Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.das Gewissen rege gemacht werden. Der itzt Dieses ist die Bestimmung des Eides, der
das Gewiſſen rege gemacht werden. Der itzt Dieſes iſt die Beſtimmung des Eides, der
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0080" n="74"/> das Gewiſſen rege gemacht werden. Der itzt<lb/> vor Gericht laͤugnet, beſitzet vielleicht fremdes<lb/> Gut, ohne die entſchloſſene Bosheit, unge-<lb/> recht ſeyn zu wollen. Er kann ſolches ver-<lb/> zehrt, oder haben von Haͤnden kommen laſ-<lb/> ſen, und will voritzt durch das Ablaͤugnen<lb/> nur Zeit gewinnen; und ſo wird vielleicht<lb/> der gute Geiſt, der fuͤr die Gerechtigkeit in<lb/> ihm kaͤmpft, von Tag zu Tag abgewieſen,<lb/> bis er ermuͤdet, und unterliegt. Man muß<lb/> ihm alſo zu Huͤlfe eilen, und erſtlich den Fall,<lb/> der Aufſchub leidet, in eine Handlung ver-<lb/> wandeln, die itzt geſchiehet, wo der Augen-<lb/> blick entſcheidend iſt, und alle Entſchuldigung<lb/> wegfaͤllt; ſodann aber auch alle Feyerlichkeit<lb/> aufbieten, alle die Kraft und den Nachdruck<lb/> zuſammennehmen, mit welchen die Erinnerung<lb/> an Gott, den allgerechten Raͤcher und Vergel-<lb/> ter, auf das Gemuͤth wirken kann.</p><lb/> <p>Dieſes iſt die Beſtimmung des Eides,<lb/> und hieraus, duͤnkt mich, ſey offenbar, daß<lb/> man die Menſchen nur uͤber Dinge beſchwoͤren<lb/> muͤſſe, die in die aͤuſſeren Sinne fallen; davon<lb/> ſie mit der Ueberzeugung, welche die Evidenz<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </body> </text> </TEI> [74/0080]
das Gewiſſen rege gemacht werden. Der itzt
vor Gericht laͤugnet, beſitzet vielleicht fremdes
Gut, ohne die entſchloſſene Bosheit, unge-
recht ſeyn zu wollen. Er kann ſolches ver-
zehrt, oder haben von Haͤnden kommen laſ-
ſen, und will voritzt durch das Ablaͤugnen
nur Zeit gewinnen; und ſo wird vielleicht
der gute Geiſt, der fuͤr die Gerechtigkeit in
ihm kaͤmpft, von Tag zu Tag abgewieſen,
bis er ermuͤdet, und unterliegt. Man muß
ihm alſo zu Huͤlfe eilen, und erſtlich den Fall,
der Aufſchub leidet, in eine Handlung ver-
wandeln, die itzt geſchiehet, wo der Augen-
blick entſcheidend iſt, und alle Entſchuldigung
wegfaͤllt; ſodann aber auch alle Feyerlichkeit
aufbieten, alle die Kraft und den Nachdruck
zuſammennehmen, mit welchen die Erinnerung
an Gott, den allgerechten Raͤcher und Vergel-
ter, auf das Gemuͤth wirken kann.
Dieſes iſt die Beſtimmung des Eides,
und hieraus, duͤnkt mich, ſey offenbar, daß
man die Menſchen nur uͤber Dinge beſchwoͤren
muͤſſe, die in die aͤuſſeren Sinne fallen; davon
ſie mit der Ueberzeugung, welche die Evidenz
der
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