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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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tel zu seiner Glückseligkeit zu bedienen be-
fugt ist, und wer ihn in dem Gebrauch der-
selben stöhret, der beleidiget ihn, und be-
gehet eine äusserliche Ungerechtigkeit. Der
Mensch im Stande der Natur ist Herr über
das Seinige, über den freien Gebrauch sei-
ner Kräfte und Fähigkeiten, über den freien
Gebrauch alles dessen, so er durch dieselben
hervorgebracht, (d. i. der Früchte seines
Fleißes) oder mit den Früchten seines Flei-
ßes auf eine unzertrennliche Weise verbun-
den hat, und es hänget von ihm ab, wie

viel,
kommen, und selbst wählen. So lange aber da-
für noch nicht gesorgt worden; so lange noch un-
sere Erziehungsanstalten mit der positiven Reli-
gion in Verbindung stehen, hat derienige Theil
ein offenbares Vorrecht, der bei den vorigen
Grundsätzen geblieben ist, und solche nicht ver-
ändert hat. Auch dieses folgt ganz natürlich
aus obigen Grundsätzen, und es ist gewaltsame
Anmaßung und Religionsdruck, wenn irgendws
das Gegentheil geschiehet. Ein eben so gerech-
ter als weiser Joseph wird sicherlich diesen ge-
waltsamen Misbrauch der Kirchenmacht in seinen
Staaten nicht zulassen.

tel zu ſeiner Gluͤckſeligkeit zu bedienen be-
fugt iſt, und wer ihn in dem Gebrauch der-
ſelben ſtoͤhret, der beleidiget ihn, und be-
gehet eine aͤuſſerliche Ungerechtigkeit. Der
Menſch im Stande der Natur iſt Herr uͤber
das Seinige, uͤber den freien Gebrauch ſei-
ner Kraͤfte und Faͤhigkeiten, uͤber den freien
Gebrauch alles deſſen, ſo er durch dieſelben
hervorgebracht, (d. i. der Fruͤchte ſeines
Fleißes) oder mit den Fruͤchten ſeines Flei-
ßes auf eine unzertrennliche Weiſe verbun-
den hat, und es haͤnget von ihm ab, wie

viel,
kommen, und ſelbſt waͤhlen. So lange aber da-
fuͤr noch nicht geſorgt worden; ſo lange noch un-
ſere Erziehungsanſtalten mit der poſitiven Reli-
gion in Verbindung ſtehen, hat derienige Theil
ein offenbares Vorrecht, der bei den vorigen
Grundſaͤtzen geblieben iſt, und ſolche nicht ver-
aͤndert hat. Auch dieſes folgt ganz natuͤrlich
aus obigen Grundſaͤtzen, und es iſt gewaltſame
Anmaßung und Religionsdruck, wenn irgendws
das Gegentheil geſchiehet. Ein eben ſo gerech-
ter als weiſer Joſeph wird ſicherlich dieſen ge-
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[46/0052] tel zu ſeiner Gluͤckſeligkeit zu bedienen be- fugt iſt, und wer ihn in dem Gebrauch der- ſelben ſtoͤhret, der beleidiget ihn, und be- gehet eine aͤuſſerliche Ungerechtigkeit. Der Menſch im Stande der Natur iſt Herr uͤber das Seinige, uͤber den freien Gebrauch ſei- ner Kraͤfte und Faͤhigkeiten, uͤber den freien Gebrauch alles deſſen, ſo er durch dieſelben hervorgebracht, (d. i. der Fruͤchte ſeines Fleißes) oder mit den Fruͤchten ſeines Flei- ßes auf eine unzertrennliche Weiſe verbun- den hat, und es haͤnget von ihm ab, wie viel, *) *) kommen, und ſelbſt waͤhlen. So lange aber da- fuͤr noch nicht geſorgt worden; ſo lange noch un- ſere Erziehungsanſtalten mit der poſitiven Reli- gion in Verbindung ſtehen, hat derienige Theil ein offenbares Vorrecht, der bei den vorigen Grundſaͤtzen geblieben iſt, und ſolche nicht ver- aͤndert hat. Auch dieſes folgt ganz natuͤrlich aus obigen Grundſaͤtzen, und es iſt gewaltſame Anmaßung und Religionsdruck, wenn irgendws das Gegentheil geſchiehet. Ein eben ſo gerech- ter als weiſer Joſeph wird ſicherlich dieſen ge- waltſamen Misbrauch der Kirchenmacht in ſeinen Staaten nicht zulaſſen.

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/52>, abgerufen am 24.11.2024.