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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Die klugen Herrn verstehn den Pfiff,
Ein leiser Schritt, ein sich'rer Griff!
Dann spielt man hübsch Verstecken
Und läßt sich nicht entdecken --
Du blickst so wild als wollt'st du mich
Erstechen, Kurt, besinne dich!
Wo suchst du deine Schlüssel, Kurt?
Du trägst den ganzen Bund am Gurt! ..."
Er stürzt hinaus, empört, bethört,
Die Wirthin, die ihn schreiten hört,
Lallt halb im Traum, sie weiß nicht wie:
"Wie geht's der Mutter? Grüße sie!"
Er taumelt in die Nacht hinaus,
Um seine Stirn fliegt ein Gebraus
Betrunkener Gedanken
Und seine Schritte wanken.
Er stürmt empor die Strecke
Zum Schloß auf Schneees Decke,
Das Gitter übersteigt er leis
Und knisternd bricht das Tannenreis,
Er schleicht und nach der Leiter langt
Er, die am Dach der Scheune hangt,
Er steht am Herrenhause schon,
Er klettert über den Balkon,
Sein Herz, er hört es pochen
Und hat die Thür erbrochen.
Rasch ist ein Wachslicht angebrannt,
Laut kracht es in der Täfelwand,
Ihm steigt das Haar, hin starrt er wild
Und sieht ein farbenlieblich Bild,
Von lichtem Reif umgeben,
Die klugen Herrn verſtehn den Pfiff,
Ein leiſer Schritt, ein ſich'rer Griff!
Dann ſpielt man hübſch Verſtecken
Und läßt ſich nicht entdecken —
Du blickſt ſo wild als wollt'ſt du mich
Erſtechen, Kurt, beſinne dich!
Wo ſuchſt du deine Schlüſſel, Kurt?
Du trägſt den ganzen Bund am Gurt! ...“
Er ſtürzt hinaus, empört, bethört,
Die Wirthin, die ihn ſchreiten hört,
Lallt halb im Traum, ſie weiß nicht wie:
„Wie geht's der Mutter? Grüße ſie!“
Er taumelt in die Nacht hinaus,
Um ſeine Stirn fliegt ein Gebraus
Betrunkener Gedanken
Und ſeine Schritte wanken.
Er ſtürmt empor die Strecke
Zum Schloß auf Schneees Decke,
Das Gitter überſteigt er leis
Und kniſternd bricht das Tannenreis,
Er ſchleicht und nach der Leiter langt
Er, die am Dach der Scheune hangt,
Er ſteht am Herrenhauſe ſchon,
Er klettert über den Balkon,
Sein Herz, er hört es pochen
Und hat die Thür erbrochen.
Raſch iſt ein Wachslicht angebrannt,
Laut kracht es in der Täfelwand,
Ihm ſteigt das Haar, hin ſtarrt er wild
Und ſieht ein farbenlieblich Bild,
Von lichtem Reif umgeben,
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[103/0117] Die klugen Herrn verſtehn den Pfiff, Ein leiſer Schritt, ein ſich'rer Griff! Dann ſpielt man hübſch Verſtecken Und läßt ſich nicht entdecken — Du blickſt ſo wild als wollt'ſt du mich Erſtechen, Kurt, beſinne dich! Wo ſuchſt du deine Schlüſſel, Kurt? Du trägſt den ganzen Bund am Gurt! ...“ Er ſtürzt hinaus, empört, bethört, Die Wirthin, die ihn ſchreiten hört, Lallt halb im Traum, ſie weiß nicht wie: „Wie geht's der Mutter? Grüße ſie!“ Er taumelt in die Nacht hinaus, Um ſeine Stirn fliegt ein Gebraus Betrunkener Gedanken Und ſeine Schritte wanken. Er ſtürmt empor die Strecke Zum Schloß auf Schneees Decke, Das Gitter überſteigt er leis Und kniſternd bricht das Tannenreis, Er ſchleicht und nach der Leiter langt Er, die am Dach der Scheune hangt, Er ſteht am Herrenhauſe ſchon, Er klettert über den Balkon, Sein Herz, er hört es pochen Und hat die Thür erbrochen. Raſch iſt ein Wachslicht angebrannt, Laut kracht es in der Täfelwand, Ihm ſteigt das Haar, hin ſtarrt er wild Und ſieht ein farbenlieblich Bild, Von lichtem Reif umgeben,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/117>, abgerufen am 27.11.2024.