Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.zu ihnen die Anbetung. Nun führet ihn eben heit F 3
zu ihnen die Anbetung. Nun fuͤhret ihn eben heit F 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="85"/> zu ihnen die Anbetung. Nun fuͤhret ihn eben<lb/> ſo ſchnell und eben ſo ploͤtzlich nach Othaiti zu-<lb/> ruͤck, und laſſet ihn ſeinen neugierigen Landesleu-<lb/> ten von den Religionsbegriffen des D. Philan-<lb/> tropins Bericht abſtatten. Werden ſie den abge-<lb/> ſchmackten Aberglauben ihrer Mitmenſchen nicht<lb/> zugleich belachen und bedauern, die ſo tief geſun-<lb/> ken ſind, ſchwarzen Zuͤgen auf weiſſem Grunde<lb/> goͤttliche Ehre zu erzeigen? — Aehnliche Fehler<lb/> moͤgen unſere Reiſenden ſehr oft begehen, wenn<lb/> ſie uns von der Religion entfernter Voͤlker Nach-<lb/> richt ertheilen. Sie muͤſſen ſich die Gedanken<lb/> und Meinungen einer Nation ſehr genau bekannt<lb/> machen, bevor ſie mit Zuverlaͤßigkeit ſagen koͤn-<lb/> nen, ob die Bilder bey ihr noch den Geiſt der<lb/> Schrift haben, oder ſchon in Abgoͤtterey aus-<lb/> geartet ſind. Die Eroberer Jeruſalems fanden<lb/> bey Pluͤnderung des Tempels die Cherubim auf<lb/> der Lade des Bundes, und hielten ſie fuͤr die<lb/> Goͤtzenbilder der Juden. Sie ſahen alles mit<lb/> barbariſchen Augen, und aus ihrem Geſichts-<lb/> punkte. Ein Bild der goͤttlichen Vorſehung<lb/> und obwaltenden Gnade nahmen ſie, ihrer<lb/> Sitte nach, fuͤr Bild der Gottheit, fuͤr Gott-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">heit</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0187]
zu ihnen die Anbetung. Nun fuͤhret ihn eben
ſo ſchnell und eben ſo ploͤtzlich nach Othaiti zu-
ruͤck, und laſſet ihn ſeinen neugierigen Landesleu-
ten von den Religionsbegriffen des D. Philan-
tropins Bericht abſtatten. Werden ſie den abge-
ſchmackten Aberglauben ihrer Mitmenſchen nicht
zugleich belachen und bedauern, die ſo tief geſun-
ken ſind, ſchwarzen Zuͤgen auf weiſſem Grunde
goͤttliche Ehre zu erzeigen? — Aehnliche Fehler
moͤgen unſere Reiſenden ſehr oft begehen, wenn
ſie uns von der Religion entfernter Voͤlker Nach-
richt ertheilen. Sie muͤſſen ſich die Gedanken
und Meinungen einer Nation ſehr genau bekannt
machen, bevor ſie mit Zuverlaͤßigkeit ſagen koͤn-
nen, ob die Bilder bey ihr noch den Geiſt der
Schrift haben, oder ſchon in Abgoͤtterey aus-
geartet ſind. Die Eroberer Jeruſalems fanden
bey Pluͤnderung des Tempels die Cherubim auf
der Lade des Bundes, und hielten ſie fuͤr die
Goͤtzenbilder der Juden. Sie ſahen alles mit
barbariſchen Augen, und aus ihrem Geſichts-
punkte. Ein Bild der goͤttlichen Vorſehung
und obwaltenden Gnade nahmen ſie, ihrer
Sitte nach, fuͤr Bild der Gottheit, fuͤr Gott-
heit
F 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |