Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CCCXXXIV. Von einem Prie-
ster im Hessenland.

EJn Priester ward im Hessenland von einem
Bräutigam angesprochen/ daß er solte das
Becken auffsetzen/ vnnd jhm ein Beystand
leisten/ wann man schenckete. Dann in Hes-
senland ist der Brauch/ daß die
Priester auff den
Tisch das Becken auffsetzen/ vnnd da einer sich des-
sen wegern würde/ nem mans jm gar vor vbel auff.
Jn dem nun der
Priester das Becken auff den er-
sten
Tisch gesetzt hat/ verdroß es deß Breutigams
Paten vbel/ daß man jhm nicht die Ehr angethan
hatte: Dann man pfleget dieses auch vnder weilen
dem
Paten auffzulegen/ vnnd deß Pfarherrs zu-
schonen. Nach dem es nun den
Paten/ wie ge-
meldt/ verdroß/ nimpt er zehen groschen/ weicht sie
im
Pfeffer/ wirfft sie darnach ins Becken/ vnnd
sagt:
Pfaff/ das wil ich schencken/ was wilt du
schencken? Der
Priester gab jm eines ins Gesicht/
daß er hinder der Banck lag/ vnnd jhm das Maul
schweiste. Der
Priester aber macht sich dauon/
dann es ist bißweilen ein Prediger sicherer
vnder Wilden
Thieren/ als vnder
Bawern.

Ende deß Ersten Theils.

Register
CCCXXXIV. Von einem Prie-
ſter im Heſſenland.

EJn Prieſter ward im Heſſenland von einem
Braͤutigam angeſprochen/ daß er ſolte das
Becken auffſetzen/ vnnd jhm ein Beyſtand
leiſten/ wann man ſchenckete. Dann in Heſ-
ſenland iſt der Brauch/ daß die
Prieſter auff den
Tiſch das Becken auffſetzen/ vnnd da einer ſich deſ-
ſen wegern wuͤrde/ nem mans jm gar vor vbel auff.
Jn dem nun der
Prieſter das Becken auff den er-
ſten
Tiſch geſetzt hat/ verdroß es deß Breutigams
Paten vbel/ daß man jhm nicht die Ehr angethan
hatte: Dann man pfleget dieſes auch vnder weilen
dem
Paten auffzulegen/ vnnd deß Pfarherrs zu-
ſchonen. Nach dem es nun den
Paten/ wie ge-
meldt/ verdroß/ nimpt er zehen groſchen/ weicht ſie
im
Pfeffer/ wirfft ſie darnach ins Becken/ vnnd
ſagt:
Pfaff/ das wil ich ſchencken/ was wilt du
ſchencken? Der
Prieſter gab jm eines ins Geſicht/
daß er hinder der Banck lag/ vnnd jhm das Maul
ſchweiſte. Der
Prieſter aber macht ſich dauon/
dann es iſt bißweilen ein Prediger ſicherer
vnder Wilden
Thieren/ als vnder
Bawern.

Ende deß Erſten Theils.

Regiſter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0348" n="340"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">CCCXXXIV.</hi> Von einem Prie-<lb/>
&#x017F;ter im He&#x017F;&#x017F;enland.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi><hi rendition="#fr">Jn</hi> P<hi rendition="#fr">rie&#x017F;ter ward im He&#x017F;&#x017F;enland von einem<lb/>
Bra&#x0364;utigam ange&#x017F;prochen/ daß er &#x017F;olte das<lb/>
Becken auff&#x017F;etzen/ vnnd jhm ein Bey&#x017F;tand<lb/>
lei&#x017F;ten/ wann man &#x017F;chenckete. Dann in He&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enland i&#x017F;t der Brauch/ daß die</hi> P<hi rendition="#fr">rie&#x017F;ter auff den</hi><lb/>
T<hi rendition="#fr">i&#x017F;ch das Becken auff&#x017F;etzen/ vnnd da einer &#x017F;ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wegern wu&#x0364;rde/ nem mans jm gar vor vbel auff.<lb/><hi rendition="#g">Jn</hi> dem nun der</hi> P<hi rendition="#fr">rie&#x017F;ter das Becken auff den er-<lb/>
&#x017F;ten</hi> T<hi rendition="#fr">i&#x017F;ch ge&#x017F;etzt hat/ verdroß es deß Breutigams</hi><lb/>
P<hi rendition="#fr">aten vbel/ daß man jhm nicht die</hi> E<hi rendition="#fr">hr angethan<lb/>
hatte: Dann man pfleget die&#x017F;es auch vnder weilen<lb/>
dem</hi> P<hi rendition="#fr">aten auffzulegen/ vnnd deß</hi> P<hi rendition="#fr">farherrs zu-<lb/>
&#x017F;chonen. Nach dem es nun den</hi> P<hi rendition="#fr">aten/ wie ge-<lb/>
meldt/ verdroß/ nimpt er zehen gro&#x017F;chen/ weicht &#x017F;ie<lb/>
im</hi> P<hi rendition="#fr">feffer/ wirfft &#x017F;ie darnach ins Becken/ vnnd<lb/>
&#x017F;agt:</hi> P<hi rendition="#fr">faff/ das wil ich &#x017F;chencken/ was wilt du<lb/>
&#x017F;chencken? Der</hi> P<hi rendition="#fr">rie&#x017F;ter gab jm eines ins Ge&#x017F;icht/<lb/>
daß er hinder der Banck lag/ vnnd jhm das Maul<lb/>
&#x017F;chwei&#x017F;te. Der</hi> P<hi rendition="#fr">rie&#x017F;ter aber macht &#x017F;ich dauon/</hi><lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">dann es i&#x017F;t bißweilen ein</hi> P<hi rendition="#fr">rediger &#x017F;icherer<lb/>
vnder Wilden</hi> T<hi rendition="#fr">hieren/ als vnder<lb/>
Bawern.</hi></hi></p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">E<hi rendition="#fr">nde deß</hi> E<hi rendition="#fr">r&#x017F;ten</hi> T<hi rendition="#fr">heils.</hi></hi> </p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Regi&#x017F;ter</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0348] CCCXXXIV. Von einem Prie- ſter im Heſſenland. EJn Prieſter ward im Heſſenland von einem Braͤutigam angeſprochen/ daß er ſolte das Becken auffſetzen/ vnnd jhm ein Beyſtand leiſten/ wann man ſchenckete. Dann in Heſ- ſenland iſt der Brauch/ daß die Prieſter auff den Tiſch das Becken auffſetzen/ vnnd da einer ſich deſ- ſen wegern wuͤrde/ nem mans jm gar vor vbel auff. Jn dem nun der Prieſter das Becken auff den er- ſten Tiſch geſetzt hat/ verdroß es deß Breutigams Paten vbel/ daß man jhm nicht die Ehr angethan hatte: Dann man pfleget dieſes auch vnder weilen dem Paten auffzulegen/ vnnd deß Pfarherrs zu- ſchonen. Nach dem es nun den Paten/ wie ge- meldt/ verdroß/ nimpt er zehen groſchen/ weicht ſie im Pfeffer/ wirfft ſie darnach ins Becken/ vnnd ſagt: Pfaff/ das wil ich ſchencken/ was wilt du ſchencken? Der Prieſter gab jm eines ins Geſicht/ daß er hinder der Banck lag/ vnnd jhm das Maul ſchweiſte. Der Prieſter aber macht ſich dauon/ dann es iſt bißweilen ein Prediger ſicherer vnder Wilden Thieren/ als vnder Bawern. Ende deß Erſten Theils. Regiſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/348
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/348>, abgerufen am 25.11.2024.