Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.festen Boden der Erde in ein unsichtbares Reich der Dies ist das große Schisma der Gemeinden Im gegenwärtigen Augenblicke stehn die Par¬ feſten Boden der Erde in ein unſichtbares Reich der Dies iſt das große Schisma der Gemeinden Im gegenwaͤrtigen Augenblicke ſtehn die Par¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="91"/> feſten Boden der Erde in ein unſichtbares Reich der<lb/> Seligkeit verzuͤckt zu werden ſtreben. Sie mißtrauen<lb/> dem Verſtande, weil er uͤberall Schranken erkennt,<lb/> und das Überſchwengliche ſchlechterdings nicht duldet.</p><lb/> <p>Dies iſt das große <hi rendition="#g">Schisma</hi> der Gemeinden<lb/> in unſrer Zeit. So hat die Idee ſich wieder in Vor¬<lb/> ſtellung, Begriff und Gefuͤhl zerſetzt, die nun in hoͤ¬<lb/> herer Entwicklung ihre Vereinigung ſuchen muͤſſen.</p><lb/> <p>Im gegenwaͤrtigen Augenblicke ſtehn die Par¬<lb/> teien auf dem Friedensfuß. Wenn auf der einen<lb/> Seite die Polemik der gelehrten Theologen, ohne<lb/> große Theilnahme des Volkes, fortwuͤthet, geſchehen<lb/> auf der andern Annaͤherungen und Übergaͤnge. Der<lb/> friedliche Zuſtand ruͤhrt zum Theil noch von der Er¬<lb/> mattung der fruͤhern Kaͤmpfe her, zum Theil von<lb/> dem Vorwalten weltlicher Neigungen und Beſtrebun¬<lb/> gen, bei denen die Religion vernachlaͤſſigt wird. Im<lb/> vorigen Jahrhundert zogen uns die Wiſſenſchaften<lb/> und Kuͤnſte, in dieſem zieht die Politik uns von der<lb/> Betrachtung des Religionsſtreites ab. Iſt ſeit zehn<lb/> Jahren wieder mehr von dem letztern die Rede ge¬<lb/> weſen, ſo iſt doch der Zeitgeiſt keineswegs vorzugs¬<lb/> weiſe fuͤr dieſe Angelegenheit geſtimmt. Erſt ſpaͤtere<lb/> Zeiten werden die Raͤthſel loͤſen, die in unſern reli¬<lb/> gioͤſen Verwickelungen liegen. Die theologiſche Lite¬<lb/> ratur iſt der Spiegel des ganzen innern Lebens der<lb/> Confeſſionen, und wir werden hier die wichtigſten<lb/> Partien daraus betrachten.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0101]
feſten Boden der Erde in ein unſichtbares Reich der
Seligkeit verzuͤckt zu werden ſtreben. Sie mißtrauen
dem Verſtande, weil er uͤberall Schranken erkennt,
und das Überſchwengliche ſchlechterdings nicht duldet.
Dies iſt das große Schisma der Gemeinden
in unſrer Zeit. So hat die Idee ſich wieder in Vor¬
ſtellung, Begriff und Gefuͤhl zerſetzt, die nun in hoͤ¬
herer Entwicklung ihre Vereinigung ſuchen muͤſſen.
Im gegenwaͤrtigen Augenblicke ſtehn die Par¬
teien auf dem Friedensfuß. Wenn auf der einen
Seite die Polemik der gelehrten Theologen, ohne
große Theilnahme des Volkes, fortwuͤthet, geſchehen
auf der andern Annaͤherungen und Übergaͤnge. Der
friedliche Zuſtand ruͤhrt zum Theil noch von der Er¬
mattung der fruͤhern Kaͤmpfe her, zum Theil von
dem Vorwalten weltlicher Neigungen und Beſtrebun¬
gen, bei denen die Religion vernachlaͤſſigt wird. Im
vorigen Jahrhundert zogen uns die Wiſſenſchaften
und Kuͤnſte, in dieſem zieht die Politik uns von der
Betrachtung des Religionsſtreites ab. Iſt ſeit zehn
Jahren wieder mehr von dem letztern die Rede ge¬
weſen, ſo iſt doch der Zeitgeiſt keineswegs vorzugs¬
weiſe fuͤr dieſe Angelegenheit geſtimmt. Erſt ſpaͤtere
Zeiten werden die Raͤthſel loͤſen, die in unſern reli¬
gioͤſen Verwickelungen liegen. Die theologiſche Lite¬
ratur iſt der Spiegel des ganzen innern Lebens der
Confeſſionen, und wir werden hier die wichtigſten
Partien daraus betrachten.
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