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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CCLXXXI. Olympia Fulvia Mo-
rata Grunthlera wüntscht hey! vnd wol-
fart einem Teutschen Prediger so
ein vollzapff.

JCH hab offtmals gewünscht das ich
möcht gelegenheit haben ein gesprech
mit euch zu halten/ aber nach dem ich
biß daher dieselbe nicht hab können
haben/ bin ich entschlossen schrifftlich mit
euch zu handeln/ welches ich/ so mirs het ge-
büren mögen/ zu gegen mit euch wolte gehan-
delt haben: Dann dieses lenger zu verziehen/
will das Gebott Christi nicht leiden/ welchem
wir dann gehorchen müssen. Derwegen die-
weil ich weiß/ daß jhr offtmals sündiget/ ist
mir hoch von nöten/ das ich euch vermane/
wenn jhr nur Christi Gebott wilt gehorsam
sein/ derwegen/ wenn du diese sach recht be-
trachtest würstu keines wegs vber mich zür-
nen/ so ich gentzlich dafür gehalten ich muß
dich vermahnen daß du ohn angesehen deins
würdigen Ampts/ auch deiner grauwen haer/
stetigs im luder ligest vnd ein Epieurisch le-
ben führest: Welches/ wie es einem ehrlichen
man vbel anstehe/ das wissen auch die Heiden
so von Christo nichts wissen. Viel vbeler stehts
einem Christen man an der mit seinem heilt-
gen vnd vnsträfflichen leben andere zur Got-
tes forcht vnd Christlicher religion bringen
vnd reitzen soll: Einem Prediger aber stehet
es am aller vbelsten an/ welcher andern den
weg weissen soll/ so er den selber nicht gehet/
wen es einem Philosopho für vbel gehalten

würd
T v
CCLXXXI. Olympia Fulvia Mo-
rata Grunthlera wuͤntſcht hey! vnd wol-
fart einem Teutſchen Prediger ſo
ein vollzapff.

JCH hab offtmals gewuͤnſcht das ich
moͤcht gelegenheit haben ein geſprech
mit euch zu halten/ aber nach dem ich
biß daher dieſelbe nicht hab koͤnnen
haben/ bin ich entſchloſſen ſchrifftlich mit
euch zu handeln/ welches ich/ ſo mirs het ge-
buͤren moͤgen/ zu gegen mit euch wolte gehan-
delt haben: Dann dieſes lenger zu verziehen/
will das Gebott Chriſti nicht leiden/ welchem
wir dann gehorchen muͤſſen. Derwegen die-
weil ich weiß/ daß jhr offtmals ſuͤndiget/ iſt
mir hoch von noͤten/ das ich euch vermane/
wenn jhr nur Chriſti Gebott wilt gehorſam
ſein/ derwegen/ wenn du dieſe ſach recht be-
trachteſt wuͤrſtu keines wegs vber mich zuͤr-
nen/ ſo ich gentzlich dafuͤr gehalten ich muß
dich vermahnen daß du ohn angeſehen deins
wuͤrdigen Ampts/ auch deiner grauwen haer/
ſtetigs im luder ligeſt vnd ein Epieuriſch le-
ben fuͤhreſt: Welches/ wie es einem ehrlichen
man vbel anſtehe/ das wiſſen auch die Heiden
ſo von Chriſto nichts wiſſen. Viel vbeler ſtehts
einem Chriſten man an der mit ſeinem heilt-
gen vnd vnſtraͤfflichen leben andere zur Got-
tes forcht vnd Chriſtlicher religion bringen
vnd reitzen ſoll: Einem Prediger aber ſtehet
es am aller vbelſten an/ welcher andern den
weg weiſſen ſoll/ ſo er den ſelber nicht gehet/
wen es einem Philoſopho fuͤr vbel gehalten

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[281/0289] CCLXXXI. Olympia Fulvia Mo- rata Grunthlera wuͤntſcht hey! vnd wol- fart einem Teutſchen Prediger ſo ein vollzapff. JCH hab offtmals gewuͤnſcht das ich moͤcht gelegenheit haben ein geſprech mit euch zu halten/ aber nach dem ich biß daher dieſelbe nicht hab koͤnnen haben/ bin ich entſchloſſen ſchrifftlich mit euch zu handeln/ welches ich/ ſo mirs het ge- buͤren moͤgen/ zu gegen mit euch wolte gehan- delt haben: Dann dieſes lenger zu verziehen/ will das Gebott Chriſti nicht leiden/ welchem wir dann gehorchen muͤſſen. Derwegen die- weil ich weiß/ daß jhr offtmals ſuͤndiget/ iſt mir hoch von noͤten/ das ich euch vermane/ wenn jhr nur Chriſti Gebott wilt gehorſam ſein/ derwegen/ wenn du dieſe ſach recht be- trachteſt wuͤrſtu keines wegs vber mich zuͤr- nen/ ſo ich gentzlich dafuͤr gehalten ich muß dich vermahnen daß du ohn angeſehen deins wuͤrdigen Ampts/ auch deiner grauwen haer/ ſtetigs im luder ligeſt vnd ein Epieuriſch le- ben fuͤhreſt: Welches/ wie es einem ehrlichen man vbel anſtehe/ das wiſſen auch die Heiden ſo von Chriſto nichts wiſſen. Viel vbeler ſtehts einem Chriſten man an der mit ſeinem heilt- gen vnd vnſtraͤfflichen leben andere zur Got- tes forcht vnd Chriſtlicher religion bringen vnd reitzen ſoll: Einem Prediger aber ſtehet es am aller vbelſten an/ welcher andern den weg weiſſen ſoll/ ſo er den ſelber nicht gehet/ wen es einem Philoſopho fuͤr vbel gehalten wuͤrd T v

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/289>, abgerufen am 24.11.2024.