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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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dem Fürsten anzeiget. Der fürst lacht wol vff diß
angeben/ vnnd sagt ich hab warlich Narren gnug/
darumb darff ich dises Narren gar nit. Hat er das
fünffte Gebott weder von seinen Eltern noch von
seinem Pfarherr lernen wöllen/ so lerne ers nun von
Meister Petern/ vnserm Scharpffrichter. Also
ward er nach etlichen wenigen tagen mit den Lands
knecht auß dem gefengnuß gethan/ vnnd ward der
Kühehirt zum Schwert/ der Landsknecht aber zun
strang verdamt. Da nun der Gerichtschreiber die
Diebstück/ so er hin vnd wider begangen/ nach ein-
ander lase/ vnd vnder anderm kame/ wie daß er an
dem orth zwey köstliche Pfert/ vnd an dem orth vier
schöne Kühe gestolen hette. Der Gefangene Lands
knecht widerreds dem Gerichtschreiber/ vnnd sagt:
Nicht eine Miet gestolen/ ick heff sie nicht gestolen
sondern opp der büte grippen. Der Gericht schreiber
aber gab nichts auff die widerrede: laß in Articulen
fort/ vnd letzlich ward das vrtheil gefellet/ dz er han-
gen solte/ vnd halff jn nit sein vorwendung/ er hette
sie opp dem Büte grippen. Da man jn hinauß füh-
rete zum Gericht/ stelt er sich vber die massen forcht-
samb/ wiewol er sich so viel vnd grösser züge gerüh-
met hatte: Da doch der ander sich mit gedult erga-
be. Deßwegen schalten in der Pfarherr/ der scharpff-
richter vnd ander arme Sünder: Er aber sprach zun
Scharpffrichter: Ach min live Meister Beter lat
mick je nit fallen. Der Meister sprach: Sorge nur
nit lieber Sohn Bast/ du solt mir nit entfallen. Der
arme Sünder sprach: Lieber Bastian/ warumb bist
du so weichmüthig/ sey getrost/ gedenck an die
Schlachten vnd Scharmützel/ die du außgestanden
vnd sterbe manlich: Sehe doch auff mich/ ich hab
ein hertz im Leib/ wie ein Filtzhut/ daruber jederman
ahn fieng zu lachen: Also ward der ein gehencket/ vnd
der ander enthauptet.

Ein

dem Fuͤrſten anzeiget. Der fuͤrſt lacht wol vff diſz
angeben/ vnnd ſagt ich hab warlich Narꝛen gnug/
darumb darff ich diſes Narꝛen gar nit. Hat er das
fuͤnffte Gebott weder von ſeinen Eltern noch von
ſeinem Pfarherꝛ lernen woͤllen/ ſo lerne ers nun von
Meiſter Petern/ vnſerm Scharpffrichter. Alſo
ward er nach etlichen wenigen tagen mit dẽ Lands
knecht auß dem gefengnuß gethan/ vnnd ward der
Kuͤhehirt zum Schwert/ der Landsknecht aber zũ
ſtrang verdamt. Da nun der Gerichtſchreiber die
Diebſtuͤck/ ſo er hin vnd wider begangen/ nach ein-
ander laſe/ vnd vnder anderm kame/ wie daß er an
dem orth zwey koͤſtliche Pfert/ vnd an dem orth vier
ſchoͤne Kuͤhe geſtolen hette. Der Gefangene Lands
knecht widerreds dem Gerichtſchreiber/ vnnd ſagt:
Nicht eine Miet geſtolen/ ick heff ſie nicht geſtolen
ſondern opp der buͤte grippen. Der Gericht ſchreiber
aber gab nichts auff die widerꝛede: laß in Articulen
fort/ vnd letzlich ward das vrtheil gefellet/ dz er han-
gen ſolte/ vnd halff jn nit ſein vorwendung/ er hette
ſie opp dem Buͤte grippen. Da man jn hinauß fuͤh-
rete zum Gericht/ ſtelt er ſich vber die maſſen forcht-
ſamb/ wiewol er ſich ſo viel vnd groͤſſer zuͤge geruͤh-
met hatte: Da doch der ander ſich mit gedult erga-
be. Deßwegen ſchaltẽ in der Pfarherꝛ/ der ſcharpff-
richter vnd ander arme Suͤnder: Er aber ſprach zũ
Scharpffrichter: Ach min live Meiſter Beter lat
mick je nit fallen. Der Meiſter ſprach: Sorge nur
nit lieber Sohn Baſt/ du ſolt mir nit entfallen. Der
arme Suͤnder ſprach: Lieber Baſtian/ warumb biſt
du ſo weichmuͤthig/ ſey getroſt/ gedenck an die
Schlachten vnd Scharmuͤtzel/ die du außgeſtanden
vnd ſterbe manlich: Sehe doch auff mich/ ich hab
ein hertz im Leib/ wie ein Filtzhut/ daruber jederman
ahn fieng zu lachen: Alſo ward der ein gehencket/ vnd
der ander enthauptet.

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[42/0046] dem Fuͤrſten anzeiget. Der fuͤrſt lacht wol vff diſz angeben/ vnnd ſagt ich hab warlich Narꝛen gnug/ darumb darff ich diſes Narꝛen gar nit. Hat er das fuͤnffte Gebott weder von ſeinen Eltern noch von ſeinem Pfarherꝛ lernen woͤllen/ ſo lerne ers nun von Meiſter Petern/ vnſerm Scharpffrichter. Alſo ward er nach etlichen wenigen tagen mit dẽ Lands knecht auß dem gefengnuß gethan/ vnnd ward der Kuͤhehirt zum Schwert/ der Landsknecht aber zũ ſtrang verdamt. Da nun der Gerichtſchreiber die Diebſtuͤck/ ſo er hin vnd wider begangen/ nach ein- ander laſe/ vnd vnder anderm kame/ wie daß er an dem orth zwey koͤſtliche Pfert/ vnd an dem orth vier ſchoͤne Kuͤhe geſtolen hette. Der Gefangene Lands knecht widerreds dem Gerichtſchreiber/ vnnd ſagt: Nicht eine Miet geſtolen/ ick heff ſie nicht geſtolen ſondern opp der buͤte grippen. Der Gericht ſchreiber aber gab nichts auff die widerꝛede: laß in Articulen fort/ vnd letzlich ward das vrtheil gefellet/ dz er han- gen ſolte/ vnd halff jn nit ſein vorwendung/ er hette ſie opp dem Buͤte grippen. Da man jn hinauß fuͤh- rete zum Gericht/ ſtelt er ſich vber die maſſen forcht- ſamb/ wiewol er ſich ſo viel vnd groͤſſer zuͤge geruͤh- met hatte: Da doch der ander ſich mit gedult erga- be. Deßwegen ſchaltẽ in der Pfarherꝛ/ der ſcharpff- richter vnd ander arme Suͤnder: Er aber ſprach zũ Scharpffrichter: Ach min live Meiſter Beter lat mick je nit fallen. Der Meiſter ſprach: Sorge nur nit lieber Sohn Baſt/ du ſolt mir nit entfallen. Der arme Suͤnder ſprach: Lieber Baſtian/ warumb biſt du ſo weichmuͤthig/ ſey getroſt/ gedenck an die Schlachten vnd Scharmuͤtzel/ die du außgeſtanden vnd ſterbe manlich: Sehe doch auff mich/ ich hab ein hertz im Leib/ wie ein Filtzhut/ daruber jederman ahn fieng zu lachen: Alſo ward der ein gehencket/ vnd der ander enthauptet. Ein

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/46>, abgerufen am 22.11.2024.