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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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fertiget er den Veredarium zu jhm/ vnnd be-
dancket sich schrifftlich/ daß er so fleissig den
Römischen Stul befordere/ vnnd bittet dane-
ben/ daß er in solchem vornehmen beharren
wölte. Dessen vberschickt er jhm zu verehrung
ein gewethete Tafel/ darauff gemahlet stundt
die Jungfraw Maria/ welche auff jhren Ar-
men trug jhr Kindlein/ vnnd herte solch ge-
mählts zugerichtet Michael Angelus/ als der
berümbdeste Mähler/ so jemals gewesen. Nun
begibt sichs (auff sonderliche schickung Got-
tes)/ daß der/ so das schreiben vom Pabst ent-
pfangen/ auff der Reiß schwach wird: Deß-
wegen dinget er einen jungen Gesellen/ einen
Kauffmann von Lucern/ welcher sich außgab/
daß er des Cardinals vnderthanen einer we-
re/ da er doch sonsten jhm sehr gehessig war/
der abgesande nun war dieser gelegenheit
halben sehr fro/ vnd weil er nicht wuste/ ob jr-
gents mit dem Schreiben zu eilen were/ bitt
er den Jnngen Gesellen/ das er beydes den
Brieff/ vnnd auch die Tafel dem Cardinal v-
berlieferte/ So balt der junge Gesell gen Pa-
riß kömpt/ daucht jhn/ er het gelegenheit dem
Cardinal einen hohn an zu thun/ trifft einen
Mähler an nach seinem wüntsch/ derselb richt
eine Tafel zu in der andern größ/ darinn stun-
den der Cardinal zu Lothringen/ die Königin
seine Tichtern/ des Königs Mutter/ vnnd des
Hertzogen zu Guise Gemahl dem leben nach
abcontrofeit/ nackent/ vmbfingen einander
mit den Armen vmb den Halß/ vnnd hatten
die Schenckel durch einander geschlagen. Sol-
che Tafel wickelt er in das seyden vnd gewäch-
ste gewand/ darin die ander gelegen hatte/ vnd
vbergibts einem Secretario/ daß ers vnder

des
C

fertiget er den Veredarium zu jhm/ vnnd be-
dancket ſich ſchrifftlich/ daß er ſo fleiſſig den
Roͤmiſchen Stul befordere/ vnnd bittet dane-
ben/ daß er in ſolchem vornehmen beharren
woͤlte. Deſſen vberſchickt er jhm zu verehrung
ein gewethete Tafel/ darauff gemahlet ſtundt
die Jungfraw Maria/ welche auff jhren Ar-
men trug jhr Kindlein/ vnnd herte ſolch ge-
maͤhlts zugerichtet Michael Angelus/ als der
beruͤmbdeſte Maͤhler/ ſo jemals geweſen. Nun
begibt ſichs (auff ſonderliche ſchickung Got-
tes)/ daß der/ ſo das ſchreiben vom Pabſt ent-
pfangen/ auff der Reiß ſchwach wird: Deß-
wegen dinget er einen jungen Geſellen/ einen
Kauffmann von Lucern/ welcher ſich außgab/
daß er des Cardinals vnderthanen einer we-
re/ da er doch ſonſten jhm ſehr geheſſig war/
der abgeſande nun war dieſer gelegenheit
halben ſehr fro/ vnd weil er nicht wuſte/ ob jr-
gents mit dem Schreiben zu eilen were/ bitt
er den Jnngen Geſellen/ das er beydes den
Brieff/ vnnd auch die Tafel dem Cardinal v-
berlieferte/ So balt der junge Geſell gen Pa-
riß koͤmpt/ daucht jhn/ er het gelegenheit dem
Cardinal einen hohn an zu thun/ trifft einen
Maͤhler an nach ſeinem wuͤntſch/ derſelb richt
eine Tafel zu in der andern groͤß/ darinn ſtun-
den der Cardinal zu Lothringen/ die Koͤnigin
ſeine Tichtern/ des Koͤnigs Mutter/ vnnd des
Hertzogen zu Guiſe Gemahl dem leben nach
abcontrofeit/ nackent/ vmbfingen einander
mit den Armen vmb den Halß/ vnnd hatten
die Schenckel durch einander geſchlagen. Sol-
che Tafel wickelt er in das ſeyden vnd gewaͤch-
ſte gewand/ darin die ander gelegen hatte/ vnd
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des
C
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[17/0025] fertiget er den Veredarium zu jhm/ vnnd be- dancket ſich ſchrifftlich/ daß er ſo fleiſſig den Roͤmiſchen Stul befordere/ vnnd bittet dane- ben/ daß er in ſolchem vornehmen beharren woͤlte. Deſſen vberſchickt er jhm zu verehrung ein gewethete Tafel/ darauff gemahlet ſtundt die Jungfraw Maria/ welche auff jhren Ar- men trug jhr Kindlein/ vnnd herte ſolch ge- maͤhlts zugerichtet Michael Angelus/ als der beruͤmbdeſte Maͤhler/ ſo jemals geweſen. Nun begibt ſichs (auff ſonderliche ſchickung Got- tes)/ daß der/ ſo das ſchreiben vom Pabſt ent- pfangen/ auff der Reiß ſchwach wird: Deß- wegen dinget er einen jungen Geſellen/ einen Kauffmann von Lucern/ welcher ſich außgab/ daß er des Cardinals vnderthanen einer we- re/ da er doch ſonſten jhm ſehr geheſſig war/ der abgeſande nun war dieſer gelegenheit halben ſehr fro/ vnd weil er nicht wuſte/ ob jr- gents mit dem Schreiben zu eilen were/ bitt er den Jnngen Geſellen/ das er beydes den Brieff/ vnnd auch die Tafel dem Cardinal v- berlieferte/ So balt der junge Geſell gen Pa- riß koͤmpt/ daucht jhn/ er het gelegenheit dem Cardinal einen hohn an zu thun/ trifft einen Maͤhler an nach ſeinem wuͤntſch/ derſelb richt eine Tafel zu in der andern groͤß/ darinn ſtun- den der Cardinal zu Lothringen/ die Koͤnigin ſeine Tichtern/ des Koͤnigs Mutter/ vnnd des Hertzogen zu Guiſe Gemahl dem leben nach abcontrofeit/ nackent/ vmbfingen einander mit den Armen vmb den Halß/ vnnd hatten die Schenckel durch einander geſchlagen. Sol- che Tafel wickelt er in das ſeyden vnd gewaͤch- ſte gewand/ darin die ander gelegen hatte/ vnd vbergibts einem Secretario/ daß ers vnder des C

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/25>, abgerufen am 22.11.2024.