Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

wird vnwillig/ vnd wirffts hinweg. Das Augen
weh kompt wider. Wer kann nun nit abneh-
men/ das die würckung weder in den Caracte-
ren noch in den beschriebenen worten gewesen/
folgt also/ daß sie von niemand anders als vö
Teuffel herkommen/ welcher lust vnnd gefal-
len an diesem Betrug gehabt hat.

LXIII. Von einem Meßpfaffen auß
dem Franckenlandt.

JM Franckenlandt war ein Meßpfaff/
der hat weder in studiis noch auch in
guten Sitten etwas gelernet. Derselbig
entpfing etliche Mägdlein/ die er auff
Faßnacht beichten höret/ sehr vnfreundtltch.
Dann alß sie mit Schamhafftigkeit Ablaß
jhrer Sünden begerten/ fuhr er sie also an/
wann jhr beichten solt/ so stehet jhr/ wis/ wis/
wis/ vnnd kann kein Teuffel hören/ was jhr
sagt: Aber wann ihr mit den Knechten auff
dem Feldt seyt Frucht schneidet/ vnnd Hew
machet/ da könnt ihr den Ars weidlich auff-
sperren/ da solt die Obrigkeit ein einsehens
haben. Lieber sich doch/ wie gar ein vnver-
schembder Esel diß gewesen/ daß er so schend-
liche ding vor keuschen Mägdlein zureden sich
nicht geschewet hat. So hat er auch seine O-
brigkeit wenig geehret/ in dem er sie heisset in
jhre hindergesäß sehen. Er zwar wer wert/
dz er gantz vnd gar in einem heimlichen ge-
mach ligen/ sterben vnd verder-
ben solte.

Von

wird vnwillig/ vñ wirffts hinweg. Das Augen
weh kompt wider. Wer kann nun nit abneh-
men/ das die wuͤrckung weder in den Caracte-
ren noch in den beſchriebenen wortẽ geweſen/
folgt alſo/ daß ſie von niemand anders als voͤ
Teuffel herkommen/ welcher luſt vnnd gefal-
len an dieſem Betrug gehabt hat.

LXIII. Von einem Meßpfaffen auß
dem Franckenlandt.

JM Franckenlandt war ein Meßpfaff/
der hat weder in ſtudiis noch auch in
guten Sitten etwas gelernet. Derſelbig
entpfing etliche Maͤgdlein/ die er auff
Faßnacht beichten hoͤret/ ſehr vnfreundtltch.
Dann alß ſie mit Schamhafftigkeit Ablaß
jhrer Suͤnden begerten/ fuhr er ſie alſo an/
wann jhr beichten ſolt/ ſo ſtehet jhr/ wis/ wis/
wis/ vnnd kann kein Teuffel hoͤren/ was jhr
ſagt: Aber wann ihr mit den Knechten auff
dem Feldt ſeyt Frucht ſchneidet/ vnnd Hew
machet/ da koͤnnt ihr den Ars weidlich auff-
ſperren/ da ſolt die Obrigkeit ein einſehens
haben. Lieber ſich doch/ wie gar ein vnver-
ſchembder Eſel diß geweſen/ daß er ſo ſchend-
liche ding vor keuſchen Maͤgdlein zureden ſich
nicht geſchewet hat. So hat er auch ſeine O-
brigkeit wenig geehret/ in dem er ſie heiſſet in
jhre hindergeſaͤß ſehen. Er zwar wer wert/
dz er gantz vñ gar in einem heimlichen ge-
mach ligen/ ſterben vnd verder-
ben ſolte.

Von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="59"/>
wird vnwillig/ vn&#x0303; wirffts hinweg. Das Augen<lb/>
weh kompt wider. Wer kann nun nit abneh-<lb/>
men/ das die wu&#x0364;rckung weder in den Caracte-<lb/>
ren noch in den be&#x017F;chriebenen worte&#x0303; gewe&#x017F;en/<lb/>
folgt al&#x017F;o/ daß &#x017F;ie von niemand anders als vo&#x0364;<lb/>
Teuffel herkommen/ welcher lu&#x017F;t vnnd gefal-<lb/>
len an die&#x017F;em Betrug gehabt hat.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LXIII</hi>.</hi> Von einem Meßpfaffen auß<lb/>
dem Franckenlandt.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>M Franckenlandt war ein Meßpfaff/<lb/>
der hat weder in &#x017F;tudiis noch auch in<lb/>
guten Sitten etwas gelernet. Der&#x017F;elbig<lb/>
entpfing etliche Ma&#x0364;gdlein/ die er auff<lb/>
Faßnacht beichten ho&#x0364;ret/ &#x017F;ehr vnfreundtltch.<lb/>
Dann alß &#x017F;ie mit Schamhafftigkeit Ablaß<lb/>
jhrer Su&#x0364;nden begerten/ fuhr er &#x017F;ie al&#x017F;o an/<lb/>
wann jhr beichten &#x017F;olt/ &#x017F;o &#x017F;tehet jhr/ wis/ wis/<lb/>
wis/ vnnd kann kein Teuffel ho&#x0364;ren/ was jhr<lb/>
&#x017F;agt: Aber wann ihr mit den Knechten auff<lb/>
dem Feldt &#x017F;eyt Frucht &#x017F;chneidet/ vnnd Hew<lb/>
machet/ da ko&#x0364;nnt ihr den Ars weidlich auff-<lb/>
&#x017F;perren/ da &#x017F;olt die Obrigkeit ein ein&#x017F;ehens<lb/>
haben. Lieber &#x017F;ich doch/ wie gar ein vnver-<lb/>
&#x017F;chembder E&#x017F;el diß gewe&#x017F;en/ daß er &#x017F;o &#x017F;chend-<lb/>
liche ding vor keu&#x017F;chen Ma&#x0364;gdlein zureden &#x017F;ich<lb/>
nicht ge&#x017F;chewet hat. So hat er auch &#x017F;eine O-<lb/>
brigkeit wenig geehret/ in dem er &#x017F;ie hei&#x017F;&#x017F;et in<lb/>
jhre hinderge&#x017F;a&#x0364;ß &#x017F;ehen. Er zwar wer wert/<lb/><hi rendition="#c">dz er gantz vn&#x0303; gar in einem heimlichen ge-<lb/>
mach ligen/ &#x017F;terben vnd verder-<lb/>
ben &#x017F;olte.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>

[59/0067] wird vnwillig/ vñ wirffts hinweg. Das Augen weh kompt wider. Wer kann nun nit abneh- men/ das die wuͤrckung weder in den Caracte- ren noch in den beſchriebenen wortẽ geweſen/ folgt alſo/ daß ſie von niemand anders als voͤ Teuffel herkommen/ welcher luſt vnnd gefal- len an dieſem Betrug gehabt hat. LXIII. Von einem Meßpfaffen auß dem Franckenlandt. JM Franckenlandt war ein Meßpfaff/ der hat weder in ſtudiis noch auch in guten Sitten etwas gelernet. Derſelbig entpfing etliche Maͤgdlein/ die er auff Faßnacht beichten hoͤret/ ſehr vnfreundtltch. Dann alß ſie mit Schamhafftigkeit Ablaß jhrer Suͤnden begerten/ fuhr er ſie alſo an/ wann jhr beichten ſolt/ ſo ſtehet jhr/ wis/ wis/ wis/ vnnd kann kein Teuffel hoͤren/ was jhr ſagt: Aber wann ihr mit den Knechten auff dem Feldt ſeyt Frucht ſchneidet/ vnnd Hew machet/ da koͤnnt ihr den Ars weidlich auff- ſperren/ da ſolt die Obrigkeit ein einſehens haben. Lieber ſich doch/ wie gar ein vnver- ſchembder Eſel diß geweſen/ daß er ſo ſchend- liche ding vor keuſchen Maͤgdlein zureden ſich nicht geſchewet hat. So hat er auch ſeine O- brigkeit wenig geehret/ in dem er ſie heiſſet in jhre hindergeſaͤß ſehen. Er zwar wer wert/ dz er gantz vñ gar in einem heimlichen ge- mach ligen/ ſterben vnd verder- ben ſolte. Von

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/67
Zitationshilfe:	Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/67>, abgerufen am 02.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.