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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Nachmals hat er sein lebenlang dem Edelmann
gehorsam geleistet/ gieng fleissig in die Predigt/
vnd verkehrt sich gantz vnd gar/ daß sich jederman
darüber verwunderte. Also soll man alle böse Bu-
ben tractieren/ welche jhn kein gewissen machen/
wann sie gleich alle Bubenstück treiben: Vnd dann/
wann sie von der Obrigkeit citirt worden/ nicht er-
scheinen wöllen/ sondern sich auff seit machen. Al-
so muß man dem bösen weren mit harter straff/
wie Lutherus meldet/ vnd mit ernsten schlägen die
man fühlet. Wie man dann auch im gemeinen
sprichwort sagt: zu einem bösen Grind/ gehöret ein
scharpffe Laugen.

LIII. Von einem Einäugigen.

EJn Einäugiger ließ sich dahin bewegen/ daß er
ein Megdlein nam/ welche ein Jungfraw nur
mit dem Namen war. Da nun der Mann jhr das-
selbig fürwarff/ sagt sie: Die Keusche Lucretia hat
sich nicht an einen mangelhafften Mann/ der nit
seine Gliedmassen all het/ verheyrathet/ sondern
Cyclops (der Einäugige grosse bekannte Rieß)
war werth der Thaidis (der grossen berümbten
Huren:) Daß du nicht vollkommen bist/ dessen ist
dein Feind die Vrsach gewesen. Daß ich nicht voll-
kommen bin/ dessen ist mein Freund ein Vrsach
gewesen.

Sebast. Schefferus lib. 1. Epig pag. 96.

LIV. Von einem Mann/ welcher sein
Weib das Wasser hinauffwerths
suchet.

ALs das Gewässer auff ein zeit groß vnnd flü-
tig ward/ kompt ein Weib darinn vmb/ der

Mann

Nachmals hat er ſein lebenlang dem Edelmann
gehorſam geleiſtet/ gieng fleiſſig in die Predigt/
vnd verkehrt ſich gantz vnd gar/ daß ſich jederman
daruͤber verwunderte. Alſo ſoll man alle boͤſe Bu-
ben tractieren/ welche jhn kein gewiſſen machen/
wann ſie gleich alle Bubenſtuͤck treiben: Vñ dann/
wann ſie von der Obrigkeit citirt worden/ nicht er-
ſcheinen woͤllen/ ſondern ſich auff ſeit machen. Al-
ſo muß man dem boͤſen weren mit harter ſtraff/
wie Lutherus meldet/ vnd mit ernſten ſchlaͤgen die
man fuͤhlet. Wie man dann auch im gemeinen
ſprichwort ſagt: zu einem boͤſen Grind/ gehoͤret ein
ſcharpffe Laugen.

LIII. Von einem Einaͤugigen.

EJn Einaͤugiger ließ ſich dahin bewegen/ daſz er
ein Megdlein nam/ welche ein Jungfraw nur
mit dem Namen war. Da nun der Mann jhr daſ-
ſelbig fuͤrwarff/ ſagt ſie: Die Keuſche Lucretia hat
ſich nicht an einen mangelhafften Mann/ der nit
ſeine Gliedmaſſen all het/ verheyrathet/ ſondern
Cyclops (der Einaͤugige groſſe bekannte Rieſz)
war werth der Thaidis (der groſſen beruͤmbten
Huren:) Daſz du nicht vollkommen biſt/ deſſen iſt
dein Feind die Vrſach geweſen. Daſz ich nicht voll-
kommen bin/ deſſen iſt mein Freund ein Vrſach
geweſen.

Sebaſt. Schefferus lib. 1. Epig pag. 96.

LIV. Von einem Mann/ welcher ſein
Weib das Waſſer hinauffwerths
ſuchet.

ALs das Gewaͤſſer auff ein zeit groſz vnnd fluͤ-
tig ward/ kompt ein Weib darinn vmb/ der

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[68/0072] Nachmals hat er ſein lebenlang dem Edelmann gehorſam geleiſtet/ gieng fleiſſig in die Predigt/ vnd verkehrt ſich gantz vnd gar/ daß ſich jederman daruͤber verwunderte. Alſo ſoll man alle boͤſe Bu- ben tractieren/ welche jhn kein gewiſſen machen/ wann ſie gleich alle Bubenſtuͤck treiben: Vñ dann/ wann ſie von der Obrigkeit citirt worden/ nicht er- ſcheinen woͤllen/ ſondern ſich auff ſeit machen. Al- ſo muß man dem boͤſen weren mit harter ſtraff/ wie Lutherus meldet/ vnd mit ernſten ſchlaͤgen die man fuͤhlet. Wie man dann auch im gemeinen ſprichwort ſagt: zu einem boͤſen Grind/ gehoͤret ein ſcharpffe Laugen. LIII. Von einem Einaͤugigen. EJn Einaͤugiger ließ ſich dahin bewegen/ daſz er ein Megdlein nam/ welche ein Jungfraw nur mit dem Namen war. Da nun der Mann jhr daſ- ſelbig fuͤrwarff/ ſagt ſie: Die Keuſche Lucretia hat ſich nicht an einen mangelhafften Mann/ der nit ſeine Gliedmaſſen all het/ verheyrathet/ ſondern Cyclops (der Einaͤugige groſſe bekannte Rieſz) war werth der Thaidis (der groſſen beruͤmbten Huren:) Daſz du nicht vollkommen biſt/ deſſen iſt dein Feind die Vrſach geweſen. Daſz ich nicht voll- kommen bin/ deſſen iſt mein Freund ein Vrſach geweſen. Sebaſt. Schefferus lib. 1. Epig pag. 96. LIV. Von einem Mann/ welcher ſein Weib das Waſſer hinauffwerths ſuchet. ALs das Gewaͤſſer auff ein zeit groſz vnnd fluͤ- tig ward/ kompt ein Weib darinn vmb/ der Mann

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/72>, abgerufen am 01.05.2024.