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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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CCCLXXVIII. Von einem trewen
Hund.

AVff ein zeit war ein Edelmann/ der hatte ei-
nen Jaghund/ der war jhm lieb/ vnnd hatte
jhn nicht vor viel Gelt gegeben. Es begab sich
daß er ein mal in sein Kammer kam/ da stunde
sein Kind in einer Wiegen allem/ vnnd war nie-
mandt darbey/ dann derselbige Hund/ da war ein
Schlang auß der Mawren geschloffen/ die het das
Kind ertödt. Der Hund het den Todt gerochen/
vnd die Schlang zu todt gebissen/ der Juncker sahe
niemand/ dann den Hund bey dem Kind/ vnnd die
Schlange war vnder die Wiegen geschloffen vnnd
war todt/ das sahe der Juncker nicht/ vnnd meynet
der Hund hette das Kind getödt/ vnnd schlug den
guten Hund auch zu todt mit dem Schwert in sei-
nem Zorn/ da er aber dir Schlangen todt fande/ vnd
mercket/ daß die Schlang den Mord hat gethan/
vnnd daß der Hund den Todt deß Kinds an der
Schlangen hette gervchen/ vnd er dem guten Hund
vnrecht hat gethan/ da kam der Edelmann in solch
rewen vnnd mißfallen/ daß er sein lebenlang ein be-
kümmernuß vmb den getrewen Hund hat. Darumm
ward in derselbigen Stadt/ da das geschehen ist/
geordnet/ daß man nichts groß handlen solt/ man
hat dann dreymal daruon gedacht vnnd geredt in
dem Rath. Andere haben geordnet/ daß niemand
nichts in schnellem Zorn thun solt/ Er soll zum mei-
sten die drey vnnd zwäntzig Buchstaben erzehlen
nach einander. Als der Keyser Theodosius im zorn
viel Bluts vergossen/ that jhn Ambrosius in Bann.

CCCLXXIX. Von einer Ehe-
brecherin.
Es
CCCLXXVIII. Von einem trewen
Hund.

AVff ein zeit war ein Edelmann/ der hatte ei-
nen Jaghund/ der war jhm lieb/ vnnd hatte
jhn nicht vor viel Gelt gegeben. Es begab ſich
daß er ein mal in ſein Kam̃er kam/ da ſtunde
ſein Kind in einer Wiegen allem/ vnnd war nie-
mandt darbey/ dann derſelbige Hund/ da war ein
Schlang auß der Mawren geſchloffen/ die het das
Kind ertoͤdt. Der Hund het den Todt gerochen/
vnd die Schlang zu todt gebiſſen/ der Juncker ſahe
niemand/ dann den Hund bey dem Kind/ vnnd die
Schlange war vnder die Wiegen geſchloffen vnnd
war todt/ das ſahe der Juncker nicht/ vnnd meynet
der Hund hette das Kind getoͤdt/ vnnd ſchlug den
guten Hund auch zu todt mit dem Schwert in ſei-
nem Zorn/ da er aber dir Schlangen todt fande/ vñ
mercket/ daß die Schlang den Mord hat gethan/
vnnd daß der Hund den Todt deß Kinds an der
Schlangen hette gervchen/ vnd er dem guten Hund
vnrecht hat gethan/ da kam der Edelmann in ſolch
rewen vnnd mißfallen/ daß er ſein lebenlang ein be-
kuͤmmernuß vmb den getrewen Hund hat. Darum̃
ward in derſelbigen Stadt/ da das geſchehen iſt/
geordnet/ daß man nichts groß handlen ſolt/ man
hat dann dreymal daruon gedacht vnnd geredt in
dem Rath. Andere haben geordnet/ daß niemand
nichts in ſchnellem Zorn thun ſolt/ Er ſoll zum mei-
ſten die drey vnnd zwaͤntzig Buchſtaben erzehlen
nach einander. Als der Keyſer Theodoſius im zorn
viel Bluts vergoſſen/ that jhn Ambroſius in Bañ.

CCCLXXIX. Von einer Ehe-
brecherin.
Es
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[424/0450] CCCLXXVIII. Von einem trewen Hund. AVff ein zeit war ein Edelmann/ der hatte ei- nen Jaghund/ der war jhm lieb/ vnnd hatte jhn nicht vor viel Gelt gegeben. Es begab ſich daß er ein mal in ſein Kam̃er kam/ da ſtunde ſein Kind in einer Wiegen allem/ vnnd war nie- mandt darbey/ dann derſelbige Hund/ da war ein Schlang auß der Mawren geſchloffen/ die het das Kind ertoͤdt. Der Hund het den Todt gerochen/ vnd die Schlang zu todt gebiſſen/ der Juncker ſahe niemand/ dann den Hund bey dem Kind/ vnnd die Schlange war vnder die Wiegen geſchloffen vnnd war todt/ das ſahe der Juncker nicht/ vnnd meynet der Hund hette das Kind getoͤdt/ vnnd ſchlug den guten Hund auch zu todt mit dem Schwert in ſei- nem Zorn/ da er aber dir Schlangen todt fande/ vñ mercket/ daß die Schlang den Mord hat gethan/ vnnd daß der Hund den Todt deß Kinds an der Schlangen hette gervchen/ vnd er dem guten Hund vnrecht hat gethan/ da kam der Edelmann in ſolch rewen vnnd mißfallen/ daß er ſein lebenlang ein be- kuͤmmernuß vmb den getrewen Hund hat. Darum̃ ward in derſelbigen Stadt/ da das geſchehen iſt/ geordnet/ daß man nichts groß handlen ſolt/ man hat dann dreymal daruon gedacht vnnd geredt in dem Rath. Andere haben geordnet/ daß niemand nichts in ſchnellem Zorn thun ſolt/ Er ſoll zum mei- ſten die drey vnnd zwaͤntzig Buchſtaben erzehlen nach einander. Als der Keyſer Theodoſius im zorn viel Bluts vergoſſen/ that jhn Ambroſius in Bañ. CCCLXXIX. Von einer Ehe- brecherin. Es

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/450>, abgerufen am 25.11.2024.