Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

sie aber den folgenden tag mit jhrer gewöhn-
lichen tracht kommen/ vnnd hat iren Vatter/
so vnmüthig gegen sie war/ in die Arm ge-
nommen. Da hat er sein freudt nicht behalten
können/ da er doch den vorigen tag seinen vn-
lust in sich gebissen/ dann er gesagt/ wie stehet
meiner Tochter diese tracht so viel zierlicher/
vnd gefelt mir so viel besser?

CLXXVI. Von Arnold Hertzog in
Geldern.

HErtzog Arnoldt zu Geldern Caroli
Groß HErr Vatter/ ward sehr vnwil-
lig vber den Hoff pracht/ trug nie kein
Seiden Kleidt/ sondern trug allweg
ein Lündisch wöllen Kleidt. Letzlich ward jm
ein Seiden Kleidt von Philips Hertzogen zu
Burgund verehrt. Mit diesem h[e]lt er kein ge-
präng/ zog es des Jahrs ein mahl oder zwey
an/ meinet/ seine wölln Kleydung seyen eben
so gut.

CLXXVII. Von Arnolden dem er-
sten Hertzogen zu Cleuen.

ARnold der erste Hertzog zu Cleuen has-
set vber die massen sehr die außlendische
trachten vnd vberflüssigen Pracht: Der-
wegen wolt er haben sein Sohn Joan-
nes der erste dieses Namens solt ein fein mes-
sig vnnd schlechte Hoffhaltung führen. Nach
dem aber derselb etliche Jahr in Franckreich
sich gehalten/ vergasse er seiner Vätterlichen

Sitten/

ſie aber den folgenden tag mit jhrer gewoͤhn-
lichen tracht kommen/ vnnd hat iren Vatter/
ſo vnmuͤthig gegen ſie war/ in die Arm ge-
nommen. Da hat er ſein freudt nicht behalten
koͤnnen/ da er doch den vorigen tag ſeinen vn-
luſt in ſich gebiſſen/ dann er geſagt/ wie ſtehet
meiner Tochter dieſe tracht ſo viel zierlicher/
vnd gefelt mir ſo viel beſſer?

CLXXVI. Von Arnold Hertzog in
Geldern.

HErtzog Arnoldt zu Geldern Caroli
Groß HErr Vatter/ ward ſehr vnwil-
lig vber den Hoff pracht/ trug nie kein
Seiden Kleidt/ ſondern trug allweg
ein Luͤndiſch woͤllen Kleidt. Letzlich ward jm
ein Seiden Kleidt von Philips Hertzogen zu
Burgund verehrt. Mit dieſem h[e]lt er kein ge-
praͤng/ zog es des Jahrs ein mahl oder zwey
an/ meinet/ ſeine woͤlln Kleydung ſeyen eben
ſo gut.

CLXXVII. Von Arnolden dem er-
ſten Hertzogen zu Cleuen.

ARnold der erſte Hertzog zu Cleuen haſ-
ſet vber die maſſen ſehr die außlendiſche
trachten vnd vberfluͤſſigen Pracht: Der-
wegen wolt er haben ſein Sohn Joan-
nes der erſte dieſes Namens ſolt ein fein meſ-
ſig vnnd ſchlechte Hoffhaltung fuͤhren. Nach
dem aber derſelb etliche Jahr in Franckreich
ſich gehalten/ vergaſſe er ſeiner Vaͤtterlichen

Sitten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="168"/>
&#x017F;ie aber den folgenden tag mit jhrer gewo&#x0364;hn-<lb/>
lichen tracht kommen/ vnnd hat iren Vatter/<lb/>
&#x017F;o vnmu&#x0364;thig gegen &#x017F;ie war/ in die Arm ge-<lb/>
nommen. Da hat er &#x017F;ein freudt nicht behalten<lb/>
ko&#x0364;nnen/ da er doch den vorigen tag &#x017F;einen vn-<lb/>
lu&#x017F;t in &#x017F;ich gebi&#x017F;&#x017F;en/ dann er ge&#x017F;agt/ wie &#x017F;tehet<lb/>
meiner Tochter die&#x017F;e tracht &#x017F;o viel zierlicher/<lb/>
vnd gefelt mir &#x017F;o viel be&#x017F;&#x017F;er?</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLXXVI.</hi></hi> Von Arnold Hertzog in<lb/>
Geldern.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>Ertzog Arnoldt zu Geldern Caroli<lb/>
Groß HErr Vatter/ ward &#x017F;ehr vnwil-<lb/>
lig vber den Hoff pracht/ trug nie kein<lb/>
Seiden Kleidt/ &#x017F;ondern trug allweg<lb/>
ein Lu&#x0364;ndi&#x017F;ch wo&#x0364;llen Kleidt. Letzlich ward jm<lb/>
ein Seiden Kleidt von Philips Hertzogen zu<lb/>
Burgund verehrt. Mit die&#x017F;em h<supplied>e</supplied>lt er kein ge-<lb/>
pra&#x0364;ng/ zog es des Jahrs ein mahl oder zwey<lb/>
an/ meinet/ &#x017F;eine wo&#x0364;lln Kleydung &#x017F;eyen eben<lb/>
&#x017F;o gut.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLXXVII.</hi></hi> Von Arnolden dem er-<lb/>
&#x017F;ten Hertzogen zu Cleuen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>Rnold der er&#x017F;te Hertzog zu Cleuen ha&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et vber die ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr die außlendi&#x017F;che<lb/>
trachten vnd vberflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Pracht: Der-<lb/>
wegen wolt er haben &#x017F;ein Sohn Joan-<lb/>
nes der er&#x017F;te die&#x017F;es Namens &#x017F;olt ein fein me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig vnnd &#x017F;chlechte Hoffhaltung fu&#x0364;hren. Nach<lb/>
dem aber der&#x017F;elb etliche Jahr in Franckreich<lb/>
&#x017F;ich gehalten/ verga&#x017F;&#x017F;e er &#x017F;einer Va&#x0364;tterlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sitten/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0176] ſie aber den folgenden tag mit jhrer gewoͤhn- lichen tracht kommen/ vnnd hat iren Vatter/ ſo vnmuͤthig gegen ſie war/ in die Arm ge- nommen. Da hat er ſein freudt nicht behalten koͤnnen/ da er doch den vorigen tag ſeinen vn- luſt in ſich gebiſſen/ dann er geſagt/ wie ſtehet meiner Tochter dieſe tracht ſo viel zierlicher/ vnd gefelt mir ſo viel beſſer? CLXXVI. Von Arnold Hertzog in Geldern. HErtzog Arnoldt zu Geldern Caroli Groß HErr Vatter/ ward ſehr vnwil- lig vber den Hoff pracht/ trug nie kein Seiden Kleidt/ ſondern trug allweg ein Luͤndiſch woͤllen Kleidt. Letzlich ward jm ein Seiden Kleidt von Philips Hertzogen zu Burgund verehrt. Mit dieſem helt er kein ge- praͤng/ zog es des Jahrs ein mahl oder zwey an/ meinet/ ſeine woͤlln Kleydung ſeyen eben ſo gut. CLXXVII. Von Arnolden dem er- ſten Hertzogen zu Cleuen. ARnold der erſte Hertzog zu Cleuen haſ- ſet vber die maſſen ſehr die außlendiſche trachten vnd vberfluͤſſigen Pracht: Der- wegen wolt er haben ſein Sohn Joan- nes der erſte dieſes Namens ſolt ein fein meſ- ſig vnnd ſchlechte Hoffhaltung fuͤhren. Nach dem aber derſelb etliche Jahr in Franckreich ſich gehalten/ vergaſſe er ſeiner Vaͤtterlichen Sitten/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/176
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/176>, abgerufen am 28.04.2024.