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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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und er gehet immer nach neuen, geheimnißvol-
len, unerklärbaren Dingen aus, die er mit
verdoppeltem Wohlgefallen beherziget. Seine
Wißbegier will immer gespannt, niemals befrie-
diget seyn. Der öffentliche Vortrag fand also
bey den größten Haufen kein Gehör, oder viel-
mehr von Seiten des Aberglaubens und der
Heucheley den hartnäckigsten Widerstand, und
empfing seinen gewöhnlichen Lohn, Verachtung,
oder Haß und Verfolgung. Die geheimen An-
stalten und Vorkehrungen, in welchen die Rechte
der Wahrheit einigermaßen aufrecht erhalten
werden sollten, gingen zum Theil, selbst den
Weg der Corruption, und wurden zu Pflanz-
schulen alles Aberglaubens, aller Laster und al-
ler Abscheulichkeiten. -- -- Eine gewisse Schu-
le der Weltweisen faßte den kühnen Gedanken,
die abgesonderten Begriffe der Menschen von al-
lem bildlichen und bildähnlichen zu entfernen,
und an solche Schriftzeichen zu binden, die ihrer
Natur nach, für nichts anders genommen wer-
den können, an Zahlen. Da die Zahlen an
und für sich selbst nichts vorstellen, mit keinem
sinnlichen Eindrucke in natürlicher Verbindung

stehen,

und er gehet immer nach neuen, geheimnißvol-
len, unerklaͤrbaren Dingen aus, die er mit
verdoppeltem Wohlgefallen beherziget. Seine
Wißbegier will immer geſpannt, niemals befrie-
diget ſeyn. Der oͤffentliche Vortrag fand alſo
bey den groͤßten Haufen kein Gehoͤr, oder viel-
mehr von Seiten des Aberglaubens und der
Heucheley den hartnaͤckigſten Widerſtand, und
empfing ſeinen gewoͤhnlichen Lohn, Verachtung,
oder Haß und Verfolgung. Die geheimen An-
ſtalten und Vorkehrungen, in welchen die Rechte
der Wahrheit einigermaßen aufrecht erhalten
werden ſollten, gingen zum Theil, ſelbſt den
Weg der Corruption, und wurden zu Pflanz-
ſchulen alles Aberglaubens, aller Laſter und al-
ler Abſcheulichkeiten. — — Eine gewiſſe Schu-
le der Weltweiſen faßte den kuͤhnen Gedanken,
die abgeſonderten Begriffe der Menſchen von al-
lem bildlichen und bildaͤhnlichen zu entfernen,
und an ſolche Schriftzeichen zu binden, die ihrer
Natur nach, fuͤr nichts anders genommen wer-
den koͤnnen, an Zahlen. Da die Zahlen an
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ſinnlichen Eindrucke in natuͤrlicher Verbindung

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[91/0193] und er gehet immer nach neuen, geheimnißvol- len, unerklaͤrbaren Dingen aus, die er mit verdoppeltem Wohlgefallen beherziget. Seine Wißbegier will immer geſpannt, niemals befrie- diget ſeyn. Der oͤffentliche Vortrag fand alſo bey den groͤßten Haufen kein Gehoͤr, oder viel- mehr von Seiten des Aberglaubens und der Heucheley den hartnaͤckigſten Widerſtand, und empfing ſeinen gewoͤhnlichen Lohn, Verachtung, oder Haß und Verfolgung. Die geheimen An- ſtalten und Vorkehrungen, in welchen die Rechte der Wahrheit einigermaßen aufrecht erhalten werden ſollten, gingen zum Theil, ſelbſt den Weg der Corruption, und wurden zu Pflanz- ſchulen alles Aberglaubens, aller Laſter und al- ler Abſcheulichkeiten. — — Eine gewiſſe Schu- le der Weltweiſen faßte den kuͤhnen Gedanken, die abgeſonderten Begriffe der Menſchen von al- lem bildlichen und bildaͤhnlichen zu entfernen, und an ſolche Schriftzeichen zu binden, die ihrer Natur nach, fuͤr nichts anders genommen wer- den koͤnnen, an Zahlen. Da die Zahlen an und fuͤr ſich ſelbſt nichts vorſtellen, mit keinem ſinnlichen Eindrucke in natuͤrlicher Verbindung ſtehen,

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/193>, abgerufen am 24.11.2024.