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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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serer Rechte zu seinem Besten, keine Verzicht
auf unsere Unabhängigkeit zu seinem Vortheil.
Seine Rechte können mit den Unserigen nie in
Streit und Irrung kommen. Er will nur unser
Bestes, eines jeden Einzelnen Bestes, und die-
ses muß ja mit sich selbst bestehen, kann sich ja
selbst nicht widersprechen. --

Alle diese Gemeinörter sind so trivial, daß
der gesunde Menschenverstand sich wundert, wie
man je hat anderer Meinung seyn können; und
gleichwohl haben die Menschen von jeher wider
diese einleuchtenden Grundsätze gehandelt; und
wohl ihnen! wenn sie im Jahre 2240 aufhören
werden, dawider zu handeln.

Die nächste Folge aus diesen Maximen ist,
wie mich dünkt, offenbar, daß die Kirche kein
Recht habe auf Gut und Eigentum, keinen
Anspruch auf Beytrag und Verzicht; daß ihre
Gerechtsame mit den Unserigen niemals in Ir-
rung gerathen, daß also zwischen Kirche und

Bür-
klebt noch immer an der ihm gewöhnlichen
Bedeutung, und hänget noch immer fest an
seinem Sprachgebrauch, woraus in Religions-
sachen viele Verwirrungen entstanden sind.

ſerer Rechte zu ſeinem Beſten, keine Verzicht
auf unſere Unabhaͤngigkeit zu ſeinem Vortheil.
Seine Rechte koͤnnen mit den Unſerigen nie in
Streit und Irrung kommen. Er will nur unſer
Beſtes, eines jeden Einzelnen Beſtes, und die-
ſes muß ja mit ſich ſelbſt beſtehen, kann ſich ja
ſelbſt nicht widerſprechen. —

Alle dieſe Gemeinoͤrter ſind ſo trivial, daß
der geſunde Menſchenverſtand ſich wundert, wie
man je hat anderer Meinung ſeyn koͤnnen; und
gleichwohl haben die Menſchen von jeher wider
dieſe einleuchtenden Grundſaͤtze gehandelt; und
wohl ihnen! wenn ſie im Jahre 2240 aufhoͤren
werden, dawider zu handeln.

Die naͤchſte Folge aus dieſen Maximen iſt,
wie mich duͤnkt, offenbar, daß die Kirche kein
Recht habe auf Gut und Eigentum, keinen
Anſpruch auf Beytrag und Verzicht; daß ihre
Gerechtſame mit den Unſerigen niemals in Ir-
rung gerathen, daß alſo zwiſchen Kirche und

Buͤr-
klebt noch immer an der ihm gewoͤhnlichen
Bedeutung, und haͤnget noch immer feſt an
ſeinem Sprachgebrauch, woraus in Religions-
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[61/0067] ſerer Rechte zu ſeinem Beſten, keine Verzicht auf unſere Unabhaͤngigkeit zu ſeinem Vortheil. Seine Rechte koͤnnen mit den Unſerigen nie in Streit und Irrung kommen. Er will nur unſer Beſtes, eines jeden Einzelnen Beſtes, und die- ſes muß ja mit ſich ſelbſt beſtehen, kann ſich ja ſelbſt nicht widerſprechen. — Alle dieſe Gemeinoͤrter ſind ſo trivial, daß der geſunde Menſchenverſtand ſich wundert, wie man je hat anderer Meinung ſeyn koͤnnen; und gleichwohl haben die Menſchen von jeher wider dieſe einleuchtenden Grundſaͤtze gehandelt; und wohl ihnen! wenn ſie im Jahre 2240 aufhoͤren werden, dawider zu handeln. Die naͤchſte Folge aus dieſen Maximen iſt, wie mich duͤnkt, offenbar, daß die Kirche kein Recht habe auf Gut und Eigentum, keinen Anſpruch auf Beytrag und Verzicht; daß ihre Gerechtſame mit den Unſerigen niemals in Ir- rung gerathen, daß alſo zwiſchen Kirche und Buͤr- *) *) klebt noch immer an der ihm gewoͤhnlichen Bedeutung, und haͤnget noch immer feſt an ſeinem Sprachgebrauch, woraus in Religions- ſachen viele Verwirrungen entſtanden ſind.

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/67>, abgerufen am 22.11.2024.