daß sie nach oben immer kleiner werden; etwa 20 solcher Cassetten im Umkreise und höchstens 4 Reihen der Höhe nach. Zwischen die- sen Cassetten, sowohl der Breite als Höhe nach, bleiben sogenannte Stege stehen, welche die volle Gewölbestärke erhalten, und etwa den dritten Theil der Cassette breit sind. Der Schub einer Kuppel im runden Raume ist auf allen Punkten der Umfangsmauern gleich groß.
Der oberste Theil der Kuppeln bildet einen sehr flachen Bogen, wie wir bereits (§. 40, 4.) bemerkten, und diese geringe Steigung ist Ursache, daß man bei sehr großen Kuppeln den ganzen oberen Theil offen läßt und nur mit einem Kranze abschließt.
Dergleichen Kränze bildet man bei großen Kuppeln von Hau- steinen, bei solchen die von Ziegeln gewölbt sind und dem gewöhnli- chen Gebrauche dienen, macht man den Kranz zum Schutze des Mauer- werks von Eichenholz.
Da eine runde Mauer an sich mehr Standfähigkeit hat als eine gerade, so erfordert eine Kuppel etwa nur den achten Theil ihres Durchmessers zum Widerlager. Es versteht sich von selbst, daß mit der Höhe des Unterbaues auch die Stärke des Widerlagers wach- sen muß.
Ein wesentlicher Vortheil der Kuppelwölbung ist noch, daß man dabei keine Verschalung zu ihrer Wölbung braucht (ausgenommen wenn sie von Gußwerk ist). Man stellt nur kreuzweise zwei Lehrbo- gen auf, um die Richtung nicht zu verfehlen, und wölbt das Ganze aus freier Hand.
Taf. VIII. Fig. 194. zeigt die Anordnung einer achteckigen Kup- pelwölbung von Backsteinen, wie sie im Jupitertempel zu Spalatro im Pallaste des Kaisers Diocletian angewendet wurde. Aus dieser fä- cherartigen Verbindung ergiebt sich eine große Festigkeit der Construction.
2) Die Kuppel im viereckigen Raume (Taf. VIII. Fig. 183. und 184.). Wenn man sich über dem quadratischen Raume abcd. Fig. 183. eine Kuppel von dem Durchmesser ac. so aufge- stellt denkt, daß die 4 Seiten des Quadrats ab. bc. cd. und de. diejenigen Stücken der Halbkugel abschneiden, welche außerhalb der Gränze des Quadrats fallen (wie z. B. agb. und bch.), so ent- steht das verlangte Gewölbe.
Betrachtet man den auf der Diagonale des Quadrats ac. be- schriebenen Halbkreis agbhc., so stellt er denjenigen größten Bogen vor, dessen Endpunkte bis in die Ecken des Quadrats hinunterreichen. Zieht man von den Punkten e. und f., wo der im Quadrate be- schriebene Kreis die Diagonale ac. schneidet, senkrechte Linien bis g.
daß ſie nach oben immer kleiner werden; etwa 20 ſolcher Caſſetten im Umkreiſe und höchſtens 4 Reihen der Höhe nach. Zwiſchen die- ſen Caſſetten, ſowohl der Breite als Höhe nach, bleiben ſogenannte Stege ſtehen, welche die volle Gewölbeſtärke erhalten, und etwa den dritten Theil der Caſſette breit ſind. Der Schub einer Kuppel im runden Raume iſt auf allen Punkten der Umfangsmauern gleich groß.
Der oberſte Theil der Kuppeln bildet einen ſehr flachen Bogen, wie wir bereits (§. 40, 4.) bemerkten, und dieſe geringe Steigung iſt Urſache, daß man bei ſehr großen Kuppeln den ganzen oberen Theil offen läßt und nur mit einem Kranze abſchließt.
Dergleichen Kränze bildet man bei großen Kuppeln von Hau- ſteinen, bei ſolchen die von Ziegeln gewölbt ſind und dem gewöhnli- chen Gebrauche dienen, macht man den Kranz zum Schutze des Mauer- werks von Eichenholz.
Da eine runde Mauer an ſich mehr Standfähigkeit hat als eine gerade, ſo erfordert eine Kuppel etwa nur den achten Theil ihres Durchmeſſers zum Widerlager. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß mit der Höhe des Unterbaues auch die Stärke des Widerlagers wach- ſen muß.
Ein weſentlicher Vortheil der Kuppelwölbung iſt noch, daß man dabei keine Verſchalung zu ihrer Wölbung braucht (ausgenommen wenn ſie von Gußwerk iſt). Man ſtellt nur kreuzweiſe zwei Lehrbo- gen auf, um die Richtung nicht zu verfehlen, und wölbt das Ganze aus freier Hand.
Taf. VIII. Fig. 194. zeigt die Anordnung einer achteckigen Kup- pelwölbung von Backſteinen, wie ſie im Jupitertempel zu Spalatro im Pallaſte des Kaiſers Diocletian angewendet wurde. Aus dieſer fä- cherartigen Verbindung ergiebt ſich eine große Feſtigkeit der Conſtruction.
2) Die Kuppel im viereckigen Raume (Taf. VIII. Fig. 183. und 184.). Wenn man ſich über dem quadratiſchen Raume abcd. Fig. 183. eine Kuppel von dem Durchmeſſer ac. ſo aufge- ſtellt denkt, daß die 4 Seiten des Quadrats ab. bc. cd. und de. diejenigen Stücken der Halbkugel abſchneiden, welche außerhalb der Gränze des Quadrats fallen (wie z. B. agb. und bch.), ſo ent- ſteht das verlangte Gewölbe.
Betrachtet man den auf der Diagonale des Quadrats ac. be- ſchriebenen Halbkreis agbhc., ſo ſtellt er denjenigen größten Bogen vor, deſſen Endpunkte bis in die Ecken des Quadrats hinunterreichen. Zieht man von den Punkten e. und f., wo der im Quadrate be- ſchriebene Kreis die Diagonale ac. ſchneidet, ſenkrechte Linien bis g.
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[205/0215]
daß ſie nach oben immer kleiner werden; etwa 20 ſolcher Caſſetten
im Umkreiſe und höchſtens 4 Reihen der Höhe nach. Zwiſchen die-
ſen Caſſetten, ſowohl der Breite als Höhe nach, bleiben ſogenannte
Stege ſtehen, welche die volle Gewölbeſtärke erhalten, und etwa den
dritten Theil der Caſſette breit ſind. Der Schub einer Kuppel im
runden Raume iſt auf allen Punkten der Umfangsmauern gleich groß.
Der oberſte Theil der Kuppeln bildet einen ſehr flachen Bogen,
wie wir bereits (§. 40, 4.) bemerkten, und dieſe geringe Steigung iſt
Urſache, daß man bei ſehr großen Kuppeln den ganzen oberen Theil
offen läßt und nur mit einem Kranze abſchließt.
Dergleichen Kränze bildet man bei großen Kuppeln von Hau-
ſteinen, bei ſolchen die von Ziegeln gewölbt ſind und dem gewöhnli-
chen Gebrauche dienen, macht man den Kranz zum Schutze des Mauer-
werks von Eichenholz.
Da eine runde Mauer an ſich mehr Standfähigkeit hat als eine
gerade, ſo erfordert eine Kuppel etwa nur den achten Theil ihres
Durchmeſſers zum Widerlager. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß mit
der Höhe des Unterbaues auch die Stärke des Widerlagers wach-
ſen muß.
Ein weſentlicher Vortheil der Kuppelwölbung iſt noch, daß man
dabei keine Verſchalung zu ihrer Wölbung braucht (ausgenommen
wenn ſie von Gußwerk iſt). Man ſtellt nur kreuzweiſe zwei Lehrbo-
gen auf, um die Richtung nicht zu verfehlen, und wölbt das Ganze
aus freier Hand.
Taf. VIII. Fig. 194. zeigt die Anordnung einer achteckigen Kup-
pelwölbung von Backſteinen, wie ſie im Jupitertempel zu Spalatro im
Pallaſte des Kaiſers Diocletian angewendet wurde. Aus dieſer fä-
cherartigen Verbindung ergiebt ſich eine große Feſtigkeit der Conſtruction.
2) Die Kuppel im viereckigen Raume (Taf. VIII. Fig.
183. und 184.). Wenn man ſich über dem quadratiſchen Raume
abcd. Fig. 183. eine Kuppel von dem Durchmeſſer ac. ſo aufge-
ſtellt denkt, daß die 4 Seiten des Quadrats ab. bc. cd. und de.
diejenigen Stücken der Halbkugel abſchneiden, welche außerhalb der
Gränze des Quadrats fallen (wie z. B. agb. und bch.), ſo ent-
ſteht das verlangte Gewölbe.
Betrachtet man den auf der Diagonale des Quadrats ac. be-
ſchriebenen Halbkreis agbhc., ſo ſtellt er denjenigen größten Bogen
vor, deſſen Endpunkte bis in die Ecken des Quadrats hinunterreichen.
Zieht man von den Punkten e. und f., wo der im Quadrate be-
ſchriebene Kreis die Diagonale ac. ſchneidet, ſenkrechte Linien bis g.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/215>, abgerufen am 06.07.2024.
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