ebenso Bienen- und Treibhäuser. Schafställe gegen Süd; Scheunen so, daß der West- und Ostwind durch die Tenne streicht, damit wenn die Thore offen sind, die Spreu beim Wurfen leicht durch den die Tenne durchziehenden Luftstrom gesondert werde. Brauereien und Kühlschiffe gegen Nord wo möglich. Speicher mit den Giebeln ge- gen Süd und Nord, damit der Ost- und Westwind, als die häufig- sten, den Speicher durchstreichen können, wenn die Luken geöffnet sind; dasselbe gilt von allen Korn- und Malzboden.
Gegenstände welche viel Schatten geben, als hohe Gebäude, Bäume etc., hindern den Zutritt des Lichts, folglich der Wärme, und sind deshalb nur mit Vorsicht anzulegen oder beizubehalten.
Lagen der Gebäude auf der Nordseite von Gebirgen oder ho- hen Hügelketten liegen ungesunder, als solche auf der Süd- und Ost- seite. Thäler welche sich so strecken, daß die Winde aus den kalten Weltgegenden allein sie durchstreichen, sind ungesund zu bewohnen. Dasselbe gilt von solchen, wo nur heiße Winde hingelangen können.
Luftschichten sind ein wesentliches Mittel, sich gegen die Ein- wirkung der Atmosphäre in den Gebäuden zu schützen. Man beläßt solche Luftschichten in den Mauern selbst, welche mit der äußern Luft in keiner Verbindung stehen.
Deshalb leisten Luftschichten zwischen den Umfassungen sehr viel in dieser Hinsicht; deshalb sind Keller mit doppelten Gewölben, zwi- schen welchen eine Luftschicht bleibt, und die auch in den Umfassungs- mauern Luftschichten haben, ungleich besser, als solche mit einfachen Mauern. Deshalb macht man über Eiskeller doppelte Dächer, mit einer abgeschlossenen Luftschicht dazwischen; deswegen legen die Eng- länder ihre Molkenhäuser so an, daß um die Molkenstube eine Luft- schicht entsteht.
§. 88. Holzschwamm, Mauerfraß (Stock- auch Mauer- schwamm).
Den Holzschwamm hat der Maurer nur insofern zu be- achten, als dieses dem Holze selbst so höchst verderbliche Gewächs seine Wurzeln im Untergrunde, in den Fundamenten und Mauern haben kann, von wo aus sie in das Holzwerk übergreifen und dasselbe unaufhaltsam zerstören. Die Mauern selbst werden durch den Holz- schwamm nicht zerstört, jedoch muß man nichtsdestoweniger alles aufbieten, sie von diesem verwüstenden Gewächs rein zu erhalten, und wenn er sich darin festgesetzt haben sollte, ihn wieder los zu werden.
Der Maurer hat hierbei folgendes zu beobachten:
Menzel, der paktische Maurer. 23
ebenſo Bienen- und Treibhäuſer. Schafſtälle gegen Süd; Scheunen ſo, daß der Weſt- und Oſtwind durch die Tenne ſtreicht, damit wenn die Thore offen ſind, die Spreu beim Wurfen leicht durch den die Tenne durchziehenden Luftſtrom geſondert werde. Brauereien und Kühlſchiffe gegen Nord wo möglich. Speicher mit den Giebeln ge- gen Süd und Nord, damit der Oſt- und Weſtwind, als die häufig- ſten, den Speicher durchſtreichen können, wenn die Luken geöffnet ſind; daſſelbe gilt von allen Korn- und Malzboden.
Gegenſtände welche viel Schatten geben, als hohe Gebäude, Bäume ꝛc., hindern den Zutritt des Lichts, folglich der Wärme, und ſind deshalb nur mit Vorſicht anzulegen oder beizubehalten.
Lagen der Gebäude auf der Nordſeite von Gebirgen oder ho- hen Hügelketten liegen ungeſunder, als ſolche auf der Süd- und Oſt- ſeite. Thäler welche ſich ſo ſtrecken, daß die Winde aus den kalten Weltgegenden allein ſie durchſtreichen, ſind ungeſund zu bewohnen. Daſſelbe gilt von ſolchen, wo nur heiße Winde hingelangen können.
Luftſchichten ſind ein weſentliches Mittel, ſich gegen die Ein- wirkung der Atmoſphäre in den Gebäuden zu ſchützen. Man beläßt ſolche Luftſchichten in den Mauern ſelbſt, welche mit der äußern Luft in keiner Verbindung ſtehen.
Deshalb leiſten Luftſchichten zwiſchen den Umfaſſungen ſehr viel in dieſer Hinſicht; deshalb ſind Keller mit doppelten Gewölben, zwi- ſchen welchen eine Luftſchicht bleibt, und die auch in den Umfaſſungs- mauern Luftſchichten haben, ungleich beſſer, als ſolche mit einfachen Mauern. Deshalb macht man über Eiskeller doppelte Dächer, mit einer abgeſchloſſenen Luftſchicht dazwiſchen; deswegen legen die Eng- länder ihre Molkenhäuſer ſo an, daß um die Molkenſtube eine Luft- ſchicht entſteht.
§. 88. Holzſchwamm, Mauerfraß (Stock- auch Mauer- ſchwamm).
Den Holzſchwamm hat der Maurer nur inſofern zu be- achten, als dieſes dem Holze ſelbſt ſo höchſt verderbliche Gewächs ſeine Wurzeln im Untergrunde, in den Fundamenten und Mauern haben kann, von wo aus ſie in das Holzwerk übergreifen und daſſelbe unaufhaltſam zerſtören. Die Mauern ſelbſt werden durch den Holz- ſchwamm nicht zerſtört, jedoch muß man nichtsdeſtoweniger alles aufbieten, ſie von dieſem verwüſtenden Gewächs rein zu erhalten, und wenn er ſich darin feſtgeſetzt haben ſollte, ihn wieder los zu werden.
Der Maurer hat hierbei folgendes zu beobachten:
Menzel, der paktiſche Maurer. 23
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ebenſo Bienen- und Treibhäuſer. Schafſtälle gegen Süd; Scheunen
ſo, daß der Weſt- und Oſtwind durch die Tenne ſtreicht, damit wenn
die Thore offen ſind, die Spreu beim Wurfen leicht durch den die
Tenne durchziehenden Luftſtrom geſondert werde. Brauereien und
Kühlſchiffe gegen Nord wo möglich. Speicher mit den Giebeln ge-
gen Süd und Nord, damit der Oſt- und Weſtwind, als die häufig-
ſten, den Speicher durchſtreichen können, wenn die Luken geöffnet ſind;
daſſelbe gilt von allen Korn- und Malzboden.
Gegenſtände welche viel Schatten geben, als hohe Gebäude,
Bäume ꝛc., hindern den Zutritt des Lichts, folglich der Wärme, und
ſind deshalb nur mit Vorſicht anzulegen oder beizubehalten.
Lagen der Gebäude auf der Nordſeite von Gebirgen oder ho-
hen Hügelketten liegen ungeſunder, als ſolche auf der Süd- und Oſt-
ſeite. Thäler welche ſich ſo ſtrecken, daß die Winde aus den kalten
Weltgegenden allein ſie durchſtreichen, ſind ungeſund zu bewohnen.
Daſſelbe gilt von ſolchen, wo nur heiße Winde hingelangen können.
Luftſchichten ſind ein weſentliches Mittel, ſich gegen die Ein-
wirkung der Atmoſphäre in den Gebäuden zu ſchützen. Man beläßt
ſolche Luftſchichten in den Mauern ſelbſt, welche mit der äußern Luft
in keiner Verbindung ſtehen.
Deshalb leiſten Luftſchichten zwiſchen den Umfaſſungen ſehr viel
in dieſer Hinſicht; deshalb ſind Keller mit doppelten Gewölben, zwi-
ſchen welchen eine Luftſchicht bleibt, und die auch in den Umfaſſungs-
mauern Luftſchichten haben, ungleich beſſer, als ſolche mit einfachen
Mauern. Deshalb macht man über Eiskeller doppelte Dächer, mit
einer abgeſchloſſenen Luftſchicht dazwiſchen; deswegen legen die Eng-
länder ihre Molkenhäuſer ſo an, daß um die Molkenſtube eine Luft-
ſchicht entſteht.
§. 88. Holzſchwamm, Mauerfraß (Stock- auch Mauer-
ſchwamm).
Den Holzſchwamm hat der Maurer nur inſofern zu be-
achten, als dieſes dem Holze ſelbſt ſo höchſt verderbliche Gewächs
ſeine Wurzeln im Untergrunde, in den Fundamenten und Mauern
haben kann, von wo aus ſie in das Holzwerk übergreifen und daſſelbe
unaufhaltſam zerſtören. Die Mauern ſelbſt werden durch den Holz-
ſchwamm nicht zerſtört, jedoch muß man nichtsdeſtoweniger alles
aufbieten, ſie von dieſem verwüſtenden Gewächs rein zu erhalten, und
wenn er ſich darin feſtgeſetzt haben ſollte, ihn wieder los zu werden.
Der Maurer hat hierbei folgendes zu beobachten:
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/363>, abgerufen am 28.07.2024.
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