Neunte Abtheilung. Bewurf der Mauern. Putzarbeiten.
§. 69. Allgemeines.
Bei dem Bewurf der Mauern oder der sogenannten Putzarbeit haben wir hauptsächlich zu unterscheiden: ob erstens der Putz nur eine ebene und glatte Oberfläche der Mauern, Wände und Decken bilden soll, wie im Jnnern der Gebäude, oder ob er, selbst jeder Einwirkung der Witterung widerstehend, zugleich die Mauern und Wände eben- falls gegen die Witterung schützen soll, wie im Aeußern der Gebäude.
Bei diesen verschiedenen Anforderungen ist auch die Art des Bewurfs sehr verschieden, und seine Dauerhaftigkeit hängt namentlich davon ab: ob das Material, was man zum Abputz verwendet, an sich selbst fest und dauerhaft ist, oder ob es zugleich an dem Materiale, worauf es angetragen wird, haftet oder nicht. Erfüllt der Bewurf beide Bedingungen nicht, so taugt er nichts. Besonders wichtig ist die Sicherung der Außenflächen eines Gebäudes gegen die Einwirkung der Witterung, da die Dauer des Gebäudes davon wesentlich abhängt, und es ist deshalb leicht begreiflich, daß ein fester und aller Witte- rung trotzender Abputz, besonders für äußere Mauern und Wände, von der größten Wichtigkeit ist.
Nichtsdestoweniger geht man dabei ziemlich leichtsinnig zu Werke, wie man sich an den vielen Gebäuden alljährlich überzeugen kann, wo der äußere Putz theilweise abgefallen ist und das Mauerwerk blos liegt.
Der Bewurf innerer Mauer- und Wandflächen ist immer hin- länglich gegen die Einwirkung der Witterung geschützt, nicht aber der äußere Abputz, und hierbei wirken mehrere Ursachen zu seiner besse- ren Haltbarkeit, abgesehen von dessen sonstiger Güte.
Es ist eine allgemeine Erfahrung, daß diejenigen äußeren Ge- bäudeflächen, welche der sogenannten Wetterseite zugekehrt sind, am meisten vom Schlagregen leiden. Die Wetterseite aber geht von Nord- west bis Südwest. Es würde demnach in gewöhnlichen Fällen gera- then sein, den Bewurf, wenigstens nach diesen Weltgegenden hin, aus festerem Materiale zu bereiten, wenn er auch auf den nach den an-
Neunte Abtheilung. Bewurf der Mauern. Putzarbeiten.
§. 69. Allgemeines.
Bei dem Bewurf der Mauern oder der ſogenannten Putzarbeit haben wir hauptſächlich zu unterſcheiden: ob erſtens der Putz nur eine ebene und glatte Oberfläche der Mauern, Wände und Decken bilden ſoll, wie im Jnnern der Gebäude, oder ob er, ſelbſt jeder Einwirkung der Witterung widerſtehend, zugleich die Mauern und Wände eben- falls gegen die Witterung ſchützen ſoll, wie im Aeußern der Gebäude.
Bei dieſen verſchiedenen Anforderungen iſt auch die Art des Bewurfs ſehr verſchieden, und ſeine Dauerhaftigkeit hängt namentlich davon ab: ob das Material, was man zum Abputz verwendet, an ſich ſelbſt feſt und dauerhaft iſt, oder ob es zugleich an dem Materiale, worauf es angetragen wird, haftet oder nicht. Erfüllt der Bewurf beide Bedingungen nicht, ſo taugt er nichts. Beſonders wichtig iſt die Sicherung der Außenflächen eines Gebäudes gegen die Einwirkung der Witterung, da die Dauer des Gebäudes davon weſentlich abhängt, und es iſt deshalb leicht begreiflich, daß ein feſter und aller Witte- rung trotzender Abputz, beſonders für äußere Mauern und Wände, von der größten Wichtigkeit iſt.
Nichtsdeſtoweniger geht man dabei ziemlich leichtſinnig zu Werke, wie man ſich an den vielen Gebäuden alljährlich überzeugen kann, wo der äußere Putz theilweiſe abgefallen iſt und das Mauerwerk blos liegt.
Der Bewurf innerer Mauer- und Wandflächen iſt immer hin- länglich gegen die Einwirkung der Witterung geſchützt, nicht aber der äußere Abputz, und hierbei wirken mehrere Urſachen zu ſeiner beſſe- ren Haltbarkeit, abgeſehen von deſſen ſonſtiger Güte.
Es iſt eine allgemeine Erfahrung, daß diejenigen äußeren Ge- bäudeflächen, welche der ſogenannten Wetterſeite zugekehrt ſind, am meiſten vom Schlagregen leiden. Die Wetterſeite aber geht von Nord- weſt bis Südweſt. Es würde demnach in gewöhnlichen Fällen gera- then ſein, den Bewurf, wenigſtens nach dieſen Weltgegenden hin, aus feſterem Materiale zu bereiten, wenn er auch auf den nach den an-
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Neunte Abtheilung.
Bewurf der Mauern. Putzarbeiten.
§. 69. Allgemeines.
Bei dem Bewurf der Mauern oder der ſogenannten Putzarbeit
haben wir hauptſächlich zu unterſcheiden: ob erſtens der Putz nur eine
ebene und glatte Oberfläche der Mauern, Wände und Decken bilden
ſoll, wie im Jnnern der Gebäude, oder ob er, ſelbſt jeder Einwirkung
der Witterung widerſtehend, zugleich die Mauern und Wände eben-
falls gegen die Witterung ſchützen ſoll, wie im Aeußern der Gebäude.
Bei dieſen verſchiedenen Anforderungen iſt auch die Art des
Bewurfs ſehr verſchieden, und ſeine Dauerhaftigkeit hängt namentlich
davon ab: ob das Material, was man zum Abputz verwendet, an ſich
ſelbſt feſt und dauerhaft iſt, oder ob es zugleich an dem Materiale,
worauf es angetragen wird, haftet oder nicht. Erfüllt der Bewurf
beide Bedingungen nicht, ſo taugt er nichts. Beſonders wichtig iſt
die Sicherung der Außenflächen eines Gebäudes gegen die Einwirkung
der Witterung, da die Dauer des Gebäudes davon weſentlich abhängt,
und es iſt deshalb leicht begreiflich, daß ein feſter und aller Witte-
rung trotzender Abputz, beſonders für äußere Mauern und Wände, von
der größten Wichtigkeit iſt.
Nichtsdeſtoweniger geht man dabei ziemlich leichtſinnig zu Werke,
wie man ſich an den vielen Gebäuden alljährlich überzeugen kann, wo
der äußere Putz theilweiſe abgefallen iſt und das Mauerwerk blos liegt.
Der Bewurf innerer Mauer- und Wandflächen iſt immer hin-
länglich gegen die Einwirkung der Witterung geſchützt, nicht aber der
äußere Abputz, und hierbei wirken mehrere Urſachen zu ſeiner beſſe-
ren Haltbarkeit, abgeſehen von deſſen ſonſtiger Güte.
Es iſt eine allgemeine Erfahrung, daß diejenigen äußeren Ge-
bäudeflächen, welche der ſogenannten Wetterſeite zugekehrt ſind, am
meiſten vom Schlagregen leiden. Die Wetterſeite aber geht von Nord-
weſt bis Südweſt. Es würde demnach in gewöhnlichen Fällen gera-
then ſein, den Bewurf, wenigſtens nach dieſen Weltgegenden hin, aus
feſterem Materiale zu bereiten, wenn er auch auf den nach den an-
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/306>, abgerufen am 28.07.2024.
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