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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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Tauff von dieser Welt abscheiden wurden:
So bald sagt er/ daß ein Ahlen auff dem Kirch
hoff nit heilig seyn solte/ aber diß that er nit
vergebens/ denn sie musten jhm deßwegen ein
Anzahl Gelts erlegen.

XXVIII. Wie Joannes Tecelius von
einem Pferdtbereiter betrogen
worden.

ES ward auff ein zeit Tecelius von
Leone x. Römischem Pabst in Teutsch-
landt mit Ablaß Brieffen abgeferti-
get: Nun begab es sich/ daß ein Bigie-
rer oder Bereiter im Fürstenthumb Sachsen
zu jhm kam/ vnd forschet/ ob er auch Sünde
vergeben könnte/ die noch nit begangen we-
ren/ wann er das könte/ wolt er jm zehen Taler
verehren. Der Mönnich schlugs anfenglich ab
vnd sagt diß wer ein hochwichtig Sach/ nichts
desto weniger ließ er sich die Geltsucht dahin
bewegen/ ohn angesehen daß er sagt/ dz were
ein schwere vnd wichtige sach/ dz er jm dassel-
big verwilligte/ rühmt sich auch/ es were jhm
durch Röm. Päbstliche macht zugelasen doch
mit dem geding/ daß er jm zuvor 30. Thaler
zehlete. Der Mönnich lacht dessen in busem hin
ein/ vnd frewet sich der Beut von hertzen. Da
nun der Bereiter gelegenheit vberkömpt/
greifft er jhn auff der Strassen an/ vnd nimpt
jm alles Gelt/ das er durch sein Ablaß Brieff
gekramet hatte/ vnd begibt sich in die Statt.
Tecelius citirt jhn hierauff für die Obrig-
keit. Der Bereiter spricht/ diese Missethat
sey jhm schon lengst durch Tecelii Ablaßbrieff
verziehen vnd vergeben worden/ legt der Obrig-

kei
D ij

Tauff von dieſer Welt abſcheiden wurden:
So bald ſagt er/ daß ein Ahlen auff dem Kirch
hoff nit heilig ſeyn ſolte/ aber diß that er nit
vergebens/ denn ſie muſten jhm deßwegen ein
Anzahl Gelts erlegen.

XXVIII. Wie Joannes Tecelius von
einem Pferdtbereiter betrogen
worden.

ES ward auff ein zeit Tecelius von
Leone x. Roͤmiſchem Pabſt in Teutſch-
landt mit Ablaß Brieffen abgeferti-
get: Nun begab es ſich/ daß ein Bigie-
rer oder Bereiter im Fuͤrſtenthumb Sachſen
zu jhm kam/ vnd forſchet/ ob er auch Suͤnde
vergeben koͤnnte/ die noch nit begangen we-
ren/ wann er das koͤnte/ wolt er jm zehen Taler
verehren. Der Moͤnnich ſchlugs anfenglich ab
vñ ſagt diß wer ein hochwichtig Sach/ nichts
deſto weniger ließ er ſich die Geltſucht dahin
bewegen/ ohn angeſehen daß er ſagt/ dz were
ein ſchwere vnd wichtige ſach/ dz er jm daſſel-
big verwilligte/ ruͤhmt ſich auch/ es were jhm
durch Roͤm. Paͤbſtliche macht zugelaſen doch
mit dem geding/ daß er jm zuvor 30. Thaler
zehlete. Der Moͤnnich lacht deſſen in buſem hin
ein/ vnd frewet ſich der Beut von hertzen. Da
nun der Bereiter gelegenheit vberkoͤmpt/
greifft er jhn auff der Straſſen an/ vnd nimpt
jm alles Gelt/ das er durch ſein Ablaß Brieff
gekramet hatte/ vnd begibt ſich in die Statt.
Tecelius citirt jhn hierauff fuͤr die Obrig-
keit. Der Bereiter ſpricht/ dieſe Miſſethat
ſey jhm ſchon lengſt durch Tecelii Ablaßbrieff
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[35/0043] Tauff von dieſer Welt abſcheiden wurden: So bald ſagt er/ daß ein Ahlen auff dem Kirch hoff nit heilig ſeyn ſolte/ aber diß that er nit vergebens/ denn ſie muſten jhm deßwegen ein Anzahl Gelts erlegen. XXVIII. Wie Joannes Tecelius von einem Pferdtbereiter betrogen worden. ES ward auff ein zeit Tecelius von Leone x. Roͤmiſchem Pabſt in Teutſch- landt mit Ablaß Brieffen abgeferti- get: Nun begab es ſich/ daß ein Bigie- rer oder Bereiter im Fuͤrſtenthumb Sachſen zu jhm kam/ vnd forſchet/ ob er auch Suͤnde vergeben koͤnnte/ die noch nit begangen we- ren/ wann er das koͤnte/ wolt er jm zehen Taler verehren. Der Moͤnnich ſchlugs anfenglich ab vñ ſagt diß wer ein hochwichtig Sach/ nichts deſto weniger ließ er ſich die Geltſucht dahin bewegen/ ohn angeſehen daß er ſagt/ dz were ein ſchwere vnd wichtige ſach/ dz er jm daſſel- big verwilligte/ ruͤhmt ſich auch/ es were jhm durch Roͤm. Paͤbſtliche macht zugelaſen doch mit dem geding/ daß er jm zuvor 30. Thaler zehlete. Der Moͤnnich lacht deſſen in buſem hin ein/ vnd frewet ſich der Beut von hertzen. Da nun der Bereiter gelegenheit vberkoͤmpt/ greifft er jhn auff der Straſſen an/ vnd nimpt jm alles Gelt/ das er durch ſein Ablaß Brieff gekramet hatte/ vnd begibt ſich in die Statt. Tecelius citirt jhn hierauff fuͤr die Obrig- keit. Der Bereiter ſpricht/ dieſe Miſſethat ſey jhm ſchon lengſt durch Tecelii Ablaßbrieff verziehen vnd vergebẽ wordẽ/ legt der Obrig- kei D ij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/43>, abgerufen am 28.03.2024.