Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.CIV. Von Johanne Fabro Bischoffen zu Wien. AVff dem Reichs tag zu Speyr/ welcher sagt/ G iiij
CIV. Von Johanne Fabro Biſchoffen zu Wien. AVff dem Reichs tag zu Speyr/ welcher ſagt/ G iiij
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CIV. Von Johanne Fabro Biſchoffen
zu Wien.
AVff dem Reichs tag zu Speyr/ welcher
gehalten wardt 1529. Da thet Jo-
hannes Faber Biſchoff zu Wien ein
Predigt/ darinn er etliche Jrthumb
verthetigte. Solches hoͤrte Simon Gryneus
welcher auß Heydelberg daſelbſt hin Spatzi-
ret war/ folgt deßwegen gemeltem Biſchoff
auff dem Fuß nach/ als er auß dem Muͤnſter
gehet/ vnd gruͤſſet jn mit Ehrerbietung. Nach
mals ſpricht er/ wie das er nicht auß Freuel/
ſondern guter meinung etwas mit jhm zu re-
den habe. Der Biſchoff ſchlegt ihm ſolches nit
ab. Hierauff ſpricht Gryneus/ es thue im weh/
das ein ſolcher anſehentlicher gelehrter mann
ſchmaͤhliche Gottslaͤſterige jrthumb offẽtlich
verthetige/ die man doch mit kuͤndlichen zeug-
nuſſen der Vaͤtter widerlegen koͤnnte. Es
ſchreibt Jreneus/ ſagt er ferner/ Polycarpus
hab ſeine Ohren zu gehalten/ wann man ſol-
che greiffliche jrthumb in ſeiner Gegenwart
fur bracht habe. Was meint jhr nun/ wurde
Polycarpus gedacht haben/ wenn er diß ewer
redt gehoͤrt hette? Was ſoll ein Mauß
eſſen/ wann ſie an einer geweiheten Ho-
ſtien nagen wurde? Wer ſoll der Kirchen
finſternus nit von hertzen beweinen? Der Bi-
ſchoff red jm ein/ ehe er ſein red außgefuͤhrt/
vnd fragt den Namen. Er verhelt nichts/ ſon-
dern bekeñt rund/ er ſey Gryneus. Nun war a-
ber diſer Biſchoff/ wie vielẽ bewuſt/ bey geler-
tẽ leuten ſo bloͤdt/ dz es ein ſchand war/ oder
vielmehr/ wie mann im gemeinen ſprichwort
ſagt/
G iiij
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