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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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Ein dorff Priester pflegte die Kinder also
zum fleiß zuermahnen.

Lernstu wol/ so wirstu gebratner hüner voll

Lernstu vbel/ so mustu mit den Schweinen
essen auß dem Kübel.

er hette aber viel mehr also gesagt/

Lernstu wol/ so wirstu aller plagen voll.

Denn die Meßpfaffen/ so nicht viel studiret/
werden gebratner hüner voll: Da hergegen
die gelerten müssen mangel leyden.

LIII. Von einem Narren.

ES kehren auff ein zeit drey Braun-
schweiger vom Adel bey einen Wirt vber
Nacht ein: Da sie nun fast die gantze
Nacht gesoffen hetten/ da gedencken sie
des Herrn Landgraff Philipsen zu Hessen:
Vnd weil eben damals jhr Herr/ Hertzog Hen-
rich/ nit wol mit gemeltem Fürsten stunde/ trö-
weten sie jhm den todt/ vnnd fing der erst also
an: Jch möcht nichts liebers wüntschen/ dann
das ich jtzundt gewalt vber den Hessen hette/
ich wolt ihn warlich mit diesen meinen Klaen
zerreissen. Der ander aber sprach: Was sagstu
viel von deinen Negeln? Jch wolt jhm das
wehr durch den leib laufen/ vnd hernacher zu
stücken zerschneiden. Der drit sagt. Jch wolt
mein Hund wol außhungern/ vnnd jhn dar-
nach von denselben zerreissen vnd fressen las-
sen: Da diese harte wort des wirts Sohn/
welcher ein halber Narr war/ vnnd hinder
dem Ofen saß/ hörte/ deucht jhn/ er könnt len-
ger nit schweigen/ lieff hinder dem Offen her-
für zu denen vom Adel/ saß bey sie vnd sagt:
Jch hab ewer harte vnnd rawe wort vom

Land-
E ij

Ein dorff Prieſter pflegte die Kinder alſo
zum fleiß zuermahnen.

Lernſtu wol/ ſo wirſtu gebratner huͤner voll

Lernſtu vbel/ ſo muſtu mit den Schweinen
eſſen auß dem Kuͤbel.

er hette aber viel mehr alſo geſagt/

Lernſtu wol/ ſo wirſtu aller plagen voll.

Denn die Meßpfaffen/ ſo nicht viel ſtudiret/
werden gebratner huͤner voll: Da hergegen
die gelerten muͤſſen mangel leyden.

LIII. Von einem Narren.

ES kehren auff ein zeit drey Braun-
ſchweiger vom Adel bey einẽ Wirt vber
Nacht ein: Da ſie nun faſt die gantze
Nacht geſoffen hetten/ da gedenckẽ ſie
des Herrn Landgraff Philipſen zu Heſſen:
Vnd weil eben damals jhr Herr/ Hertzog Hen-
rich/ nit wol mit gemeltem Fuͤrſten ſtunde/ troͤ-
weten ſie jhm den todt/ vnnd fing der erſt alſo
an: Jch moͤcht nichts liebers wuͤntſchen/ dann
das ich jtzundt gewalt vber den Heſſen hette/
ich wolt ihn warlich mit dieſen meinen Klaen
zerreiſſen. Der ander aber ſprach: Was ſagſtu
viel von deinen Negeln? Jch wolt jhm das
wehr durch den leib laufen/ vnd hernacher zu
ſtuͤcken zerſchneiden. Der drit ſagt. Jch wolt
mein Hund wol außhungern/ vnnd jhn dar-
nach von denſelben zerreiſſen vnd freſſen laſ-
ſen: Da dieſe harte wort des wirts Sohn/
welcher ein halber Narr war/ vnnd hinder
dem Ofen ſaß/ hoͤrte/ deucht jhn/ er koͤnnt len-
ger nit ſchweigen/ lieff hinder dem Offen her-
fuͤr zu denen vom Adel/ ſaß bey ſie vnd ſagt:
Jch hab ewer harte vnnd rawe wort vom

Land-
E ij
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[51/0059] Ein dorff Prieſter pflegte die Kinder alſo zum fleiß zuermahnen. Lernſtu wol/ ſo wirſtu gebratner huͤner voll Lernſtu vbel/ ſo muſtu mit den Schweinen eſſen auß dem Kuͤbel. er hette aber viel mehr alſo geſagt/ Lernſtu wol/ ſo wirſtu aller plagen voll. Denn die Meßpfaffen/ ſo nicht viel ſtudiret/ werden gebratner huͤner voll: Da hergegen die gelerten muͤſſen mangel leyden. LIII. Von einem Narren. ES kehren auff ein zeit drey Braun- ſchweiger vom Adel bey einẽ Wirt vber Nacht ein: Da ſie nun faſt die gantze Nacht geſoffen hetten/ da gedenckẽ ſie des Herrn Landgraff Philipſen zu Heſſen: Vnd weil eben damals jhr Herr/ Hertzog Hen- rich/ nit wol mit gemeltem Fuͤrſten ſtunde/ troͤ- weten ſie jhm den todt/ vnnd fing der erſt alſo an: Jch moͤcht nichts liebers wuͤntſchen/ dann das ich jtzundt gewalt vber den Heſſen hette/ ich wolt ihn warlich mit dieſen meinen Klaen zerreiſſen. Der ander aber ſprach: Was ſagſtu viel von deinen Negeln? Jch wolt jhm das wehr durch den leib laufen/ vnd hernacher zu ſtuͤcken zerſchneiden. Der drit ſagt. Jch wolt mein Hund wol außhungern/ vnnd jhn dar- nach von denſelben zerreiſſen vnd freſſen laſ- ſen: Da dieſe harte wort des wirts Sohn/ welcher ein halber Narr war/ vnnd hinder dem Ofen ſaß/ hoͤrte/ deucht jhn/ er koͤnnt len- ger nit ſchweigen/ lieff hinder dem Offen her- fuͤr zu denen vom Adel/ ſaß bey ſie vnd ſagt: Jch hab ewer harte vnnd rawe wort vom Land- E ij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/59>, abgerufen am 03.05.2024.