länglich zu erkennen gegeben. Hobbes ist hier- über sehr ausführlich, und hat im Grunde weit weniger Nachsicht für die Götter der Erde, als man seinem System zutrauen sollte. Allein eben diese Furcht vor der Allmacht, welche die Kö- nige und Fürsten an gewisse Pflichten gegen ihre Unterthanen binden soll, kann doch auch im Stande der Natur für jeden einzelnen Menschen eine Quelle der Obliegenheiten werden, und so hätten wir abermals ein solennes Recht der Na- tur, das Hobbes doch nicht zugeben will. -- Auf solche Weise kann sich in unsern Tagen jeder Schüler des Naturrechts einen Triumph über Thomas Hobbes erwerben, den er im Grunde doch ihm zu verdanken hat.
Locke, der in denselben verwirrungsvollen Zeitläuften lebte, suchte die Gewissen[sf]reiheit auf eine andre Weise zu schirmen. In seinen Briefen über die Toleranz legt er die Definition zum Grunde: Ein Staat sey eine Gesellschaft von Menschen, die sich vereinigen, um ihre zeitliche Wohlfahrt gemeinschaftlich zu be- fördern. Hieraus folgt alsdann ganz natürlich, daß der Staat sich um die Gesinnungen der Bürger, ihre ewige Glückseligkeit betreffend,
gar
laͤnglich zu erkennen gegeben. Hobbes iſt hier- uͤber ſehr ausfuͤhrlich, und hat im Grunde weit weniger Nachſicht fuͤr die Goͤtter der Erde, als man ſeinem Syſtem zutrauen ſollte. Allein eben dieſe Furcht vor der Allmacht, welche die Koͤ- nige und Fuͤrſten an gewiſſe Pflichten gegen ihre Unterthanen binden ſoll, kann doch auch im Stande der Natur fuͤr jeden einzelnen Menſchen eine Quelle der Obliegenheiten werden, und ſo haͤtten wir abermals ein ſolennes Recht der Na- tur, das Hobbes doch nicht zugeben will. — Auf ſolche Weiſe kann ſich in unſern Tagen jeder Schuͤler des Naturrechts einen Triumph uͤber Thomas Hobbes erwerben, den er im Grunde doch ihm zu verdanken hat.
Locke, der in denſelben verwirrungsvollen Zeitlaͤuften lebte, ſuchte die Gewiſſen[sf]reiheit auf eine andre Weiſe zu ſchirmen. In ſeinen Briefen uͤber die Toleranz legt er die Definition zum Grunde: Ein Staat ſey eine Geſellſchaft von Menſchen, die ſich vereinigen, um ihre zeitliche Wohlfahrt gemeinſchaftlich zu be- foͤrdern. Hieraus folgt alsdann ganz natuͤrlich, daß der Staat ſich um die Geſinnungen der Buͤrger, ihre ewige Gluͤckſeligkeit betreffend,
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laͤnglich zu erkennen gegeben. Hobbes iſt hier-
uͤber ſehr ausfuͤhrlich, und hat im Grunde weit
weniger Nachſicht fuͤr die Goͤtter der Erde, als
man ſeinem Syſtem zutrauen ſollte. Allein eben
dieſe Furcht vor der Allmacht, welche die Koͤ-
nige und Fuͤrſten an gewiſſe Pflichten gegen ihre
Unterthanen binden ſoll, kann doch auch im
Stande der Natur fuͤr jeden einzelnen Menſchen
eine Quelle der Obliegenheiten werden, und ſo
haͤtten wir abermals ein ſolennes Recht der Na-
tur, das Hobbes doch nicht zugeben will. —
Auf ſolche Weiſe kann ſich in unſern Tagen jeder
Schuͤler des Naturrechts einen Triumph uͤber
Thomas Hobbes erwerben, den er im Grunde
doch ihm zu verdanken hat.
Locke, der in denſelben verwirrungsvollen
Zeitlaͤuften lebte, ſuchte die Gewiſſensfreiheit
auf eine andre Weiſe zu ſchirmen. In ſeinen
Briefen uͤber die Toleranz legt er die Definition
zum Grunde: Ein Staat ſey eine Geſellſchaft
von Menſchen, die ſich vereinigen, um ihre
zeitliche Wohlfahrt gemeinſchaftlich zu be-
foͤrdern. Hieraus folgt alsdann ganz natuͤrlich,
daß der Staat ſich um die Geſinnungen der
Buͤrger, ihre ewige Gluͤckſeligkeit betreffend,
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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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