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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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gehincket/ der ander sein Lenden geschleifft/ der
drit aber ein bleiche tödliche Farb gehabt. Gemel-
ter Burger ließ nachmals diesen Spruch bleiben/
vnd sagt/ daß dich ein alter Baum erschlag. Jn dem
er nun auff ein zeit in Walt gehet/ vnd etliche Bäm
will fallen lassen/ so war es an dem/ daß jhn ein
Baum erfallen hette: Darüber erschrickt er dermas
sen/ als ob der Hagel bey jhn geschlagen hette/ vnd er
selbst nit wuste/ wo er war: Nach der Hand ließ er
diese Sprüch gar bleiben.

Es sind etliche gewesen/ welche newe Flüch er-
funden/ damit sie sich gut gedaucht/ aber es ist jhnen
vbel außgangen. Dann einer sagte/ wenn er zornig
war/ daß dich aller Bettler kranckheit ankomme.
Derselb hat nach der zeit nit eine/ sondern vnzehlich
viel schwachheiten vberkommen/ daran er auch elen-
diglich gestorben.

Es sind etliche gewesen/ welche andern die groß
kranckheit gewüntschet/ welche hernacher hieran
selbst haben sterben müssen. So sind etliche gewesen
welche andern gewünschet/ daß sie die krafft Gottes
solte schenden/ dieselbe sind nachmals selbsten von
Gott verlassen worden/ dz sie in verzweiflung gestor-
ben. Vnd gehet vff dise weiß gemeinlich nach dem
sprichwort: Der fluch hat ein guten sinn/ wa er auß-
geht/ da geht er wid inn. Derhalben soll man sich di-
ser vnd dergleichen Fluch gantz vnd gar entwehnen/
vnd da mans je nit lasen könte/ so soll mann solche
nehmen/ die nit schädlich sind/ als/ daß dich dz Hew
steche/ dat dick ein Schaap biette/ daß dich ein
Endt trette/ welche auch hohe berümbde Leuth
gebraucht haben. D. Luther seliger Fluchtalso: Dz
dich alles vnglück flihe/ also pflegen auch etliche
Gottselige Leuth im zorn zu sagen/ das dich ein gut
Jahr ankomme: daß dich die Pestilentz nit an komme.
Aber diese Flüch beduncken viel Leuth Kindisch

sein/

gehincket/ der ander ſein Lenden geſchleifft/ der
drit aber ein bleiche toͤdliche Farb gehabt. Gemel-
ter Burger ließ nachmals dieſen Spruch bleiben/
vnd ſagt/ daß dich ein alter Baum erſchlag. Jn dem
er nun auff ein zeit in Walt gehet/ vnd etliche Baͤm
will fallen laſſen/ ſo war es an dem/ daß jhn ein
Baum erfallen hette: Daruͤber erſchrickt er dermaſ
ſen/ als ob der Hagel bey jhn geſchlagen hette/ vnd er
ſelbſt nit wuſte/ wo er war: Nach der Hand ließ er
dieſe Spruͤch gar bleiben.

Es ſind etliche geweſen/ welche newe Fluͤch er-
funden/ damit ſie ſich gut gedaucht/ aber es iſt jhnen
vbel außgangen. Dann einer ſagte/ wenn er zornig
war/ daß dich aller Bettler kranckheit ankomme.
Derſelb hat nach der zeit nit eine/ ſondern vnzehlich
viel ſchwachheiten vberkommen/ daran er auch elen-
diglich geſtorben.

Es ſind etliche geweſen/ welche andern die groß
kranckheit gewuͤntſchet/ welche hernacher hieran
ſelbſt haben ſterben muͤſſen. So ſind etliche geweſen
welche andern gewuͤnſchet/ daß ſie die krafft Gottes
ſolte ſchenden/ dieſelbe ſind nachmals ſelbſten von
Gott verlaſſen worden/ dz ſie in verzweiflũg geſtor-
ben. Vnd gehet vff diſe weiß gemeinlich nach dem
ſprichwort: Der fluch hat ein guten ſinn/ wa er auß-
geht/ da geht er wid inn. Derhalben ſoll man ſich di-
ſer vnd dergleichen Flůch gantz vñ gar entwehnen/
vnd da mans je nit laſen koͤnte/ ſo ſoll mann ſolche
nehmen/ die nit ſchaͤdlich ſind/ als/ daß dich dz Hew
ſteche/ dat dick ein Schaap biette/ daß dich ein
Endt trette/ welche auch hohe beruͤmbde Leuth
gebraucht haben. D. Luther ſeliger Fluchtalſo: Dz
dich alles vngluͤck flihe/ alſo pflegen auch etliche
Gottſelige Leuth im zorn zu ſagen/ das dich ein gut
Jahr ankomme: daß dich die Peſtilentz nit an kom̃e.
Aber dieſe Fluͤch beduncken viel Leuth Kindiſch

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[322/0348] gehincket/ der ander ſein Lenden geſchleifft/ der drit aber ein bleiche toͤdliche Farb gehabt. Gemel- ter Burger ließ nachmals dieſen Spruch bleiben/ vnd ſagt/ daß dich ein alter Baum erſchlag. Jn dem er nun auff ein zeit in Walt gehet/ vnd etliche Baͤm will fallen laſſen/ ſo war es an dem/ daß jhn ein Baum erfallen hette: Daruͤber erſchrickt er dermaſ ſen/ als ob der Hagel bey jhn geſchlagen hette/ vnd er ſelbſt nit wuſte/ wo er war: Nach der Hand ließ er dieſe Spruͤch gar bleiben. Es ſind etliche geweſen/ welche newe Fluͤch er- funden/ damit ſie ſich gut gedaucht/ aber es iſt jhnen vbel außgangen. Dann einer ſagte/ wenn er zornig war/ daß dich aller Bettler kranckheit ankomme. Derſelb hat nach der zeit nit eine/ ſondern vnzehlich viel ſchwachheiten vberkommen/ daran er auch elen- diglich geſtorben. Es ſind etliche geweſen/ welche andern die groß kranckheit gewuͤntſchet/ welche hernacher hieran ſelbſt haben ſterben muͤſſen. So ſind etliche geweſen welche andern gewuͤnſchet/ daß ſie die krafft Gottes ſolte ſchenden/ dieſelbe ſind nachmals ſelbſten von Gott verlaſſen worden/ dz ſie in verzweiflũg geſtor- ben. Vnd gehet vff diſe weiß gemeinlich nach dem ſprichwort: Der fluch hat ein guten ſinn/ wa er auß- geht/ da geht er wid inn. Derhalben ſoll man ſich di- ſer vnd dergleichen Flůch gantz vñ gar entwehnen/ vnd da mans je nit laſen koͤnte/ ſo ſoll mann ſolche nehmen/ die nit ſchaͤdlich ſind/ als/ daß dich dz Hew ſteche/ dat dick ein Schaap biette/ daß dich ein Endt trette/ welche auch hohe beruͤmbde Leuth gebraucht haben. D. Luther ſeliger Fluchtalſo: Dz dich alles vngluͤck flihe/ alſo pflegen auch etliche Gottſelige Leuth im zorn zu ſagen/ das dich ein gut Jahr ankomme: daß dich die Peſtilentz nit an kom̃e. Aber dieſe Fluͤch beduncken viel Leuth Kindiſch ſein/

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/348>, abgerufen am 25.11.2024.