vermitteln streben. Dieser Bund ist derjenige der Freimaurer oder Masonen (Meßner, Meßkünstler). Sie wollen frei, mit Selbstbewußtseyn, den Bau der Menschheit vollenden. Sie setzen dem Instinkt die Freiheit, der Natur die Kunst entgegen. Dieser Bund entspringt mit Nothwendigkeit aus einer Weltansicht, die auf einer gewissen Stufe der Entwicklung in den Menschen erwachen mußte. So unabweislich die Idee einer allgemeinen vollkommenen Menschheit, die alle Menschen als Brüder umfaßt, darin sie alle von den Schlacken der Ungleichheit, der Feindschaft, der Ver¬ folgung, des Lasters, der Armuth, der Dummheit und der Barbarei geläutert seyn sollen, unter den passen¬ den Namen Optimismus andern Ideen vom Wesen und Ziele der Welt und der Menschheit, z.B., daß sie beim Alten bleiben, oder daß sie gar zurückschrei¬ ten müsse, entgegentritt; so unabweislich ferner mit dieser Idee in den Menschen das Gefühl ihrer Kraft und das Streben geweckt wird, selbstthätig der lang¬ sam keimenden Naturkraft in der Geschichte mit mensch¬ licher Kunst nachzuhelfen, oder ihre Erkenntniß und ihren Willen ganz an die Stelle jener alten Natur¬ kraft zu setzen, da dieselbe dem thierischen Instinkt gleicht, der nur so lange dem Kind aushilft, bis es zur Vernunft gekommen; so fest gegründet diese Idee und dieses Streben in den Menschen ist, so bald sie mündig geworden, eben so fest gegründet ist auch in der äußern Erscheinung der Bund der Masonei, darin diese Idee fortgepflanzt wird, darin dieses Streben
vermitteln ſtreben. Dieſer Bund iſt derjenige der Freimaurer oder Maſonen (Meßner, Meßkuͤnſtler). Sie wollen frei, mit Selbſtbewußtſeyn, den Bau der Menſchheit vollenden. Sie ſetzen dem Inſtinkt die Freiheit, der Natur die Kunſt entgegen. Dieſer Bund entſpringt mit Nothwendigkeit aus einer Weltanſicht, die auf einer gewiſſen Stufe der Entwicklung in den Menſchen erwachen mußte. So unabweislich die Idee einer allgemeinen vollkommenen Menſchheit, die alle Menſchen als Bruͤder umfaßt, darin ſie alle von den Schlacken der Ungleichheit, der Feindſchaft, der Ver¬ folgung, des Laſters, der Armuth, der Dummheit und der Barbarei gelaͤutert ſeyn ſollen, unter den paſſen¬ den Namen Optimismus andern Ideen vom Weſen und Ziele der Welt und der Menſchheit, z.B., daß ſie beim Alten bleiben, oder daß ſie gar zuruͤckſchrei¬ ten muͤſſe, entgegentritt; ſo unabweislich ferner mit dieſer Idee in den Menſchen das Gefuͤhl ihrer Kraft und das Streben geweckt wird, ſelbſtthaͤtig der lang¬ ſam keimenden Naturkraft in der Geſchichte mit menſch¬ licher Kunſt nachzuhelfen, oder ihre Erkenntniß und ihren Willen ganz an die Stelle jener alten Natur¬ kraft zu ſetzen, da dieſelbe dem thieriſchen Inſtinkt gleicht, der nur ſo lange dem Kind aushilft, bis es zur Vernunft gekommen; ſo feſt gegruͤndet dieſe Idee und dieſes Streben in den Menſchen iſt, ſo bald ſie muͤndig geworden, eben ſo feſt gegruͤndet iſt auch in der aͤußern Erſcheinung der Bund der Maſonei, darin dieſe Idee fortgepflanzt wird, darin dieſes Streben
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vermitteln ſtreben. Dieſer Bund iſt derjenige der
Freimaurer oder Maſonen (Meßner, Meßkuͤnſtler).
Sie wollen frei, mit Selbſtbewußtſeyn, den Bau der
Menſchheit vollenden. Sie ſetzen dem Inſtinkt die
Freiheit, der Natur die Kunſt entgegen. Dieſer Bund
entſpringt mit Nothwendigkeit aus einer Weltanſicht,
die auf einer gewiſſen Stufe der Entwicklung in den
Menſchen erwachen mußte. So unabweislich die Idee
einer allgemeinen vollkommenen Menſchheit, die alle
Menſchen als Bruͤder umfaßt, darin ſie alle von den
Schlacken der Ungleichheit, der Feindſchaft, der Ver¬
folgung, des Laſters, der Armuth, der Dummheit und
der Barbarei gelaͤutert ſeyn ſollen, unter den paſſen¬
den Namen Optimismus andern Ideen vom Weſen
und Ziele der Welt und der Menſchheit, z.B., daß
ſie beim Alten bleiben, oder daß ſie gar zuruͤckſchrei¬
ten muͤſſe, entgegentritt; ſo unabweislich ferner mit
dieſer Idee in den Menſchen das Gefuͤhl ihrer Kraft
und das Streben geweckt wird, ſelbſtthaͤtig der lang¬
ſam keimenden Naturkraft in der Geſchichte mit menſch¬
licher Kunſt nachzuhelfen, oder ihre Erkenntniß und
ihren Willen ganz an die Stelle jener alten Natur¬
kraft zu ſetzen, da dieſelbe dem thieriſchen Inſtinkt
gleicht, der nur ſo lange dem Kind aushilft, bis es
zur Vernunft gekommen; ſo feſt gegruͤndet dieſe Idee
und dieſes Streben in den Menſchen iſt, ſo bald ſie
muͤndig geworden, eben ſo feſt gegruͤndet iſt auch in
der aͤußern Erſcheinung der Bund der Maſonei, darin
dieſe Idee fortgepflanzt wird, darin dieſes Streben
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/289>, abgerufen am 23.11.2024.
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