Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Mein Bruder Juan, komm mit mir, Beflecke nicht der Diaz Ruhm! Ersäuf' im Quadalquivir Das gottverdammte Lutherthum! In Wittenberg hast du -- absurd! -- Auf einer Schule Bank gehockt! Bei diesem Dolch an meinem Gurt, Ich morde den der dich verlockt! Der Vater ist ein alter Christ Und sähe lieber dich im Grab! Die Mutter, welche gläubig ist -- Der Mutter drückst das Herz du ab! Nie hat ein Diaz falsch geglaubt! Nicht wahr? Uns thust du nicht die Schmach, Geliebter Bruder, theures Haupt! Ich eilte deinen Schritten nach! Juan, ich reiße dich heraus Mit dieser meiner Arme Kraft! Die Rosse stampfen vor dem Haus, Geführt von meiner Dienerschaft. Du schweigst? Bekenn mir ob's geschah!
Thatst du den Schritt? Du schüttelst: Nein! Wirst du ihn thun? Ja? Du nickst: Ja? ... Juan, es muß geschieden sein!" Mein Bruder Juan, komm mit mir, Beflecke nicht der Diaz Ruhm! Erſäuf' im Quadalquivir Das gottverdammte Lutherthum! In Wittenberg haſt du — abſurd! — Auf einer Schule Bank gehockt! Bei dieſem Dolch an meinem Gurt, Ich morde den der dich verlockt! Der Vater iſt ein alter Chriſt Und ſähe lieber dich im Grab! Die Mutter, welche gläubig iſt — Der Mutter drückſt das Herz du ab! Nie hat ein Diaz falſch geglaubt! Nicht wahr? Uns thuſt du nicht die Schmach, Geliebter Bruder, theures Haupt! Ich eilte deinen Schritten nach! Juan, ich reiße dich heraus Mit dieſer meiner Arme Kraft! Die Roſſe ſtampfen vor dem Haus, Geführt von meiner Dienerſchaft. Du ſchweigſt? Bekenn mir ob's geſchah!
Thatſt du den Schritt? Du ſchüttelſt: Nein! Wirſt du ihn thun? Ja? Du nickſt: Ja? ... Juan, es muß geſchieden ſein!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0324" n="310"/> <lg n="6"> <l>Mein Bruder Juan, komm mit mir,</l><lb/> <l>Beflecke nicht der Diaz Ruhm!</l><lb/> <l>Erſäuf' im Quadalquivir</l><lb/> <l>Das gottverdammte Lutherthum!</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>In Wittenberg haſt du — abſurd! —</l><lb/> <l>Auf einer Schule Bank gehockt!</l><lb/> <l>Bei dieſem Dolch an meinem Gurt,</l><lb/> <l>Ich morde den der dich verlockt!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Der Vater iſt ein alter Chriſt</l><lb/> <l>Und ſähe lieber dich im Grab!</l><lb/> <l>Die Mutter, welche gläubig iſt —</l><lb/> <l>Der Mutter drückſt das Herz du ab!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Nie hat ein Diaz falſch geglaubt!</l><lb/> <l>Nicht wahr? <hi rendition="#g">Uns</hi> thuſt du nicht die Schmach,</l><lb/> <l>Geliebter Bruder, theures Haupt!</l><lb/> <l>Ich eilte deinen Schritten nach!</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Juan, ich reiße dich heraus</l><lb/> <l>Mit dieſer meiner Arme Kraft!</l><lb/> <l>Die Roſſe ſtampfen vor dem Haus,</l><lb/> <l>Geführt von meiner Dienerſchaft.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Du ſchweigſt? Bekenn mir ob's geſchah!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Thatſt</hi> du den Schritt? Du ſchüttelſt: Nein!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Wirſt</hi> du ihn thun? Ja? Du nickſt: Ja? ...</l><lb/> <l>Juan, es muß geſchieden ſein!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0324]
Mein Bruder Juan, komm mit mir,
Beflecke nicht der Diaz Ruhm!
Erſäuf' im Quadalquivir
Das gottverdammte Lutherthum!
In Wittenberg haſt du — abſurd! —
Auf einer Schule Bank gehockt!
Bei dieſem Dolch an meinem Gurt,
Ich morde den der dich verlockt!
Der Vater iſt ein alter Chriſt
Und ſähe lieber dich im Grab!
Die Mutter, welche gläubig iſt —
Der Mutter drückſt das Herz du ab!
Nie hat ein Diaz falſch geglaubt!
Nicht wahr? Uns thuſt du nicht die Schmach,
Geliebter Bruder, theures Haupt!
Ich eilte deinen Schritten nach!
Juan, ich reiße dich heraus
Mit dieſer meiner Arme Kraft!
Die Roſſe ſtampfen vor dem Haus,
Geführt von meiner Dienerſchaft.
Du ſchweigſt? Bekenn mir ob's geſchah!
Thatſt du den Schritt? Du ſchüttelſt: Nein!
Wirſt du ihn thun? Ja? Du nickſt: Ja? ...
Juan, es muß geſchieden ſein!“
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