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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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so man sehen mag im Blessischen Schloß/ da
ein Spanischer/ Engellendischer/ Jtalient-
scher/ vnnd Teutscher Schneider/ ein jeder sei-
ne Kleider nach seines Landts muster vnnd
art gemacht/ herfür langt/ als deren gewisse
vnnd stettige gestalt er für vnnd für gewust
habe. Aber der Frantzosiche Schneider bringt
herfür ein Tuch vnnd ein Schern/ damit er jm
ein Kleid möchte nach seinem gefallen zu rich-
ten/ sintemal sie für vnd für abwechßlen/ daß
Mann nicht wissen kann/ was fur ein gattung
der man haben wölle. Aber/ lieber GOtt/ es
haben heutiges tages die Teutschen den Fran-
tzosen hierin nicht allein gefolget/ sondern
thuns jhnen weit zuvor.

CXLVII. Von wahrer ehlichen Lieb.

ES schreibet Pontanus/ daß zu seiner
zeit etliche Tunetische Meer Rauber
einem Bawersmann das Weib ge-
nommen/ deßwegen sey er ins Meer
gesprungen/ hab gebeten/ sie solten jhn mit
seinem Weib hinweg führen. Die Meer rau-
ber verwunderten sich vber des Manns Hertz
vnnd trew/ erzehlten solches dem König so
balt sie gen Tunetum kommen/ der König/
ob er wol ein Heid vnnd Feindt des Christen-
thumbs war/ so verwundert er sich doch hoch
hieruber/ gab sie all beydt loß/ vnnd ließ
den Mann auff seinen leib
warten.

Von

ſo man ſehen mag im Bleſſiſchen Schloß/ da
ein Spaniſcher/ Engellendiſcher/ Jtalient-
ſcher/ vnnd Teutſcher Schneider/ ein jeder ſei-
ne Kleider nach ſeines Landts muſter vnnd
art gemacht/ herfuͤr langt/ als deren gewiſſe
vnnd ſtettige geſtalt er fuͤr vnnd fuͤr gewuſt
habe. Aber der Frantzoſiche Schneider bringt
herfuͤr ein Tuch vnnd ein Schern/ damit er jm
ein Kleid moͤchte nach ſeinem gefallen zu rich-
ten/ ſintemal ſie fuͤr vnd fuͤr abwechßlen/ daß
Mann nicht wiſſen kann/ was fur ein gattung
der man haben woͤlle. Aber/ lieber GOtt/ es
haben heutiges tages die Teutſchen den Fran-
tzoſen hierin nicht allein gefolget/ ſondern
thuns jhnen weit zuvor.

CXLVII. Von wahrer ehlichen Lieb.

ES ſchreibet Pontanus/ daß zu ſeiner
zeit etliche Tunetiſche Meer Rauber
einem Bawersmann das Weib ge-
nommen/ deßwegen ſey er ins Meer
geſprungen/ hab gebeten/ ſie ſolten jhn mit
ſeinem Weib hinweg fuͤhren. Die Meer rau-
ber verwunderten ſich vber des Manns Hertz
vnnd trew/ erzehlten ſolches dem Koͤnig ſo
balt ſie gen Tunetum kommen/ der Koͤnig/
ob er wol ein Heid vnnd Feindt des Chriſten-
thumbs war/ ſo verwundert er ſich doch hoch
hieruber/ gab ſie all beydt loß/ vnnd ließ
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warten.

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[128/0136] ſo man ſehen mag im Bleſſiſchen Schloß/ da ein Spaniſcher/ Engellendiſcher/ Jtalient- ſcher/ vnnd Teutſcher Schneider/ ein jeder ſei- ne Kleider nach ſeines Landts muſter vnnd art gemacht/ herfuͤr langt/ als deren gewiſſe vnnd ſtettige geſtalt er fuͤr vnnd fuͤr gewuſt habe. Aber der Frantzoſiche Schneider bringt herfuͤr ein Tuch vnnd ein Schern/ damit er jm ein Kleid moͤchte nach ſeinem gefallen zu rich- ten/ ſintemal ſie fuͤr vnd fuͤr abwechßlen/ daß Mann nicht wiſſen kann/ was fur ein gattung der man haben woͤlle. Aber/ lieber GOtt/ es haben heutiges tages die Teutſchen den Fran- tzoſen hierin nicht allein gefolget/ ſondern thuns jhnen weit zuvor. CXLVII. Von wahrer ehlichen Lieb. ES ſchreibet Pontanus/ daß zu ſeiner zeit etliche Tunetiſche Meer Rauber einem Bawersmann das Weib ge- nommen/ deßwegen ſey er ins Meer geſprungen/ hab gebeten/ ſie ſolten jhn mit ſeinem Weib hinweg fuͤhren. Die Meer rau- ber verwunderten ſich vber des Manns Hertz vnnd trew/ erzehlten ſolches dem Koͤnig ſo balt ſie gen Tunetum kommen/ der Koͤnig/ ob er wol ein Heid vnnd Feindt des Chriſten- thumbs war/ ſo verwundert er ſich doch hoch hieruber/ gab ſie all beydt loß/ vnnd ließ den Mann auff ſeinen leib warten. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/136>, abgerufen am 02.05.2024.