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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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Neu- und Wißbegierde der Menschen, sondern
ihre ganze Eitelkeit, ihr Streben nach hohen
unerreichbaren Dingen, ihren Vorwitz und ih-
re Habsucht, ihren Geitz und ihren Wahnsinn
befriedigen. Mit einem Worte, die Thorheit
hatte abermals die Anschläge der Weisheit ver-
eitelt, und das wieder vernichtet, oder gar zu
ihrem Gebrauche verwendet, was diese zu
besserm Endzwecke angeschaft hatte.

Und nun bin ich im Stande meine Vermu-
thung von der Bestimmung des Zeremonialge-
setzes im Judentume deutlicher zu machen. --
Die Stammväter unserer Nation, Abraham,
Isaak und Jakob, sind dem Ewigen treu geblie-
ben, und haben lautere, von aller Abgötterey
entfernte Religionsbegriffe bey ihren Familien
und Nachkommen zu erhalten gesucht. Und
nun waren diese ihre Nachkommen von der Vor-
sehung ausersehen, eine priesterliche Nation
zu seyn; das ist, eine Nation, die durch ihre
Einrichtung und Verfassung, durch ihre Gesetze,
Handlungen, Schicksale und Veränderungen
immer auf gesunde unverfälschte Begriffe von
Gott und seinen Eigenschaften hinweise, solche

unter

Neu- und Wißbegierde der Menſchen, ſondern
ihre ganze Eitelkeit, ihr Streben nach hohen
unerreichbaren Dingen, ihren Vorwitz und ih-
re Habſucht, ihren Geitz und ihren Wahnſinn
befriedigen. Mit einem Worte, die Thorheit
hatte abermals die Anſchlaͤge der Weisheit ver-
eitelt, und das wieder vernichtet, oder gar zu
ihrem Gebrauche verwendet, was dieſe zu
beſſerm Endzwecke angeſchaft hatte.

Und nun bin ich im Stande meine Vermu-
thung von der Beſtimmung des Zeremonialge-
ſetzes im Judentume deutlicher zu machen. —
Die Stammvaͤter unſerer Nation, Abraham,
Iſaak und Jakob, ſind dem Ewigen treu geblie-
ben, und haben lautere, von aller Abgoͤtterey
entfernte Religionsbegriffe bey ihren Familien
und Nachkommen zu erhalten geſucht. Und
nun waren dieſe ihre Nachkommen von der Vor-
ſehung auserſehen, eine prieſterliche Nation
zu ſeyn; das iſt, eine Nation, die durch ihre
Einrichtung und Verfaſſung, durch ihre Geſetze,
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[93/0195] Neu- und Wißbegierde der Menſchen, ſondern ihre ganze Eitelkeit, ihr Streben nach hohen unerreichbaren Dingen, ihren Vorwitz und ih- re Habſucht, ihren Geitz und ihren Wahnſinn befriedigen. Mit einem Worte, die Thorheit hatte abermals die Anſchlaͤge der Weisheit ver- eitelt, und das wieder vernichtet, oder gar zu ihrem Gebrauche verwendet, was dieſe zu beſſerm Endzwecke angeſchaft hatte. Und nun bin ich im Stande meine Vermu- thung von der Beſtimmung des Zeremonialge- ſetzes im Judentume deutlicher zu machen. — Die Stammvaͤter unſerer Nation, Abraham, Iſaak und Jakob, ſind dem Ewigen treu geblie- ben, und haben lautere, von aller Abgoͤtterey entfernte Religionsbegriffe bey ihren Familien und Nachkommen zu erhalten geſucht. Und nun waren dieſe ihre Nachkommen von der Vor- ſehung auserſehen, eine prieſterliche Nation zu ſeyn; das iſt, eine Nation, die durch ihre Einrichtung und Verfaſſung, durch ihre Geſetze, Handlungen, Schickſale und Veraͤnderungen immer auf geſunde unverfaͤlſchte Begriffe von Gott und ſeinen Eigenſchaften hinweiſe, ſolche unter

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/195>, abgerufen am 24.11.2024.