Abwehr geben? Kein Mittel der Abwehr gegen den Missbrauch wissenschaftlicher Organe, deren Existenz die Gelehrtenwelt, und nur diese, durch ihre geistige und materielle Unterstützung ermöglicht?
Das Mittel ist ebenso einfach als wirksam. Es gilt, Entstellungen der Ergebnisse unserer wissenschaft- lichen Untersuchungen nicht ruhig hinzunehmen, son- dern dieselben zu constatiren. Thun wir dies in einer Reihe von Fällen, so wird das Lesepublikum sich ge- wöhnen, nicht blindlings mehr der Berichterstattung gewisser Recensenten zu vertrauen, sondern zum min- desten bei besonders auffälligen Behauptungen sich selbst die Ueberzeugung von der Stichhältigkeit der- selben zu verschaffen suchen. Damit ist aber mit einem Schlage die Macht jener Männer gebrochen, welche an die Stelle objektiver Berichterstattung die Entstellung fremder Meinungen setzen. Thue nur jeder im obigen Sinne seine Pflicht und wir werden die Schmoller bald nicht mehr zu fürchten haben. Ja sie werden sich bald genöthigt sehen, entweder die kritische Feder niederzulegen, oder aber bei der Berichterstattung in Hinkunft in besonders gewissenhafter Weise zu Werke zu gehen. Ist nämlich einmal das Misstrauen gegen dergleichen Kritiker erwacht, dann bleibt ihnen, schon im eigenen Interesse, nichts übrig, als ganz be- sonders gewissenhafte Berichte zu erstatten. Welche grausamere Strafe dieser Männer lässt sich aber denken, als wenn wir sie nöthigen, objektive Kritik zu üben?
Abwehr geben? Kein Mittel der Abwehr gegen den Missbrauch wissenschaftlicher Organe, deren Existenz die Gelehrtenwelt, und nur diese, durch ihre geistige und materielle Unterstützung ermöglicht?
Das Mittel ist ebenso einfach als wirksam. Es gilt, Entstellungen der Ergebnisse unserer wissenschaft- lichen Untersuchungen nicht ruhig hinzunehmen, son- dern dieselben zu constatiren. Thun wir dies in einer Reihe von Fällen, so wird das Lesepublikum sich ge- wöhnen, nicht blindlings mehr der Berichterstattung gewisser Recensenten zu vertrauen, sondern zum min- desten bei besonders auffälligen Behauptungen sich selbst die Ueberzeugung von der Stichhältigkeit der- selben zu verschaffen suchen. Damit ist aber mit einem Schlage die Macht jener Männer gebrochen, welche an die Stelle objektiver Berichterstattung die Entstellung fremder Meinungen setzen. Thue nur jeder im obigen Sinne seine Pflicht und wir werden die Schmoller bald nicht mehr zu fürchten haben. Ja sie werden sich bald genöthigt sehen, entweder die kritische Feder niederzulegen, oder aber bei der Berichterstattung in Hinkunft in besonders gewissenhafter Weise zu Werke zu gehen. Ist nämlich einmal das Misstrauen gegen dergleichen Kritiker erwacht, dann bleibt ihnen, schon im eigenen Interesse, nichts übrig, als ganz be- sonders gewissenhafte Berichte zu erstatten. Welche grausamere Strafe dieser Männer lässt sich aber denken, als wenn wir sie nöthigen, objektive Kritik zu üben?
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Abwehr geben? Kein Mittel der Abwehr gegen den
Missbrauch wissenschaftlicher Organe, deren Existenz
die Gelehrtenwelt, und nur diese, durch ihre geistige
und materielle Unterstützung ermöglicht?
Das Mittel ist ebenso einfach als wirksam. Es
gilt, Entstellungen der Ergebnisse unserer wissenschaft-
lichen Untersuchungen nicht ruhig hinzunehmen, son-
dern dieselben zu constatiren. Thun wir dies in einer
Reihe von Fällen, so wird das Lesepublikum sich ge-
wöhnen, nicht blindlings mehr der Berichterstattung
gewisser Recensenten zu vertrauen, sondern zum min-
desten bei besonders auffälligen Behauptungen sich
selbst die Ueberzeugung von der Stichhältigkeit der-
selben zu verschaffen suchen. Damit ist aber mit
einem Schlage die Macht jener Männer gebrochen,
welche an die Stelle objektiver Berichterstattung die
Entstellung fremder Meinungen setzen. Thue nur jeder
im obigen Sinne seine Pflicht und wir werden die
Schmoller bald nicht mehr zu fürchten haben. Ja sie
werden sich bald genöthigt sehen, entweder die kritische
Feder niederzulegen, oder aber bei der Berichterstattung
in Hinkunft in besonders gewissenhafter Weise zu
Werke zu gehen. Ist nämlich einmal das Misstrauen
gegen dergleichen Kritiker erwacht, dann bleibt ihnen,
schon im eigenen Interesse, nichts übrig, als ganz be-
sonders gewissenhafte Berichte zu erstatten. Welche
grausamere Strafe dieser Männer lässt sich aber
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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/27>, abgerufen am 16.07.2024.
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