Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CLXXVII. Von eines Edelmann[s]
mutwilligem Schreiber.

JCh kenne eines Edelmans Schreiber/ einen
muth willigen vnnd geilen Gesellen/ dieser
hatte einmahl war genommen daß deß E-
delmans Fraw einer jhrer Kammer Mäg-
den befohlen/ daß sie solte Kirschen im Garten
brechen/ als dieselbe hinauß in Garten kommen/
macht sich der schreiber hernach/ nicht allein daß er
Kirschen esse/ sondern vielmehr seinen muth kühlete
vnnd seinen augen lust hette. Derhalben als das
Megdlein welches er sehr lieb hatte/ oben auff des
baumes spitzen stunde/ ersicht ers/ laufft herzu vn-
der den Baum vnnd sicht vber sich/ verhoffent er
wolt jhr ahn die F. sehen. Welches als es dz Megd-
lein ersehen rafft sie die Kleyder zusammen/ vnnd
decket sich/ bittet auch den Schreiber daß er doch
wolte hinweg vnderm Baum gehen. Da sie aber
sahe daß sie nichts bey jhm außrichtete mit bitten/
hebet sie die Kleider hinden ein wenig auff/ scheist
vnd seicht dem Fotzengucker in das angesicht. Als
er nun also mit diesen Farben angestrichen/ fengt er
ahn zu husten vnnd zu speyen/ vnnd in dem er sich
waschet von diesen schönen bissen/ fluchet er greu-
lichen. Hernacher lies er die Magd jres thuns war-
ten vnd bleibe mit frieden. Alle Leuth die diesen
Schreiber nur kenneten/ vnnd den sein schalckheit
bewust/ sagten daß jhme recht geschehen/ mann solt
alle solche Gesellen mit gleicher Farb austrei-
chen vnd bezahlen mit gleicher
Müntz.

Von
M ij
CLXXVII. Von eines Edelmann[s]
mutwilligem Schreiber.

JCh kenne eines Edelmans Schreiber/ einen
muth willigen vnnd geilen Geſellen/ dieſer
hatte einmahl war genommen daß deß E-
delmans Fraw einer jhrer Kammer Maͤg-
den befohlen/ daß ſie ſolte Kirſchen im Garten
brechen/ als dieſelbe hinauß in Garten kommen/
macht ſich der ſchreiber hernach/ nicht allein daß er
Kirſchen eſſe/ ſondern vielmehr ſeinen muth kuͤhlete
vnnd ſeinen augen luſt hette. Derhalben als das
Megdlein welches er ſehr lieb hatte/ oben auff des
baumes ſpitzen ſtunde/ erſicht ers/ laufft herzu vn-
der den Baum vnnd ſicht vber ſich/ verhoffent er
wolt jhr ahn die F. ſehen. Welches als es dz Megd-
lein erſehen rafft ſie die Kleyder zuſammen/ vnnd
decket ſich/ bittet auch den Schreiber daß er doch
wolte hinweg vnderm Baum gehen. Da ſie aber
ſahe daß ſie nichts bey jhm außrichtete mit bitten/
hebet ſie die Kleider hinden ein wenig auff/ ſcheiſt
vnd ſeicht dem Fotzengůcker in das angeſicht. Als
er nun alſo mit dieſen Farben angeſtrichen/ fengt er
ahn zu huſten vnnd zu ſpeyen/ vnnd in dem er ſich
waſchet von dieſen ſchoͤnen biſſen/ fluchet er greu-
lichen. Hernacher lies er die Magd jres thuns war-
ten vnd bleibe mit frieden. Alle Leuth die dieſen
Schreiber nur kenneten/ vnnd den ſein ſchalckheit
bewuſt/ ſagten daß jhme recht geſchehen/ mann ſolt
alle ſolche Geſellen mit gleicher Farb auſtrei-
chen vnd bezahlen mit gleicher
Muͤntz.

Von
M ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0183" n="159"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLXXVII.</hi></hi> Von eines Edelmann<supplied>s</supplied><lb/>
mutwilligem Schreiber.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch kenne eines Edelmans Schreiber/ einen<lb/>
muth willigen vnnd geilen Ge&#x017F;ellen/ die&#x017F;er<lb/>
hatte einmahl war genommen daß deß E-<lb/>
delmans Fraw einer jhrer Kammer Ma&#x0364;g-<lb/>
den befohlen/ daß &#x017F;ie &#x017F;olte Kir&#x017F;chen im Garten<lb/>
brechen/ als die&#x017F;elbe hinauß in Garten kommen/<lb/>
macht &#x017F;ich der &#x017F;chreiber hernach/ nicht allein daß er<lb/>
Kir&#x017F;chen e&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;einen muth ku&#x0364;hlete<lb/>
vnnd &#x017F;einen augen lu&#x017F;t hette. Derhalben als das<lb/>
Megdlein welches er &#x017F;ehr lieb hatte/ oben auff des<lb/>
baumes &#x017F;pitzen &#x017F;tunde/ er&#x017F;icht ers/ laufft herzu vn-<lb/>
der den Baum vnnd &#x017F;icht vber &#x017F;ich/ verhoffent er<lb/>
wolt jhr ahn die F. &#x017F;ehen. Welches als es dz Megd-<lb/>
lein er&#x017F;ehen rafft &#x017F;ie die Kleyder zu&#x017F;ammen/ vnnd<lb/>
decket &#x017F;ich/ bittet auch den Schreiber daß er doch<lb/>
wolte hinweg vnderm Baum gehen. Da &#x017F;ie aber<lb/>
&#x017F;ahe daß &#x017F;ie nichts bey jhm außrichtete mit bitten/<lb/>
hebet &#x017F;ie die Kleider hinden ein wenig auff/ &#x017F;chei&#x017F;t<lb/>
vnd &#x017F;eicht dem Fotzeng&#x016F;cker in das ange&#x017F;icht. Als<lb/>
er nun al&#x017F;o mit die&#x017F;en Farben ange&#x017F;trichen/ fengt er<lb/>
ahn zu hu&#x017F;ten vnnd zu &#x017F;peyen/ vnnd in dem er &#x017F;ich<lb/>
wa&#x017F;chet von die&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;nen bi&#x017F;&#x017F;en/ fluchet er greu-<lb/>
lichen. Hernacher lies er die Magd jres thuns war-<lb/>
ten vnd bleibe mit frieden. Alle Leuth die die&#x017F;en<lb/>
Schreiber nur kenneten/ vnnd den &#x017F;ein &#x017F;chalckheit<lb/>
bewu&#x017F;t/ &#x017F;agten daß jhme recht ge&#x017F;chehen/ mann &#x017F;olt<lb/><hi rendition="#c">alle &#x017F;olche Ge&#x017F;ellen mit gleicher Farb au&#x017F;trei-<lb/>
chen vnd bezahlen mit gleicher<lb/>
Mu&#x0364;ntz.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">M ij</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Von</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0183] CLXXVII. Von eines Edelmanns mutwilligem Schreiber. JCh kenne eines Edelmans Schreiber/ einen muth willigen vnnd geilen Geſellen/ dieſer hatte einmahl war genommen daß deß E- delmans Fraw einer jhrer Kammer Maͤg- den befohlen/ daß ſie ſolte Kirſchen im Garten brechen/ als dieſelbe hinauß in Garten kommen/ macht ſich der ſchreiber hernach/ nicht allein daß er Kirſchen eſſe/ ſondern vielmehr ſeinen muth kuͤhlete vnnd ſeinen augen luſt hette. Derhalben als das Megdlein welches er ſehr lieb hatte/ oben auff des baumes ſpitzen ſtunde/ erſicht ers/ laufft herzu vn- der den Baum vnnd ſicht vber ſich/ verhoffent er wolt jhr ahn die F. ſehen. Welches als es dz Megd- lein erſehen rafft ſie die Kleyder zuſammen/ vnnd decket ſich/ bittet auch den Schreiber daß er doch wolte hinweg vnderm Baum gehen. Da ſie aber ſahe daß ſie nichts bey jhm außrichtete mit bitten/ hebet ſie die Kleider hinden ein wenig auff/ ſcheiſt vnd ſeicht dem Fotzengůcker in das angeſicht. Als er nun alſo mit dieſen Farben angeſtrichen/ fengt er ahn zu huſten vnnd zu ſpeyen/ vnnd in dem er ſich waſchet von dieſen ſchoͤnen biſſen/ fluchet er greu- lichen. Hernacher lies er die Magd jres thuns war- ten vnd bleibe mit frieden. Alle Leuth die dieſen Schreiber nur kenneten/ vnnd den ſein ſchalckheit bewuſt/ ſagten daß jhme recht geſchehen/ mann ſolt alle ſolche Geſellen mit gleicher Farb auſtrei- chen vnd bezahlen mit gleicher Muͤntz. Von M ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/183
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/183>, abgerufen am 28.04.2024.