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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Drommetenstoß! Jach klimmt empor
Ein Heer, das Schlacht und Raum verlor.
Kreuzritter sind's, von Saladin
Versprengt, die wild zur Höhe fliehn,
Heiß unter ihren Schritten her
Entflammt den dürren Rasen er,
In schwarzen Wolken wallt der Qualm.
Schlachtrosse schnauben auf der Alm.
Scharf pfeifen Sarazenenpfeile
Durch das Gedräng der Flucht und Eile.
Fort! Ein verfärbter Purpur weht,
Ein junger König wankt entkräftet,
Doch dieses Reiches Majestät
Ist König Christ, ans Kreuz geheftet.
Drum tragen sie das Kreuz voran,
Der Welterbarmer schwebte dran,
Das bittre Kreuz, davon herab
Er seines Mordes Schuld vergab.
Sie wuschen's dann mit rothen Bächen,
Um des Erbarmers Tod zu rächen ...
Das Wüthen, Morden, Bluten, Streiten
Ersteigt den Berg der Seligkeiten.
Erklommen ist der Gipfel jetzt
Und hinter ihm erbraust das Meer,
Der Kurdenschleuder ausgesetzt,
Steht auf dem Kulm das Christenheer.
Drommetenstoß! "Der Heiland lebt!
Christus regiert!" Der Berg erbebt.
"Hilf, König, der gekreuzigt wurde!"
"Zielt auf das Kreuz!" befiehlt der Kurde.
15*
Drommetenſtoß! Jach klimmt empor
Ein Heer, das Schlacht und Raum verlor.
Kreuzritter ſind's, von Saladin
Verſprengt, die wild zur Höhe fliehn,
Heiß unter ihren Schritten her
Entflammt den dürren Raſen er,
In ſchwarzen Wolken wallt der Qualm.
Schlachtroſſe ſchnauben auf der Alm.
Scharf pfeifen Sarazenenpfeile
Durch das Gedräng der Flucht und Eile.
Fort! Ein verfärbter Purpur weht,
Ein junger König wankt entkräftet,
Doch dieſes Reiches Majeſtät
Iſt König Chriſt, ans Kreuz geheftet.
Drum tragen ſie das Kreuz voran,
Der Welterbarmer ſchwebte dran,
Das bittre Kreuz, davon herab
Er ſeines Mordes Schuld vergab.
Sie wuſchen's dann mit rothen Bächen,
Um des Erbarmers Tod zu rächen ...
Das Wüthen, Morden, Bluten, Streiten
Erſteigt den Berg der Seligkeiten.
Erklommen iſt der Gipfel jetzt
Und hinter ihm erbrauſt das Meer,
Der Kurdenſchleuder ausgeſetzt,
Steht auf dem Kulm das Chriſtenheer.
Drommetenſtoß! „Der Heiland lebt!
Chriſtus regiert!“ Der Berg erbebt.
„Hilf, König, der gekreuzigt wurde!“
„Zielt auf das Kreuz!“ befiehlt der Kurde.
15*
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[227/0241] Drommetenſtoß! Jach klimmt empor Ein Heer, das Schlacht und Raum verlor. Kreuzritter ſind's, von Saladin Verſprengt, die wild zur Höhe fliehn, Heiß unter ihren Schritten her Entflammt den dürren Raſen er, In ſchwarzen Wolken wallt der Qualm. Schlachtroſſe ſchnauben auf der Alm. Scharf pfeifen Sarazenenpfeile Durch das Gedräng der Flucht und Eile. Fort! Ein verfärbter Purpur weht, Ein junger König wankt entkräftet, Doch dieſes Reiches Majeſtät Iſt König Chriſt, ans Kreuz geheftet. Drum tragen ſie das Kreuz voran, Der Welterbarmer ſchwebte dran, Das bittre Kreuz, davon herab Er ſeines Mordes Schuld vergab. Sie wuſchen's dann mit rothen Bächen, Um des Erbarmers Tod zu rächen ... Das Wüthen, Morden, Bluten, Streiten Erſteigt den Berg der Seligkeiten. Erklommen iſt der Gipfel jetzt Und hinter ihm erbrauſt das Meer, Der Kurdenſchleuder ausgeſetzt, Steht auf dem Kulm das Chriſtenheer. Drommetenſtoß! „Der Heiland lebt! Chriſtus regiert!“ Der Berg erbebt. „Hilf, König, der gekreuzigt wurde!“ „Zielt auf das Kreuz!“ befiehlt der Kurde. 15*

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/241>, abgerufen am 28.11.2024.