und zu schwer; wie solte er nun dieses verschweigen / und                      nicht hoch erheben? Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue / die Du                      an deinem Knecht gethan hast. Das Gottselige Hertze Jacobs / schreibet ein                      geistreicher Lehrer über diesen Text / war in dem Lobe seines GOttes begriffen /                      und gleich einem siedenden Topffe / welcher bey dem Feuer der Güte GOttes mit                      Dancken und Loben überging. <note place="left">M. Schimmer. lib. Just,                          p.m. 229.</note> Deßgleichen nennet der selige Lutherus diese Worte ein                      schönes Danck-Opffer / da Er GOttes Gna-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0024] will sagen: Soll es auff Verdienst und Würdigkeit mit mir ankommen / so finde ich kein ander Verdienst bey mir / als das da allein mit Zorn und Ungnade / mit Verwerffung und Verstossung belohnet werden müste; sintemahl ich ein Sünder / der nicht allein mit dem Erb-Grinde angesteckt und befleckt / empfangen in Sunden / und aus sündlichen Samen gezeuget / sondern auch / der da selbst und vielfältig mit Worten und Wercken / mit Gedancken und Gebärden an Dir / O! GOtt / sich versündiget / und Dich beleidiget / in Betrachtung dessen Du / als ein gerechter GOtt / deine Hand von mir abziehen / und in Armuth und Verachtung / in meinem exilio, mich stecken lassen sollen. Und stehe nun dennoch hastu mich beladen mit Heil / gesegnet mit vielem Gute / gekrönet mit Vaters-Liebe; _ , dazu bin ich zu wenig / zu gering / zu klein. Also hat dann Jacob / in Erwegung der Göttlichen Wollthaten / sich erniedriget / nachdem Er an sich keine Würdigkeit gefunden; Und darauff schreitet Er nun / Zum andern / ZU der Erhöhung seines GOttes / und führet dessen Ruhmwürdigkeit an: Du hast Barmhertzigkeit und Treue an deinem Knecht gethan. Ja das war freylich des Ruhms und Lobes GOttes woll werth / und konte der liebe Jacob nicht anders / denn daß Er das erkennete und preisete. Er hatte sich gleichsam mit seiner Nichtigkeit in die eine Waag-Schale / GOttes Barmhertzigkeiten und Gnaden aber in die andere gelegt: und da befand er sich / und seine Wercke viel zu leicht / GOttes Güte aber gantz überwichtig und zu schwer; wie solte er nun dieses verschweigen / und nicht hoch erheben? Ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue / die Du an deinem Knecht gethan hast. Das Gottselige Hertze Jacobs / schreibet ein geistreicher Lehrer über diesen Text / war in dem Lobe seines GOttes begriffen / und gleich einem siedenden Topffe / welcher bey dem Feuer der Güte GOttes mit Dancken und Loben überging. Deßgleichen nennet der selige Lutherus diese Worte ein schönes Danck-Opffer / da Er GOttes Gna- M. Schimmer. lib. Just, p.m. 229.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/24
Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/24>, abgerufen am 18.12.2024.