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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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LXIV. Von einem Weib zu Brussel.

MAnn findt Leuth/ die sich so fleissig zu
vnverschembden worten gewehnen/
daß jhn solche auch vielmalß auß
vnbedacht entfahren/ wie dann
dessen ein mercklich Exempel geschehen ist zu
Brüssel in S. Gudulae Kirchen. Dann alß
auff ein zeit sehr viel Leuth in der Kirchen
waren/ da gehet ein stattliche Matron/ von ei-
nem vornehmen Geschlecht zur Kirch thür
hinein/ weil aber der Schnee geschmoltzen
vnnd der Boden hievon glat worden/ felt sie/
daruber sie sehr erschrickt/ vnd nach jhrer ge-
wonheit der Männer heimlichkeit mit heller
stim nennet. Hieruber wird ein groß gelechter
durch die gantz Kirch/ sie aber wird scham-
roth.

LXV. Von Macario dem Einsidler.

MAcarius ein Einsidler find ein Dieb
in seiner Claussen/ so jhm Haußrath
stahle. Er aber wehret ihm nicht ab-
sondern halff jhm das zeug zusam-
men binden/ vnnd damit der Dieb ja sicher
war/ gab er ihm ein zeitlang das geleidt.

LXVI. Von der gleichen Gesindt.

ETliche Einsidler spannen diese wort/
nicht widerstrebet dem vbel/ so eng/
daß sie auch nit einem floh oder Lauß
widerstand theten vnd von jhrem Leib
abzögen.

Von
LXIV. Von einem Weib zu Brůſſel.

MAnn findt Leuth/ die ſich ſo fleiſſig zu
vnverſchembden worten gewehnen/
daß jhn ſolche auch vielmalß auß
vnbedacht entfahren/ wie dann
deſſen ein mercklich Exempel geſchehen iſt zu
Bruͤſſel in S. Gudulae Kirchen. Dann alß
auff ein zeit ſehr viel Leuth in der Kirchen
waren/ da gehet ein ſtattliche Matron/ von ei-
nem vornehmen Geſchlecht zur Kirch thuͤr
hinein/ weil aber der Schnee geſchmoltzen
vnnd der Boden hievon glat worden/ felt ſie/
daruber ſie ſehr erſchrickt/ vnd nach jhrer ge-
wonheit der Maͤnner heimlichkeit mit heller
ſtim nennet. Hieruber wird ein groß gelechter
durch die gantz Kirch/ ſie aber wird ſcham-
roth.

LXV. Von Macario dem Einſidler.

MAcarius ein Einſidler find ein Dieb
in ſeiner Clauſſen/ ſo jhm Haußrath
ſtahle. Er aber wehret ihm nicht ab-
ſondern halff jhm das zeug zuſam-
men binden/ vnnd damit der Dieb ja ſicher
war/ gab er ihm ein zeitlang das geleidt.

LXVI. Von der gleichen Geſindt.

ETliche Einſidler ſpannen dieſe wort/
nicht widerſtrebet dem vbel/ ſo eng/
daß ſie auch nit einem floh oder Lauß
widerſtand theten vnd von jhrem Leib
abzoͤgen.

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[60/0068] LXIV. Von einem Weib zu Brůſſel. MAnn findt Leuth/ die ſich ſo fleiſſig zu vnverſchembden worten gewehnen/ daß jhn ſolche auch vielmalß auß vnbedacht entfahren/ wie dann deſſen ein mercklich Exempel geſchehen iſt zu Bruͤſſel in S. Gudulae Kirchen. Dann alß auff ein zeit ſehr viel Leuth in der Kirchen waren/ da gehet ein ſtattliche Matron/ von ei- nem vornehmen Geſchlecht zur Kirch thuͤr hinein/ weil aber der Schnee geſchmoltzen vnnd der Boden hievon glat worden/ felt ſie/ daruber ſie ſehr erſchrickt/ vnd nach jhrer ge- wonheit der Maͤnner heimlichkeit mit heller ſtim nennet. Hieruber wird ein groß gelechter durch die gantz Kirch/ ſie aber wird ſcham- roth. LXV. Von Macario dem Einſidler. MAcarius ein Einſidler find ein Dieb in ſeiner Clauſſen/ ſo jhm Haußrath ſtahle. Er aber wehret ihm nicht ab- ſondern halff jhm das zeug zuſam- men binden/ vnnd damit der Dieb ja ſicher war/ gab er ihm ein zeitlang das geleidt. LXVI. Von der gleichen Geſindt. ETliche Einſidler ſpannen dieſe wort/ nicht widerſtrebet dem vbel/ ſo eng/ daß ſie auch nit einem floh oder Lauß widerſtand theten vnd von jhrem Leib abzoͤgen. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/68>, abgerufen am 24.11.2024.