Es sind hierzu mancherlei Hülfsmittel erforderlich. Geschieht das Versetzen zu ebner Erde oder in geringen Höhen, so wird der Stein auf einer Schleife, oder auf Holzrollen, oder auf einer Schleife, welche mit starken, ganz niedrigen Rädern versehen ist, nach dem Orte seiner Bestimmung gebracht. Damit diese Hülfsmittel nicht im wei- chen Erdreiche einsinken, werden überall, wo die Bahn geht, Bretter untergelegt. Sollen die Steine in größerer Höhe versetzt werden, so daß man sie nicht hinschleifen kann, so müssen sie durch Hebezeuge gehoben und durch Rollwagen auf starken, vom Zimmermann verbun- denen Gerüsten nach dem Orte ihrer Bestimmung gebracht werden.
Hier angekommen werden kleinere Steine durch so viel Mann als ihn regieren können, theils mit den Händen, theils mit eisernen Brechstangen so lange gedreht und gewendet, bis man ihn in sein Lager eingepaßt hat.
Sehr große Steine werden von den Hebezeugen, die durch Erd- winden bewegt werden, in die Höhe gezogen. Oben angekommen, werden sie in ganz geringer Entfernung über ihrem Lager so lange schwebend erhalten, bis sie (wie man es nennt) eingespielt ha- ben, dann werden sie langsam in ihr Lager herunter gelassen. Bei dem in die Höheziehen großer Steine (bei seinem Auffahren) ist es nothwendig, daß ein Steinmetz mit auffährt, damit er den Stein vor Anstoßen und Schwankungen sichere; er stellt sich dann oben auf den Stein und läßt sich mit in die Höhe ziehen. Es müssen aber als- dann sowohl Krahne, als Taue, Kloben und Haken sehr fest sein, damit nichts reiße, weil es schon oft vorgekommen ist, daß solche Steine herunterfielen und die mit Auffahrenden zerschmetterten.
§. 91. Verkitten, Vergießen und Verdübeln der Werkstücke.
Die innigere Verbindung der Werkstücke geschieht nicht durch Mörtel, wie bei den Mauern aus gebrannten Steinen, weil die ge- ringe Masse Kalk gar nicht im Stande sein würde, die großen Steine zu halten. Wohl aber verstreicht man sowohl die äußern Stoßfugen, als auch die oberen wagerechten Fugen, welche zu Tage liegen, bei geringerer Arbeit mit gutem Kalkmörtel, bei besserer Arbeit mit Steinkitt, damit keine Feuchtigkeit in die Fugen eindringen, sich in Eis verwandeln, und die Steine auseinander drängen könne.
a) Mit dem Steinkitt verklebt man nicht blos die Fugen der Steine, sondern man ergänzt auch abgebrochene Stücken derselben, so daß der aufgetragene Kitt den fehlenden Theil des Steines ersetzen
§. 90. Verſetzen des Werkſtückes.
Es ſind hierzu mancherlei Hülfsmittel erforderlich. Geſchieht das Verſetzen zu ebner Erde oder in geringen Höhen, ſo wird der Stein auf einer Schleife, oder auf Holzrollen, oder auf einer Schleife, welche mit ſtarken, ganz niedrigen Rädern verſehen iſt, nach dem Orte ſeiner Beſtimmung gebracht. Damit dieſe Hülfsmittel nicht im wei- chen Erdreiche einſinken, werden überall, wo die Bahn geht, Bretter untergelegt. Sollen die Steine in größerer Höhe verſetzt werden, ſo daß man ſie nicht hinſchleifen kann, ſo müſſen ſie durch Hebezeuge gehoben und durch Rollwagen auf ſtarken, vom Zimmermann verbun- denen Gerüſten nach dem Orte ihrer Beſtimmung gebracht werden.
Hier angekommen werden kleinere Steine durch ſo viel Mann als ihn regieren können, theils mit den Händen, theils mit eiſernen Brechſtangen ſo lange gedreht und gewendet, bis man ihn in ſein Lager eingepaßt hat.
Sehr große Steine werden von den Hebezeugen, die durch Erd- winden bewegt werden, in die Höhe gezogen. Oben angekommen, werden ſie in ganz geringer Entfernung über ihrem Lager ſo lange ſchwebend erhalten, bis ſie (wie man es nennt) eingeſpielt ha- ben, dann werden ſie langſam in ihr Lager herunter gelaſſen. Bei dem in die Höheziehen großer Steine (bei ſeinem Auffahren) iſt es nothwendig, daß ein Steinmetz mit auffährt, damit er den Stein vor Anſtoßen und Schwankungen ſichere; er ſtellt ſich dann oben auf den Stein und läßt ſich mit in die Höhe ziehen. Es müſſen aber als- dann ſowohl Krahne, als Taue, Kloben und Haken ſehr feſt ſein, damit nichts reiße, weil es ſchon oft vorgekommen iſt, daß ſolche Steine herunterfielen und die mit Auffahrenden zerſchmetterten.
§. 91. Verkitten, Vergießen und Verdübeln der Werkſtücke.
Die innigere Verbindung der Werkſtücke geſchieht nicht durch Mörtel, wie bei den Mauern aus gebrannten Steinen, weil die ge- ringe Maſſe Kalk gar nicht im Stande ſein würde, die großen Steine zu halten. Wohl aber verſtreicht man ſowohl die äußern Stoßfugen, als auch die oberen wagerechten Fugen, welche zu Tage liegen, bei geringerer Arbeit mit gutem Kalkmörtel, bei beſſerer Arbeit mit Steinkitt, damit keine Feuchtigkeit in die Fugen eindringen, ſich in Eis verwandeln, und die Steine auseinander drängen könne.
a) Mit dem Steinkitt verklebt man nicht blos die Fugen der Steine, ſondern man ergänzt auch abgebrochene Stücken derſelben, ſo daß der aufgetragene Kitt den fehlenden Theil des Steines erſetzen
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§. 90. Verſetzen des Werkſtückes.
Es ſind hierzu mancherlei Hülfsmittel erforderlich. Geſchieht
das Verſetzen zu ebner Erde oder in geringen Höhen, ſo wird der
Stein auf einer Schleife, oder auf Holzrollen, oder auf einer Schleife,
welche mit ſtarken, ganz niedrigen Rädern verſehen iſt, nach dem Orte
ſeiner Beſtimmung gebracht. Damit dieſe Hülfsmittel nicht im wei-
chen Erdreiche einſinken, werden überall, wo die Bahn geht, Bretter
untergelegt. Sollen die Steine in größerer Höhe verſetzt werden, ſo
daß man ſie nicht hinſchleifen kann, ſo müſſen ſie durch Hebezeuge
gehoben und durch Rollwagen auf ſtarken, vom Zimmermann verbun-
denen Gerüſten nach dem Orte ihrer Beſtimmung gebracht werden.
Hier angekommen werden kleinere Steine durch ſo viel Mann
als ihn regieren können, theils mit den Händen, theils mit eiſernen
Brechſtangen ſo lange gedreht und gewendet, bis man ihn in ſein
Lager eingepaßt hat.
Sehr große Steine werden von den Hebezeugen, die durch Erd-
winden bewegt werden, in die Höhe gezogen. Oben angekommen,
werden ſie in ganz geringer Entfernung über ihrem Lager ſo lange
ſchwebend erhalten, bis ſie (wie man es nennt) eingeſpielt ha-
ben, dann werden ſie langſam in ihr Lager herunter gelaſſen. Bei
dem in die Höheziehen großer Steine (bei ſeinem Auffahren) iſt es
nothwendig, daß ein Steinmetz mit auffährt, damit er den Stein vor
Anſtoßen und Schwankungen ſichere; er ſtellt ſich dann oben auf den
Stein und läßt ſich mit in die Höhe ziehen. Es müſſen aber als-
dann ſowohl Krahne, als Taue, Kloben und Haken ſehr feſt
ſein, damit nichts reiße, weil es ſchon oft vorgekommen iſt, daß ſolche
Steine herunterfielen und die mit Auffahrenden zerſchmetterten.
§. 91. Verkitten, Vergießen und Verdübeln der Werkſtücke.
Die innigere Verbindung der Werkſtücke geſchieht nicht durch
Mörtel, wie bei den Mauern aus gebrannten Steinen, weil die ge-
ringe Maſſe Kalk gar nicht im Stande ſein würde, die großen Steine
zu halten. Wohl aber verſtreicht man ſowohl die äußern Stoßfugen,
als auch die oberen wagerechten Fugen, welche zu Tage liegen, bei
geringerer Arbeit mit gutem Kalkmörtel, bei beſſerer Arbeit
mit Steinkitt, damit keine Feuchtigkeit in die Fugen eindringen, ſich
in Eis verwandeln, und die Steine auseinander drängen könne.
a) Mit dem Steinkitt verklebt man nicht blos die Fugen der
Steine, ſondern man ergänzt auch abgebrochene Stücken derſelben, ſo
daß der aufgetragene Kitt den fehlenden Theil des Steines erſetzen
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/369>, abgerufen am 28.07.2024.
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