Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

lang mit der wider einstellung verzoge/ hat jeder-
man des Burgen wegen seiner thorheit gespottet/
als der sein leben für einen andern in Todt gegeben
hatte. Er aber antwortet: Er hab noch keinen man-
gel an seines freundts glaub vnd trew: Da nun die
zeit [unleserliches Material - fehlt] da ist/ sihe/ da stellt sich der zum Tod ver-
dampte Gesell wider ein/ vnd erlöset also seinen
freundt. Der Tyrann verwundert sich vber diese
grosse lieb vnd freundtschafft dermassen/ daß er
jhn widervmb loß gibt/ vnnd begehret/ daß sie
jhn zum dritten Gesellen jhrer freundschafft wol-
ten auffnehmen. Valer. Max. lib. 4. cap. 7. de Ami-
citia.

CCLXV. Von einem andern deß-
gleichen.

EBen dieses gleichen ist ein Pfarherr in
Preussen bey dem Bischoff auff ein zeit an-
geben/ als ob er die Kinder nicht Tauffete
nach der weisse als in der Kirchen ge-
breuchlich/ derwegen hatt der Bischoff hierumb
mit dem Pfarherrn gezurnet/ welcher geant-
wortet/ er hielte die rechte form zu Tauffen. Auff
daß nun der Bischoff eigentlich mochte wissen/
wie sich der Pfarherr im Kindertauffen verhielte/
hat er jm vorgenommen dieses zuerfahren/ dieweill
aber damals kein Kindt zu Tauffen furhanden wz/
hat er ein ströern Kindt in Windeln gewickelt
ohn wissen des Pfarherrns bestellet/ vnnd dem
Priester dasselbe zu Tauffen lassen bringen.
Als nun der Priester den betrug mercket/ hatt er
in bey sein des Bischoffs vnnd anderer/ das strö-
ern Kindt auff solche weiß getauffet: Jch Tauffe
dich im Namen des Bischoffs/ im Namen mei-
ner vnd im Namen der Gevattern. Aber als der

Bischoff

lang mit der wider einſtellung verzoge/ hat jeder-
man des Burgen wegen ſeiner thorheit geſpottet/
als der ſein leben fuͤr einen andern in Todt gegeben
hatte. Er aber antwortet: Er hab noch keinen man-
gel an ſeines freundts glaub vnd trew: Da nun die
zeit [unleserliches Material – fehlt] da iſt/ ſihe/ da ſtellt ſich der zum Tod ver-
dampte Geſell wider ein/ vnd erloͤſet alſo ſeinen
freundt. Der Tyrann verwundert ſich vber dieſe
groſſe lieb vnd freundtſchafft dermaſſen/ daß er
jhn widervmb loß gibt/ vnnd begehret/ daß ſie
jhn zum dritten Geſellen jhrer freundſchafft wol-
ten auffnehmen. Valer. Max. lib. 4. cap. 7. de Ami-
citia.

CCLXV. Von einem andern deß-
gleichen.

EBen dieſes gleichen iſt ein Pfarherꝛ in
Preuſſen bey dem Biſchoff auff ein zeit an-
geben/ als ob er die Kinder nicht Tauffete
nach der weiſſe als in der Kirchen ge-
breuchlich/ derwegen hatt der Biſchoff hierumb
mit dem Pfarherꝛn gezůrnet/ welcher geant-
wortet/ er hielte die rechte form zu Tauffen. Auff
daß nun der Biſchoff eigentlich mochte wiſſen/
wie ſich der Pfarherꝛ im Kindertauffen verhielte/
hat er jm vorgenommen dieſes zuerfahren/ dieweill
aber damals kein Kindt zu Tauffen fůrhanden wz/
hat er ein ſtroͤern Kindt in Windeln gewickelt
ohn wiſſen des Pfarherꝛns beſtellet/ vnnd dem
Prieſter daſſelbe zu Tauffen laſſen bringen.
Als nun der Prieſter den betrug mercket/ hatt er
in bey ſein des Biſchoffs vnnd anderer/ das ſtroͤ-
ern Kindt auff ſolche weiß getauffet: Jch Tauffe
dich im Namen des Biſchoffs/ im Namen mei-
ner vnd im Namen der Gevattern. Aber als der

Biſchoff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0307" n="281"/>
lang mit der wider ein&#x017F;tellung verzoge/ hat jeder-<lb/>
man des Burgen wegen &#x017F;einer thorheit ge&#x017F;pottet/<lb/>
als der &#x017F;ein leben fu&#x0364;r einen andern in Todt gegeben<lb/>
hatte. Er aber antwortet: Er hab noch keinen man-<lb/>
gel an &#x017F;eines freundts glaub vnd trew: Da nun die<lb/>
zeit <gap reason="illegible" unit="words"/> da i&#x017F;t/ &#x017F;ihe/ da &#x017F;tellt &#x017F;ich der zum Tod ver-<lb/>
dampte Ge&#x017F;ell wider ein/ vnd erlo&#x0364;&#x017F;et al&#x017F;o &#x017F;einen<lb/>
freundt. Der Tyrann verwundert &#x017F;ich vber die&#x017F;e<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e lieb vnd freundt&#x017F;chafft derma&#x017F;&#x017F;en/ daß er<lb/>
jhn widervmb loß gibt/ vnnd begehret/ daß &#x017F;ie<lb/>
jhn zum dritten Ge&#x017F;ellen jhrer freund&#x017F;chafft wol-<lb/>
ten auffnehmen. <hi rendition="#aq">Valer. Max. lib. <hi rendition="#i">4.</hi> cap. <hi rendition="#i">7.</hi> de Ami-<lb/>
citia.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CCLXV.</hi></hi> Von einem andern deß-<lb/>
gleichen.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Ben die&#x017F;es gleichen i&#x017F;t ein Pfarher&#xA75B; in<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;en bey dem Bi&#x017F;choff auff ein zeit an-<lb/>
geben/ als ob er die Kinder nicht Tauffete<lb/>
nach der wei&#x017F;&#x017F;e als in der Kirchen ge-<lb/>
breuchlich/ derwegen hatt der Bi&#x017F;choff hierumb<lb/>
mit dem Pfarher&#xA75B;n gez&#x016F;rnet/ welcher geant-<lb/>
wortet/ er hielte die rechte form zu Tauffen. Auff<lb/>
daß nun der Bi&#x017F;choff eigentlich mochte wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wie &#x017F;ich der Pfarher&#xA75B; im Kindertauffen verhielte/<lb/>
hat er jm vorgenommen die&#x017F;es zuerfahren/ dieweill<lb/>
aber damals kein Kindt zu Tauffen f&#x016F;rhanden wz/<lb/>
hat er ein &#x017F;tro&#x0364;ern Kindt in Windeln gewickelt<lb/>
ohn wi&#x017F;&#x017F;en des Pfarher&#xA75B;ns be&#x017F;tellet/ vnnd dem<lb/>
Prie&#x017F;ter da&#x017F;&#x017F;elbe zu Tauffen la&#x017F;&#x017F;en bringen.<lb/>
Als nun der Prie&#x017F;ter den betrug mercket/ hatt er<lb/>
in bey &#x017F;ein des Bi&#x017F;choffs vnnd anderer/ das &#x017F;tro&#x0364;-<lb/>
ern Kindt auff &#x017F;olche weiß getauffet: Jch Tauffe<lb/>
dich im Namen des Bi&#x017F;choffs/ im Namen mei-<lb/>
ner vnd im Namen der Gevattern. Aber als der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bi&#x017F;choff</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0307] lang mit der wider einſtellung verzoge/ hat jeder- man des Burgen wegen ſeiner thorheit geſpottet/ als der ſein leben fuͤr einen andern in Todt gegeben hatte. Er aber antwortet: Er hab noch keinen man- gel an ſeines freundts glaub vnd trew: Da nun die zeit _ da iſt/ ſihe/ da ſtellt ſich der zum Tod ver- dampte Geſell wider ein/ vnd erloͤſet alſo ſeinen freundt. Der Tyrann verwundert ſich vber dieſe groſſe lieb vnd freundtſchafft dermaſſen/ daß er jhn widervmb loß gibt/ vnnd begehret/ daß ſie jhn zum dritten Geſellen jhrer freundſchafft wol- ten auffnehmen. Valer. Max. lib. 4. cap. 7. de Ami- citia. CCLXV. Von einem andern deß- gleichen. EBen dieſes gleichen iſt ein Pfarherꝛ in Preuſſen bey dem Biſchoff auff ein zeit an- geben/ als ob er die Kinder nicht Tauffete nach der weiſſe als in der Kirchen ge- breuchlich/ derwegen hatt der Biſchoff hierumb mit dem Pfarherꝛn gezůrnet/ welcher geant- wortet/ er hielte die rechte form zu Tauffen. Auff daß nun der Biſchoff eigentlich mochte wiſſen/ wie ſich der Pfarherꝛ im Kindertauffen verhielte/ hat er jm vorgenommen dieſes zuerfahren/ dieweill aber damals kein Kindt zu Tauffen fůrhanden wz/ hat er ein ſtroͤern Kindt in Windeln gewickelt ohn wiſſen des Pfarherꝛns beſtellet/ vnnd dem Prieſter daſſelbe zu Tauffen laſſen bringen. Als nun der Prieſter den betrug mercket/ hatt er in bey ſein des Biſchoffs vnnd anderer/ das ſtroͤ- ern Kindt auff ſolche weiß getauffet: Jch Tauffe dich im Namen des Biſchoffs/ im Namen mei- ner vnd im Namen der Gevattern. Aber als der Biſchoff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/307
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/307>, abgerufen am 13.05.2024.