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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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§. 9. Theer und Asphalt.

Der Theer, welcher bei Bauten verwendet wird, ist zweierlei Art.

1) Der Holztheer wird bei dem Brennen der Holzkohle aus
harzigen Hölzern gewonnen und besteht aus dem eigentlichen Theer,
welcher braun, fett und etwas dickflüssig ist, ferner aus der sogenann-
ten Theergalle, welche mehr wässrige Theile enthält.

Man bedient sich des Theeres größtentheils zum Anstrich des
Holzwerkes, um es gegen die Einwirkungen der Witterung zu schützen.
Ein solcher Anstrich muß jedoch alle Jahre wiederholt werden, weil
die Luft ihn schnell auszieht. Auch die Theergalle verwendet man zu
gleichen Zwecken, obgleich sie noch weniger kräftig wirkt.

Außerdem wird der Theer zu allerhand andern Anstrichen ver-
wendet, wovon er einen Hauptbestandtheil bildet.

Auch bedient man sich des Theeres bei Anfertigung der Lehm-
dächer.

2) Der Steinkohlentheer wird gewonnen, indem man die
Steinkohle in eisernen Röhren einer starken Hitze aussetzt, wodurch
alle flüssigen und öligen Theile derselben abfließen, diese bilden ge-
sammelt den Steinkohlentheer, welcher wie der Holztheer in Tonnen
a 80 bis 100 Quart verkauft wird.

Jm Handel wird beiden Theerarten häufig Wasser zugesetzt, wo-
durch er sich natürlich verschlechtert. Man muß also darauf sehen
daß er möglichst dickflüssig sei.

Die weitere Bereitung des Theeres kommt bei Lehmdächern
vor, so wie die Bereitung eines künstlichen Firnisses und Asphal-
tes aus demselben.

Die Verwendung des Steinkohlentheeres geschieht bei Bauten
ganz auf gleiche Art, wie bei dem Holztheer gesagt worden.

Asphalt (Judenpech) ist ein durch Naturfeuerkraft hervorge-
brachtes und stark erhärtetes Erzeugniß. Schmilzt man ihn, so läßt
er sich wie der verdickte Steinkohlentheer zu mancherlei Bauzwecken,
namentlich zu Mörteln, Fußböden und flachen Dachdeckungen gebrau-
chen. Er widersteht der Witterung mehr als Holz- und Steinkohlen-
theer, denn wenn der letztere schon bei 28 Grad Sonnenwärme schmilzt,
so schmilzt der natürliche Asphalt erst bei 40 Grad. Schon im Al-
terthume kannte man ihn, und die Mauern von Babylon, welche aus
Ziegelsteinen erbaut waren, wurden durch Asphalt, welcher die Stelle
des festesten und vom Wasser nicht zu durchdringenden Mörtels ver-
trat, gebildet. Er haftet so fest daß Mauersteine, damit zusammen-
gekittet, nie längs der Fuge springen wenn man sie zerschlägt.

Menzel, der praktische Maurer. 2
§. 9. Theer und Asphalt.

Der Theer, welcher bei Bauten verwendet wird, iſt zweierlei Art.

1) Der Holztheer wird bei dem Brennen der Holzkohle aus
harzigen Hölzern gewonnen und beſteht aus dem eigentlichen Theer,
welcher braun, fett und etwas dickflüſſig iſt, ferner aus der ſogenann-
ten Theergalle, welche mehr wäſſrige Theile enthält.

Man bedient ſich des Theeres größtentheils zum Anſtrich des
Holzwerkes, um es gegen die Einwirkungen der Witterung zu ſchützen.
Ein ſolcher Anſtrich muß jedoch alle Jahre wiederholt werden, weil
die Luft ihn ſchnell auszieht. Auch die Theergalle verwendet man zu
gleichen Zwecken, obgleich ſie noch weniger kräftig wirkt.

Außerdem wird der Theer zu allerhand andern Anſtrichen ver-
wendet, wovon er einen Hauptbeſtandtheil bildet.

Auch bedient man ſich des Theeres bei Anfertigung der Lehm-
dächer.

2) Der Steinkohlentheer wird gewonnen, indem man die
Steinkohle in eiſernen Röhren einer ſtarken Hitze ausſetzt, wodurch
alle flüſſigen und öligen Theile derſelben abfließen, dieſe bilden ge-
ſammelt den Steinkohlentheer, welcher wie der Holztheer in Tonnen
à 80 bis 100 Quart verkauft wird.

Jm Handel wird beiden Theerarten häufig Waſſer zugeſetzt, wo-
durch er ſich natürlich verſchlechtert. Man muß alſo darauf ſehen
daß er möglichſt dickflüſſig ſei.

Die weitere Bereitung des Theeres kommt bei Lehmdächern
vor, ſo wie die Bereitung eines künſtlichen Firniſſes und Asphal-
tes aus demſelben.

Die Verwendung des Steinkohlentheeres geſchieht bei Bauten
ganz auf gleiche Art, wie bei dem Holztheer geſagt worden.

Asphalt (Judenpech) iſt ein durch Naturfeuerkraft hervorge-
brachtes und ſtark erhärtetes Erzeugniß. Schmilzt man ihn, ſo läßt
er ſich wie der verdickte Steinkohlentheer zu mancherlei Bauzwecken,
namentlich zu Mörteln, Fußböden und flachen Dachdeckungen gebrau-
chen. Er widerſteht der Witterung mehr als Holz- und Steinkohlen-
theer, denn wenn der letztere ſchon bei 28 Grad Sonnenwärme ſchmilzt,
ſo ſchmilzt der natürliche Asphalt erſt bei 40 Grad. Schon im Al-
terthume kannte man ihn, und die Mauern von Babylon, welche aus
Ziegelſteinen erbaut waren, wurden durch Asphalt, welcher die Stelle
des feſteſten und vom Waſſer nicht zu durchdringenden Mörtels ver-
trat, gebildet. Er haftet ſo feſt daß Mauerſteine, damit zuſammen-
gekittet, nie längs der Fuge ſpringen wenn man ſie zerſchlägt.

Menzel, der praktiſche Maurer. 2
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[17/0027] §. 9. Theer und Asphalt. Der Theer, welcher bei Bauten verwendet wird, iſt zweierlei Art. 1) Der Holztheer wird bei dem Brennen der Holzkohle aus harzigen Hölzern gewonnen und beſteht aus dem eigentlichen Theer, welcher braun, fett und etwas dickflüſſig iſt, ferner aus der ſogenann- ten Theergalle, welche mehr wäſſrige Theile enthält. Man bedient ſich des Theeres größtentheils zum Anſtrich des Holzwerkes, um es gegen die Einwirkungen der Witterung zu ſchützen. Ein ſolcher Anſtrich muß jedoch alle Jahre wiederholt werden, weil die Luft ihn ſchnell auszieht. Auch die Theergalle verwendet man zu gleichen Zwecken, obgleich ſie noch weniger kräftig wirkt. Außerdem wird der Theer zu allerhand andern Anſtrichen ver- wendet, wovon er einen Hauptbeſtandtheil bildet. Auch bedient man ſich des Theeres bei Anfertigung der Lehm- dächer. 2) Der Steinkohlentheer wird gewonnen, indem man die Steinkohle in eiſernen Röhren einer ſtarken Hitze ausſetzt, wodurch alle flüſſigen und öligen Theile derſelben abfließen, dieſe bilden ge- ſammelt den Steinkohlentheer, welcher wie der Holztheer in Tonnen à 80 bis 100 Quart verkauft wird. Jm Handel wird beiden Theerarten häufig Waſſer zugeſetzt, wo- durch er ſich natürlich verſchlechtert. Man muß alſo darauf ſehen daß er möglichſt dickflüſſig ſei. Die weitere Bereitung des Theeres kommt bei Lehmdächern vor, ſo wie die Bereitung eines künſtlichen Firniſſes und Asphal- tes aus demſelben. Die Verwendung des Steinkohlentheeres geſchieht bei Bauten ganz auf gleiche Art, wie bei dem Holztheer geſagt worden. Asphalt (Judenpech) iſt ein durch Naturfeuerkraft hervorge- brachtes und ſtark erhärtetes Erzeugniß. Schmilzt man ihn, ſo läßt er ſich wie der verdickte Steinkohlentheer zu mancherlei Bauzwecken, namentlich zu Mörteln, Fußböden und flachen Dachdeckungen gebrau- chen. Er widerſteht der Witterung mehr als Holz- und Steinkohlen- theer, denn wenn der letztere ſchon bei 28 Grad Sonnenwärme ſchmilzt, ſo ſchmilzt der natürliche Asphalt erſt bei 40 Grad. Schon im Al- terthume kannte man ihn, und die Mauern von Babylon, welche aus Ziegelſteinen erbaut waren, wurden durch Asphalt, welcher die Stelle des feſteſten und vom Waſſer nicht zu durchdringenden Mörtels ver- trat, gebildet. Er haftet ſo feſt daß Mauerſteine, damit zuſammen- gekittet, nie längs der Fuge ſpringen wenn man ſie zerſchlägt. Menzel, der praktiſche Maurer. 2

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/27>, abgerufen am 25.11.2024.