Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Saumpfad an der Bergwand einer jäh und wild herabfallenden Schlucht in die Höhe empor. In Folge eines furchtbaren Ungewitters war jedoch der Pfad an mehreren Stellen durch Abrutschung des Gesteines so stark beschädigt, daß er seit einigen Tagen nur zu Fuße zu begehen war. Wagen, Pferde und Maulthiere wurden also zurückgelassen, und man begann frohen Muthes hinanzusteigen. Mit jedem Schritte, den man vorwärts that, wurde der Abgrund zur Seite tiefer und tiefer, und endlich, als man schon in die Nähe des Klosters emporgeklommen war, schwindlig tief. Hier gelangte man zu der schwierigsten Stelle. Der Weg, der sich am äußersten Rande hinzog, wo der Fels weit über seine Grundveste hinausragte, war eine ziemliche Strecke ganz hinweggerissen, beinahe verschwunden, sodaß man nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Die Männer der Leibwache gingen unbedenklich weiter, aber auch die beiden Hofdamen. Nur die Prinzessin schien sich wider alles Erwarten zu besinnen und zu fürchten. Plötzlich wandte sie sich zu Arbogast, der noch mit einigen Leuten hinter ihr stand, und sagte: "Willst Du mir nicht die Hand geben und mich über die böse Stelle hinübergeleiten?" Saumpfad an der Bergwand einer jäh und wild herabfallenden Schlucht in die Höhe empor. In Folge eines furchtbaren Ungewitters war jedoch der Pfad an mehreren Stellen durch Abrutschung des Gesteines so stark beschädigt, daß er seit einigen Tagen nur zu Fuße zu begehen war. Wagen, Pferde und Maulthiere wurden also zurückgelassen, und man begann frohen Muthes hinanzusteigen. Mit jedem Schritte, den man vorwärts that, wurde der Abgrund zur Seite tiefer und tiefer, und endlich, als man schon in die Nähe des Klosters emporgeklommen war, schwindlig tief. Hier gelangte man zu der schwierigsten Stelle. Der Weg, der sich am äußersten Rande hinzog, wo der Fels weit über seine Grundveste hinausragte, war eine ziemliche Strecke ganz hinweggerissen, beinahe verschwunden, sodaß man nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Die Männer der Leibwache gingen unbedenklich weiter, aber auch die beiden Hofdamen. Nur die Prinzessin schien sich wider alles Erwarten zu besinnen und zu fürchten. Plötzlich wandte sie sich zu Arbogast, der noch mit einigen Leuten hinter ihr stand, und sagte: „Willst Du mir nicht die Hand geben und mich über die böse Stelle hinübergeleiten?“ <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/> Saumpfad an der Bergwand einer jäh und wild herabfallenden Schlucht in die Höhe empor. In Folge eines furchtbaren Ungewitters war jedoch der Pfad an mehreren Stellen durch Abrutschung des Gesteines so stark beschädigt, daß er seit einigen Tagen nur zu Fuße zu begehen war. Wagen, Pferde und Maulthiere wurden also zurückgelassen, und man begann frohen Muthes hinanzusteigen. Mit jedem Schritte, den man vorwärts that, wurde der Abgrund zur Seite tiefer und tiefer, und endlich, als man schon in die Nähe des Klosters emporgeklommen war, schwindlig tief. Hier gelangte man zu der schwierigsten Stelle. Der Weg, der sich am äußersten Rande hinzog, wo der Fels weit über seine Grundveste hinausragte, war eine ziemliche Strecke ganz hinweggerissen, beinahe verschwunden, sodaß man nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte.</p> <p>Die Männer der Leibwache gingen unbedenklich weiter, aber auch die beiden Hofdamen. Nur die Prinzessin schien sich wider alles Erwarten zu besinnen und zu fürchten. Plötzlich wandte sie sich zu Arbogast, der noch mit einigen Leuten hinter ihr stand, und sagte: „Willst Du mir nicht die Hand geben und mich über die böse Stelle hinübergeleiten?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
Saumpfad an der Bergwand einer jäh und wild herabfallenden Schlucht in die Höhe empor. In Folge eines furchtbaren Ungewitters war jedoch der Pfad an mehreren Stellen durch Abrutschung des Gesteines so stark beschädigt, daß er seit einigen Tagen nur zu Fuße zu begehen war. Wagen, Pferde und Maulthiere wurden also zurückgelassen, und man begann frohen Muthes hinanzusteigen. Mit jedem Schritte, den man vorwärts that, wurde der Abgrund zur Seite tiefer und tiefer, und endlich, als man schon in die Nähe des Klosters emporgeklommen war, schwindlig tief. Hier gelangte man zu der schwierigsten Stelle. Der Weg, der sich am äußersten Rande hinzog, wo der Fels weit über seine Grundveste hinausragte, war eine ziemliche Strecke ganz hinweggerissen, beinahe verschwunden, sodaß man nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
Die Männer der Leibwache gingen unbedenklich weiter, aber auch die beiden Hofdamen. Nur die Prinzessin schien sich wider alles Erwarten zu besinnen und zu fürchten. Plötzlich wandte sie sich zu Arbogast, der noch mit einigen Leuten hinter ihr stand, und sagte: „Willst Du mir nicht die Hand geben und mich über die böse Stelle hinübergeleiten?“
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