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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CLIV. Von Trunckenheit.

DJe Trunckenheit ist ein stück von der
vnsinnigkeit. Dann wo die truncken-
heit ist/ da herschet böse lüste vnnd
thorheit/ wie das Canon sagt distin.
35. Diß laster hat nicht allein in Teutschland/
sondern auch in Franckreich vnnd Jtalien/ ja
an allen orthen der Welt vberhandt genom-
men/ daß mann die nicht allein in den Wirts
Heussern/ sondern auch in Königlichen böffen
fur selig Preiset/ welche am meisten sauffen
können. Es ist die Trunckenheit ein schendli-
ches Pesch vnnd anreitzen zu allen bösen din-
gen. Danv was der Wein vor an weisung vnd
vrsach gabe zur vnzucht/ bezeugt der Poet/ da
er sagt:

Et Venus in vinis, ignis in igne urit.

Salomon sagt Proverb. 23. Nicht schaw den
Wein an/ daß er so roth ist/ vnnd im Glaß so
schön stehet| er gehet glat ein/ aber darnach
beist er wie ein Schlang/ vnnd sticht wie ein
Other. So werden deine Augen nach andern
Weibern sehen/ vnnd dein Hertz wirdt ver-
kerte ding reden/ vnd wirst sein/ wie einer der
mitten im Meer schleffet/ vnnd wie einer
schlefft oben auff dem Mastbaum. Es ist ein
schmehlich ding vmb die trunckenheit/ vnnd
wer sich damit vermischet/ der ist nicht weiß/
sagt Summus Pontifex in c. 3. distinct. 35.
Durch trunckenheit ist die erste Blutschandt
begangen worden/ wie in can. Sexto die 31.
dist. zu sehen.

Gleicher
K iij
CLIV. Von Trunckenheit.

DJe Trunckenheit iſt ein ſtuͤck von der
vnſinnigkeit. Dann wo die truncken-
heit iſt/ da herſchet boͤſe luͤſte vnnd
thorheit/ wie das Canon ſagt diſtin.
35. Diß laſter hat nicht allein in Teutſchland/
ſondern auch in Franckreich vnnd Jtalien/ ja
an allen orthen der Welt vberhandt genom-
men/ daß mann die nicht allein in den Wirts
Heuſſern/ ſondern auch in Koͤniglichen boͤffen
fur ſelig Preiſet/ welche am meiſten ſauffen
koͤnnen. Es iſt die Trunckenheit ein ſchendli-
ches Peſch vnnd anreitzen zu allen boͤſen din-
gen. Danv was der Wein vor an weiſung vnd
vrſach gabe zur vnzucht/ bezeugt der Poet/ da
er ſagt:

Et Venus in vinis, ignis in igne urit.

Salomon ſagt Proverb. 23. Nicht ſchaw den
Wein an/ daß er ſo roth iſt/ vnnd im Glaß ſo
ſchoͤn ſtehet| er gehet glat ein/ aber darnach
beiſt er wie ein Schlang/ vnnd ſticht wie ein
Other. So werden deine Augen nach andern
Weibern ſehen/ vnnd dein Hertz wirdt ver-
kerte ding reden/ vnd wirſt ſein/ wie einer der
mitten im Meer ſchleffet/ vnnd wie einer
ſchlefft oben auff dem Maſtbaum. Es iſt ein
ſchmehlich ding vmb die trunckenheit/ vnnd
wer ſich damit vermiſchet/ der iſt nicht weiß/
ſagt Summus Pontifex in c. 3. diſtinct. 35.
Durch trunckenheit iſt die erſte Blutſchandt
begangen worden/ wie in can. Sexto die 31.
diſt. zu ſehen.

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[133/0141] CLIV. Von Trunckenheit. DJe Trunckenheit iſt ein ſtuͤck von der vnſinnigkeit. Dann wo die truncken- heit iſt/ da herſchet boͤſe luͤſte vnnd thorheit/ wie das Canon ſagt diſtin. 35. Diß laſter hat nicht allein in Teutſchland/ ſondern auch in Franckreich vnnd Jtalien/ ja an allen orthen der Welt vberhandt genom- men/ daß mann die nicht allein in den Wirts Heuſſern/ ſondern auch in Koͤniglichen boͤffen fur ſelig Preiſet/ welche am meiſten ſauffen koͤnnen. Es iſt die Trunckenheit ein ſchendli- ches Peſch vnnd anreitzen zu allen boͤſen din- gen. Danv was der Wein vor an weiſung vnd vrſach gabe zur vnzucht/ bezeugt der Poet/ da er ſagt: Et Venus in vinis, ignis in igne urit. Salomon ſagt Proverb. 23. Nicht ſchaw den Wein an/ daß er ſo roth iſt/ vnnd im Glaß ſo ſchoͤn ſtehet| er gehet glat ein/ aber darnach beiſt er wie ein Schlang/ vnnd ſticht wie ein Other. So werden deine Augen nach andern Weibern ſehen/ vnnd dein Hertz wirdt ver- kerte ding reden/ vnd wirſt ſein/ wie einer der mitten im Meer ſchleffet/ vnnd wie einer ſchlefft oben auff dem Maſtbaum. Es iſt ein ſchmehlich ding vmb die trunckenheit/ vnnd wer ſich damit vermiſchet/ der iſt nicht weiß/ ſagt Summus Pontifex in c. 3. diſtinct. 35. Durch trunckenheit iſt die erſte Blutſchandt begangen worden/ wie in can. Sexto die 31. diſt. zu ſehen. Gleicher K iij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/141>, abgerufen am 02.05.2024.