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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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gelauffen. Dem sey wie jm wölle/ so war er ein Mo-
nat oder etlich sehr matt/ das er gleichsamb die len-
den schleiffet/ wenn er vnder die Leuth kame/ vnd sa-
he jederman/ daß das freche gemüth bey jm sich sehr
gelegt hatte.

CCXXXIV. Von einem Burger zu
Vlm.

ZV Vlm war ein Burger von geringem
stande/ hatt aber ein Weib von bösen Sit-
ten/ sonst war sie von vornehmen Leuthen.
Er klagt fleissig bey des Weibes verwanden/
da es aber alles kein Statt haben wolte/ nahm
er sich einmals des Morgens an/ als wolt er na-
her Franckfurth zihen in die Meß/ vnnd bleib
nechst in einem Dorff. Des Abendts ließ er sein
Pferd daselbst stehen/ vnnd gehet wider in die
Statt/ der Ehebrecher meinet/ der Mann sey
nicht daheim/ vnnd saß biß in die tieffe macht/ end-
lich gehet er mit der Fraw Schlaffen. Der Man
lag vnder des vnder der Stigen/ biß das gesindt
alles schlaffen kame/ hiernach zeugt er einen
Brustharnisch an/ gehet die stigen hinauff/ vnnd
find die Kammer verschlossen. Das Weib höret
das gereusch vnd thut die thür auff/ nicht ohn son-
derlich vorsehung GOTTES/ vnnd will se-
hen/ was da sey. Er aber felt zur Kammer hin-
ein vnnd erwurget beyd den Ehebrecher vnd die
Fraw. Den folgenden tag gehet er für Rath/
vnnd erzehlet/ was sich verloffen hatte. Er ward
loß gesprochen/ dann dem Rechten nach konnt man
jhn nit straffen. D. Pezel. post. Phil. Melanth. part. 1.
pag.
545.

1. Pet.

gelauffẽ. Dem ſey wie jm woͤlle/ ſo war er ein Mo-
nat oder etlich ſehr matt/ das er gleichſamb die len-
den ſchleiffet/ wenn er vnder die Leuth kame/ vnd ſa-
he jederman/ daß das freche gemuͤth bey jm ſich ſehr
gelegt hatte.

CCXXXIV. Von einem Burger zu
Vlm.

ZV Vlm war ein Burger von geringem
ſtande/ hatt aber ein Weib von boͤſen Sit-
ten/ ſonſt war ſie von vornehmen Leuthen.
Er klagt fleiſſig bey des Weibes verwanden/
da es aber alles kein Statt haben wolte/ nahm
er ſich einmals des Morgens an/ als wolt er na-
her Franckfurth zihen in die Meß/ vnnd bleib
nechſt in einem Dorff. Des Abendts ließ er ſein
Pferd daſelbſt ſtehen/ vnnd gehet wider in die
Statt/ der Ehebrecher meinet/ der Mann ſey
nicht daheim/ vnnd ſaß biß in die tieffe macht/ end-
lich gehet er mit der Fraw Schlaffen. Der Man
lag vnder des vnder der Stigen/ biß das geſindt
alles ſchlaffen kame/ hiernach zeugt er einen
Bruſtharniſch an/ gehet die ſtigen hinauff/ vnnd
find die Kammer verſchloſſen. Das Weib hoͤret
das gereuſch vnd thut die thuͤr auff/ nicht ohn ſon-
derlich vorſehung GOTTES/ vnnd will ſe-
hen/ was da ſey. Er aber felt zur Kammer hin-
ein vnnd erwurget beyd den Ehebrecher vnd die
Fraw. Den folgenden tag gehet er fuͤr Rath/
vnnd erzehlet/ was ſich verloffen hatte. Er ward
loß geſprochen/ dann dem Rechten nach konnt man
jhn nit ſtraffen. D. Pezel. poſt. Phil. Melanth. part. 1.
pag.
545.

1. Pet.
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[245/0271] gelauffẽ. Dem ſey wie jm woͤlle/ ſo war er ein Mo- nat oder etlich ſehr matt/ das er gleichſamb die len- den ſchleiffet/ wenn er vnder die Leuth kame/ vnd ſa- he jederman/ daß das freche gemuͤth bey jm ſich ſehr gelegt hatte. CCXXXIV. Von einem Burger zu Vlm. ZV Vlm war ein Burger von geringem ſtande/ hatt aber ein Weib von boͤſen Sit- ten/ ſonſt war ſie von vornehmen Leuthen. Er klagt fleiſſig bey des Weibes verwanden/ da es aber alles kein Statt haben wolte/ nahm er ſich einmals des Morgens an/ als wolt er na- her Franckfurth zihen in die Meß/ vnnd bleib nechſt in einem Dorff. Des Abendts ließ er ſein Pferd daſelbſt ſtehen/ vnnd gehet wider in die Statt/ der Ehebrecher meinet/ der Mann ſey nicht daheim/ vnnd ſaß biß in die tieffe macht/ end- lich gehet er mit der Fraw Schlaffen. Der Man lag vnder des vnder der Stigen/ biß das geſindt alles ſchlaffen kame/ hiernach zeugt er einen Bruſtharniſch an/ gehet die ſtigen hinauff/ vnnd find die Kammer verſchloſſen. Das Weib hoͤret das gereuſch vnd thut die thuͤr auff/ nicht ohn ſon- derlich vorſehung GOTTES/ vnnd will ſe- hen/ was da ſey. Er aber felt zur Kammer hin- ein vnnd erwurget beyd den Ehebrecher vnd die Fraw. Den folgenden tag gehet er fuͤr Rath/ vnnd erzehlet/ was ſich verloffen hatte. Er ward loß geſprochen/ dann dem Rechten nach konnt man jhn nit ſtraffen. D. Pezel. poſt. Phil. Melanth. part. 1. pag. 545. 1. Pet.

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/271>, abgerufen am 24.11.2024.